Die Haltung macht’s

Bio-Kühe leben besser

Es ist ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt – denn Tierschutz hört ja nicht beim eigenen (oder den eigenen sieben, acht, neun 🙂 ) Hund auf. Und nachdem Hundefutter nun einmal zu hoffentlich 50 Prozent aus Fleisch besteht, hat das Thema eben doch mit Hundehaltung zu tun.

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Auch Bio-Kühe müssen Leistung bringen – die Milchkühe ca. 7000 Liter im Jahr. Die Superküheder konventionellen Milchindustrie erreichen dabei 10 000 Liter und mehr: Kühe sollen in immer kürzerer Zeit immer mehr Milch liefern. Immerhin denken aufgrund der Milch-Krise immer mehr Landwirte darüber nach, ihren Betrieb auf nachhaltige, artgerechteTierhaltung umzustellen: „Die Anfragen an uns für eine Umstellungsberatung haben deutlich zugenommen“, erklärt Elmar von Seck von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als Experte für ökologischen Landbau.

Die Auflagen für Bio-Bauern sind streng: Sie dürfen nicht mehr als zwei Kühe pro Hektar Land halten, das sie bewirtschaften. Dadurch soll eine Überdüngung (durch Gülle) vermieden werden. In der konventionellen Rinderhaltung gibt es diese Auflagen nicht.

Rinder, die im Freien Auslauf bekommen, sind selten geworden – auch, weil es nicht genug Platz gibt in Deutschland. Öko-Bauern werden von den Bio-Verbänden immerhin dazu angehalten, ihre Tiere vor allem im Sommer auf die Weide zu bringen.

Fressen ist das halbe Kuhleben

Der Tagesablauf eines Rindviechs ist straff strukturiert: Fressen, verdauen und wiederkäuen. Fressen, verdauen, wiederkäuen – usw. Eine Kuh frisst rund 20 Kilogramm Futter am Tag. Für das Prädikat „Bio“ müssen die Bauern strenge Regeln einhalten: Laut Öko-Verordnung der EU muss das Futter zu 100 Prozent aus ökologischer Herstellung stammen. Verbände wie Demeter, Bioland und Naturland sind sogar noch strenger: Sie verlangen, dass mindestens die Hälfte des Futters auf eigenen Flächen oder mit einem regionalen Partner erzeugt wird. Außerdem müssen die Betriebe im Sommer mindestens 50 Prozent Grünfutter anbieten – das schränkt den Einsatz von Silage deutlich ein.

Das macht Milch und Fleisch von Bio-Rindern deutlich gesünder. Bio-Milch enthält z.B. 50 Prozent mehr Omega 3-Fettsäuren und deutlich mehr Linolsäure, Eisen und Vitamin E.

Das Zufüttern von Kraftfutter ist auch im Bio-Bereich nicht ungewöhnlich, nur der Anteil soll gering gehalten werden. Die vier Mägen des Rinds sind dafür nicht gemacht: Rinder brauchen vor allem Heu, Gras und weiteres so genanntes Rauhfutter, das sie wiederkäuen können.

Soja dürfte verfüttert werden, kommt aber im Bio-Bereich kaum vor -eben weil ja 50% des Futters selbst erzeugt werden muss. Soja wird in Deutschland kaum angebaut und muss importiert werden. Der größte Teil kommt aus Südamerika, wo für den Anbau Regenwälder abgeholzt werden – außerdem sind laut einer Studie des WWF 80 Prozent des südamerikanischen Sojas gentechnisch verändert (achten Sie mal darauf, wie viele Soja-Produkte mit dem Logo „Ohne Gentechnik“ verziert sind!).

Bio-Bauern füttern stattdessen als Eiweißträger eher Ackerbohnen, Luzerne und Lupinen, Mais und Weizenkleie., häufig auch Abfallprodukte der Getreidemühlen und Ölpressen, also Raps-, Sonnenblumen- und Leinöl.

Ob eine vegane Ernährung von Mensch (und Hund) eine Alternative ist, ist schwer zu beurteilen – auf jeden Fall würde sie Milliarden vonMenschen die Existenzgrundlage nehmen. Mit allen Informationen, die wir heutzutage haben, kommen wir allerdings nicht darum herum, beim Einkauf von Fleisch- und Milchprodukten auf die Herkunft und Herstellungsweise zu achten. Die strengen deutschen Lebensmittelgesetze machen es dem Kunden hierzulande relativ einfach.

Schlachtet Bio sanfter?

In Deutschland wurden 2013 laut Statistischem Bundesamt 3,5 Millionen Rinder, 58 Millionen Schweine und 700 Millionen Stück Geflügel geschlachtet. Bei Schweinen und Geflügel liegt der Bio-Anteil weit unter einem Prozent, bei Rindern sind es gut drei Prozent. Auch Bio-Tiere enden in einem normalen Schlachthof, der allerdings eine Bio-Zertifizierung braucht. Die besagt allerdings nur, dass die Bio-Tiere in einem eigenen Arbeitsgang, getrennt von konventionellen Tieren, geschlachtet und verarbeitet werden müssen. Für das Schlachten von Bio-Tieren gelten die selben EU-weit einheitlichen Regelungen wie für konventionell gehaltene Tiere. Diese Vorschriften sind unzureichend, sagt der Deutsche Tierschutzbund, der regelmäßig Schlachthöfe inspiziert. Schlachten muss vor allem schnell gehen und billig sein: „In deutschen Schlachtbetrieben stehen überwiegend aus Osteuropa kommende und zu sklavenähnlichen Bedingungen arbeitende Werkvertragsarbeiter an den Fließbändern“, beklagt Matthias Brümmer von der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten in einer Ausgabe des „Kritischen Agrarberichts“. Skandalös seien nicht nur die Löhne, sondern auch die Arbeits- und Sozialbedingungen.

Für diese großen Fließbandschlachthöfe sind die kleinen Mengen an Bio-Tieren nicht interessant. Sie stören da nur die Abläufe. Es sind eher kleine bis mittelgroße Schlachthöfe, die an ein, zwei Tagen Bio-Tiere schlachten. Größter Bio-Schlachter im Südwesten ist die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft „Schwäbisch Hall“, in Bayern gehört „Chiemgauer Naturfleisch“ zu den wichtigsten Herstellern von Bio-Fleischwaren. Gemeinsam mit einer Metzgerei aus der Region hat die Firma ein Schlachthaus gebaut, weil man das „Thema Schlachtung“ mitgestalten wollte.

Rund 20 Rinder und 100 bis 150 Schweine schlachtet Chiemgauer Naturfleisch jede Woche. Viele Bauern liefern ihre Tiere selbst an. Die Schweine am Abend vorher, damit sie sich über Nacht beruhigen können. „Bei Rindern bringt eine Ruhephase nichts, die werden möglichst gleich geschlachtet und die Anlieferung so getaktet, dass die Tiere nicht warten müssen“, erklärte Geschäftsführer Tom Reiter in einem Interview mit „Schrot und Korn“. Beim Schlachten selbst soll eine möglichst ruhige und konzentrierte Atmosphäre herrschen. Im Gegensatz zu einer industriellen Schlachtung ist hier der Prozess nicht zergliedert, sondern handwerklicher. Ein Schlachter betreut den ganzen Ablauf, so dass er auf das einzelne Tier eingehen kann.

Daneben gibt es noch kleine Bio-Schlachtbetriebe, die zumeist den Naturkostfachhandel beliefern oder ihre Produkte regional vermarkten. Bakenhus gehört dazu, die Biomanufaktur Havelland, der Packlhof und die Herrmannsdorfer Landwerkstätten. Zahlreiche Bio-Bauern arbeiten auch mit Metzgereien, die selbst schlachten. Deren Zahl ist allerdings in den letzten Jahren gesunken: Die hohen Anforderungen der EU-Hygieneverordnung haben viele kleine Schlachter und kommunale Schlachthöfe zum Aufhören gezwungen. In manchen Bundesländern gibt es nur noch eine Handvoll zertifizierter Bio-Schlachter.

Das bedeutet wenig Auswahl für die Bio-Bauern wenn sie versuchen, den Transport zum Schlachthof möglichst kurz zu halten, um den Tieren Stress zu ersparen. Die meisten Anbauverbände begrenzen die Transporte zum Schlachthof auf vier Stunden oder 200 Kilometer (konventionell sind acht Stunden ohne Pause erlaubt). Bei Bio-Verbänden verboten sind elektrische Treiber und Beruhigungsmittel, vorgegeben ist Einstreu für Wiederkäuer und Schweine beim Transport und in den Ruhebuchten am Schlachthof.

Die meisten Bio-Verbände regeln Details wie die maximale Tierzahl je Transportfahrzeug oder den Freiraum über den Köpfen der Tiere. Nur Demeter macht in seinen Richtlinien keine konkreten Vorgaben, sondern beschränkt sich auf einen Appell: „Man muss sich bewusst machen, dass zu Beginn der Fleischverarbeitung der Tod eines beseelten Wesens steht.“ Hoffentlich machen sich das auch die unter Zeitdruck stehenden Fahrer bewusst.

Sicher ist: Bewusstes Einkaufen kann die Welt eben doch verbessern. Ein bisschen wenigstens.

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1 Kommentare

  1. Dr. Johannes Schuchlenz

    Deckt sich weitgehend mit meiner Meinung. Der nächste und wichtigste Schritt ist jedoch, den Fleischkonsum auf das Ausmaß von vor 50 Jahren reduzieren – 1x pro Woche.
    Noch besser ist ist mein Zugang zum Fleischkonsum – seit 27 Jahren auf Null reduziert. Ist mein Beitrag zum Verhindern von „unmenschlichem“ Tierleid.

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