Wie gebunden wären Sie denn gerne?

Foto: Debra Bardowicks

Der zweithäufigste Satz, den ich immer wieder höre, ist: „“Wir hätten auch gerne einen Hund, aber damit ist man so angebunden.“ Wobei sich das „„Angebundensein“ vor allem auf die Ferienzeit zu beziehen scheint.

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Klar ist man mit einem Hund angebunden. Andererseits kommt „“gebunden sein“ doch von Bindung. Bindung hat mit der Beziehung zwischen zwei Menschen oder zwischen Mensch und Hund zu tun. Würde ich keine Familie haben wollen, damit ich an Weihnachten nicht vor dem Problem stehe: Wohin mit Oma?

Manche Hundehalter ziehen ihren Hund sogar regelmäßigen Ferien in der Karibik vor, weil ihr Hund eine Art „“tägliche Ferien“ für sie ist. Die Gassirunde, die man tagaus, tagein im immergleichen Tempo geht, wird durch den Hund eben doch zu einem spannenden Ausflug. Die Qualität einer Beziehung lässt sich dabei nur am Grad des Vertrauens messen. Meine Hunde haben mich hunderte von Malen beruhigt und besänftigt. In unheimlichen Kindheits-Nächten haben sie dafür gesorgt, dass Albträume mir nicht folgen konnten.

Bis heute traue ich mich mit meinen Hunden überall hin, ob Tag oder Nacht, weil ich weiß, dass ich mit ihnen völlig in Sicherheit bin. „“Unverbindliche“ Beziehungen haben wir doch alle schon mehr als genug: Zu Facebook-Freunden, zu den Nachbarn, zur Verkäuferin in der Bäckerei. Lauter Beziehungen, die uns in keine Rücksicht abverlangen und uns unsere Zeit frei einteilen lassen. Aber Hund und Mensch verknüpft ein unsichtbares Band – eine Art Geheimbund, die meinen Hunden und mir erlaubt, einander fast blind zu vertrauen. Das kann niemand wissen, der derlei nie erlebt hat.

Eine Bindung zwischen Mensch und Hund muss wie jede Beziehung wachsen und gepflegt werden. Anfangs ist das Band meist noch dünn, aber im Laufe der Zeit kann man es dicker, reißfest und stabiler machen. Das passiert nicht von alleine: Wie an jeder Beziehung muss man auch an der Beziehung zum Hund arbeiten, muss gemeinsame Abenteuer und Dramen erleben, eine Liebesgeschichte zulassen und Enttäuschungen über einander hinnehmen können: Die gehören zur Zweisamkeit dazu. Ohne Zweisamkeit keine Beziehung, ohne Beziehung keine Bindung. Das ist mir das Bisschen Bürsten, Spazierengehen, Spielen und Staubsaugen wert.

Übrigens ist der häufigste Satz, den ich zu hören bekomme: „“Hunde machen doch so viel Arbeit!“ Das stimmt wirklich. Viel mehr als z.B. ein Fernseher. Aber versuchen Sie mal, mit einem Fernseher Frisbee zu spielen.

vom 9.9.2012

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