Die Hundepfeife – konditionierter Rückruf für brenzlige Situationen

Damit Ihr Hund im Notfall wirklich kommt

Wer einen Hund hat, der auch nur den Ansatz von Jagd- oder Hetztrieb besitzt, weiß, dass man derlei Hunden nicht „abgewöhnen“ kann: Der Hetztrieb ist ein Reflex, den man nicht verhindern – aber durchaus unterbrechen kann. Ich habe gleich mehrere Hunde, die der Jagd durchaus nicht abgeneigt sind, und gleich ums Haus so viele Rehe wie Bäume. Einfach davonjagen ist verboten. Unterbrechen kann man derlei am besten, wenn man ein Rückruf-Signal aufbaut, das den Hund sofort zum Umdrehen und Zurückkommen bringt. Dafür kann man einen bestimmten Ruf aufbauen – der Vorteil ist, dass man seine Stimme immer dabei hat, aber eben auch möglichst durchdringend und laut sein muss.

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Der Nachteil der Stimme ist häufig, dass die Stimm-Frequenz oft nicht sehr weit trägt, oder -wie z.B. in meinem Fall – die Stimme recht dunkel ist und nicht sehr laut wird, oder man in der Stimme immer auch Emotionen transportiert wie Angst, Wut oder Verzweiflung, was den Hund sehr irritieren kann. Viele Leute trauen sich auch nicht, im Wald oder Park herumzubrüllen aus Angst, die Aufmerksamkeit anderer Spaziergänger auf sich zu ziehen. Ich persönlich arbeite am allerliebsten mit einer Hundepfeife, und am allerliebsten mit einer Hundepfeife aus Horn mit einem einfachen (also ohne Triller), möglichst hellen Ton. Meine Pfeife ist aus Rehgehörn, die so lange halten, dass man sie getrost an Kinder und Kindeskinder vererben kann, und auch Generationen von kleinen scharfen Welpenzähnen aushalten, falls die die Pfeife einmal erwischen.

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Mit dem Rückruf-Pfiff soll beim Hund der Reflex ausgelöst werden, sofort zurück zu kommen, nicht mehr über das nachzudenken, was er gerade tut oder tun möchte. Diesen Reflex löst man am besten über klassische, Pavlov’sche Konditionierung aus: Die Belohnung für das Kommen auf Pfiff muss ein absoluter Jackpot sein: Wiener Würstchen, Leberwurst, Katzenfutter oder sein Lieblingsspielzeug – Sie werden bald herausfinden, was für Ihren Hund den „Jackpot“ darstellt. Für besonders ballverrückte Hunde ist das Werfen eines Balls eine super Ersatzbeute, die er in jedem Fall erreicht (die Jagd ist also erfolgreich). Wichtig ist, dass diese Belohnungen, Ball, Leberwurst etc. AUSSCHLIESSLICH für den konditionierten Rückruf verwendet werden. Es ist DIE Chance des Hundes, aus heiterem Himmel diesen Hauptgewinn zu machen. Seine einzige Chance.
Mit der Zeit werden sich auf den Pfiff körperliche Reaktionen einstellen: er wird sich instinktiv – also automatisch – umdrehen, sobald er den Pfiff hört. Das nennt man „operante Konditionierung“.

Die ersten Male rufen Sie den Hund, solange er noch ganz in Ihrer Nähe ist und nicht abgelenkt. Sie pfeifen – falls er direkt neben ihnen steht, nicht so laut! – und geben ihm eine Handvoll Würstchen. Schon mit diesem ersten Pfiff versteht Ihr Hund: Das Geräusch bedeutet, ich bekomme etwas Supertolles! Laufen Sie weiter. Sobald Ihr Hund sich ein bisschen entfernt hat und keine Ablenkung besteht, pfeifen Sie und laufen eilig los in die andere Richtung – damit wird der Reiz, Ihnen zu folgen, noch emotional verstärkt. Sobald er bei Ihnen ist, freuen Sie sich ganz ungeheuerlich und belohnen ihn wieder mit einer Handvoll der Superbelohnung. Machen Sie einen echten Hurra-Moment daraus, geben Sie Ihrem Hund das Gefühl er sei ein Superheld.

In zwei, drei Tagen wiederholen Sie das schöne Spiel. Dann wieder zwei Tage Pause, damit das Gelernte „sich setzen“ kann. Das alles machen sie in dieser Art über drei Wochen, dann hören Sie auf, nach jedem Pfiff in die andere Richtung zu galoppieren. Sie freuen sich ein bisschen ruhiger. Sie pfeifen, gehen zwei, drei Schritte rückwärts, Hund kommt sofort, bekommt seinen Jackpot. Schrauben Sie die Menge der Belohnung langsam herunter – sonst kann Ihr Hund dem Wild bald sowieso nicht mehr folgen, weil er viel zu dick ist (Belohnungen immer von der Mahlzeit abziehen!).
Dann beginnen Sie, leichte Ablenkungen einzubauen. Sie pfeifen, wenn Ihr Hund von Weitem vielleicht einen anderen Hund sieht, er kommt zu Ihnen, bekommt einen Jackpot – und darf dann mit Ihnen zusammen zu dem anderen Hund. Wenn Ihr Hund eine Katze sieht: Pfiff! Dabei spielt die Entfernung der Katze eine sehr wichtige Rolle: Wenn sie sehr weit weg ist, müsste man den Hund mit dem konditionierten Pfiff leicht abrufen können – rennt sie allerdings vor dem Hund aus einem Gebüsch auf eine Mauer, ist der Hetzreiz ausgesprochen stark. Variieren Sie die Art der Ablenkungen. Machen Sie immer weiter bestimmte „Einheiten“ : Ein Pfiff mit leichter Ablenkung, ein Pfiff ohne Ablenkung (aber übertreiben Sie es nicht, damit Sie nicht am Ende der Trainingszeit einen Hörsturz erleiden).

Je nach Hund dauert es ca. drei bis vier Monate, bis der Pfiff wirklich zuverlässig zu einer klassischen Konditionierung aufgebaut ist. Es ist sehr wichtig, die ersten 30 oder 40 Pfiffe (über einen weiten Zeitraum verteilt) ohne bzw. nur mit ganz leichter Ablenkung konsequent aufzubauen. Benutzen Sie den Pfiff nicht zu früh, um Ihren Hund beispielsweise von Wild abzurufen, sondern gehen Sie in dieser Zeit lieber in Gegenden spazieren, in denen es zu solchen Begegnungen nicht kommen kann.

Mussten Sie den konditionierten Rückruf einsetzen, ohne den „Jackpot“ dabei zu haben., dann wiederholen Sie möglichst sehr bald den Pfiff ohne Ablenkung, aber mit Jackpot. Und weil Hunde keine Computer sind, müssen Sie den konditionierten Pfiff regelmäßig wiederholen – wenigstens einmal im Monat mit einer Belohnung, die für Ihren Hund völlig unwiderstehlich ist, damit die Konditionierung aufrechterhalten bleibt.

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1 Kommentare

  1. Monika Löschenberger

    Hallo, wir sind mit unserem Podencomädchen im Moment nicht Schleppleine unterwegs. Ist das ok zum üben oder lieber ohne ?

    Liebe Grüße Monika und Trudi

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