Leishmaniose- und andere Hunde mit Migrationshintergrund

Ich hatte vor Kurzem eine Unterhaltung über Leishmaniose. Oder eher: Über die Hunde aus dem ausländischen Tierschutz, die an Leishmaniose erkrankt sind.

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Sie sei dagegen, dass man Hunde aus dem Ausland adoptiere, erklärte die Dame mir, eben weil sie diese Krankheiten übertragen könnten. Ich erklärte ihr, dass die Chance, dass sich ein gesunder Hund durch einen infizierten Hund ansteckt, extrem gering sei. Ja, aber aufgrund dieser Hunde hätten wir nun Sandmücken hier. Nein, erklärte ich, die Sandmücken hätten wir mittlerweile hierzulande, weil wir alle andauernd mit Kind und Kegel und Wohnmobil in südliche Länder reisen und dadurch die ein oder andere Sandmücke per Transit eingeführt wird.

Mit Leishmanien infizierter Hund

Außerdem, sagte ich, wisse man bei seriösen Tierschutzorganisationen normalerweise vor der Reise nach Deutschland, ob ein Hund von Mittelmeerkankheiten befallen sei oder nicht. Ja, aber die Leute wüßten ja nicht, was eine seriöse Organisation sei. Und die könnten sich die Tablette Allopurinol nicht leisten. Das seien etwa 20 Euro im Monat, meinte ich. Ja, und das sei für diese Leute schon zuviel.

Hm.

Ich glaube, das Missverständnis fängt schon ganz woanders an.

Es beginnt mit der Hoffnung, durch Ebay oder den Tierschutz günstig an einen Hund znkommen. Aber Hunde aus dem Tierschutz sind nicht die „billigeren“ Hunde – auch wenn ihr „Anschaffungspreis“ vielleicht nur bei mehreren hundert Euro liegt. Im Gegenteil: Hunde aus zweiter Hand sind anschließend häufig teurer als solche von sorgfältigen Züchtern, denn diese Hunde sind häufig nicht geimpft, haben HD oder ED, weil sie von Vermehrern stammen – ganz abgesehen davon, dass Erbkrankheiten immer vorkommen können, deren Behandlung sehr teuer sein kann. Völlig egal also, wo ein Hund her kommt: Teuer können sie in jedem Fall werden. Von meinen Hunden aus 2. Hand hatte mein Galgo Nano hartnäckige Milben und Giardien, die mich neben Arztterminen und den Medikamenten zwei Teppiche kosteten. Außerdem hat er eine Schilddrüsenerkrankung und braucht zweimal täglich Forthyron. Meine Galga Amali  brach sich, weil sie das laufen ohne Leine nicht ausreichend gewohnt war, das Bein, was mich insgesamt ca. 1700 Euro kostete. Mein Galgo Aslan schlitzte sich beim Rennen im Garten (auch, weil Galgos eben das „normale“ rennen und laufen ohne Leine in unübersichtlichem Gelände nicht gewohnt sind) die Innenseite des Oberschenkels auf, was viele, viele hundert Euro an Tierarztbesuchen, Medikamenten und Verbänden. Mein Labrador Jack braucht regelmäßig Schilddrüsenmedikamente und Prednisolon, ein niedrig dosiertes Kortison. Nur Barthl braucht nix, und keiner meiner Hunde, die ich von Züchtern habe, braucht derlei – aber das ist auch nur Zufall.

Shit happens. Krankheit passiert. Leishmaniose ist eine besonders blöde Krankheit, weil es schubweise passiert und den Hunden zwischendurch immer wieder sehr schlecht gehen kann. Man braucht einen Arzt, der sich mit Leishmaniose auskennt und ständig weiter bildet, damit der behandelnde Tierarzt nicht auf die Idee kommt, dem Hund Kortison zu geben (denn Kortison ist ein Immunrepressant, und ein schlechtes Immunsystem ist ja genau das Problem), und einer, der nicht sauer wird, weil es anscheinend eine Krankheit ist, die wir hierzulande „nicht verdient“ haben.

Ich kenne Hunde mit Leishmaniose, die inzwischen 16 Jahre alt sind und damit sehr gut leben – meine Freundin Ursula Löckenhoff hat so einen, Macano, der mittlerweile nicht mehr so toll aussieht, aber welcher Hund tut das schon in diesem Alter. Als ich noch den Verein „Tierschutz Spanien“ unterstützte, gab es eine junge Galgohündin, die mit schwerster Leishmaniose-Erkrankung auf der Straße aufgegriffen wurde und ausahe, als wäre sie mindestens zwölf. Nach einem Dreivierteljahr auf ihrer Pflegestelle war sie wunderschön, das Fell glänzend, das vorher weiße Gesicht wieder voll pigmentiert. Ihr Immunsystem funktionierte wieder (schon, weil sie keinen Streß mehr hatte), sie war albern, jung und hinreißend.

Und ja, wir haben wieder Staupe, weil Hunde aus dem Ausland ungeimpft ins Land gebracht werden und unsere (ungeimpften) Hunde anstecken. Das liegt aber nicht an ihrem Migrationshintergrund oder daran, dass man „Hunde aus diesen Ländern“ holt – sondern  daran, dass Leute aufgrund der „Geiz ist geil“-Mentalität Billighunde kaufen. Hunde von seriösen Züchtern werden auch in der Tschechei und in Polen geimpft. Hunde von Welpenhändlern aus diesen Ländern, die zwischen drei- und fünfhundert Euro kosten, meistens nicht.

Es gibt keine Garantie für gesunde Hunde. Wenn Verpaarung und Aufzucht vorbildlich waren, stehen die Chancen ziemlich gut, aber selbst dann kann irgendwas sein.

Die Angst vor Krankheiten sollte uns nicht daran hindern, Hunde zu adoptieren oder uns überhaupt einen Hund anzuschaffen. Wir müssen uns aber im Klaren darüber sein, dass es teuer werden kann.

Im Leben wird einem außer Liebe nichts geschenkt.

 

 

 

mehr dazu auch hier: http://www.lumpi4.de/leishmaniose-beim-hund-11714746/

 

 

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1 Kommentare

  1. Liebe Katharina,

    vielen Dank erstmal für deine informative Homepage.Als Hundeanfänger les ich dankbar jede neue Information.Eine Frage hab ich: Ab Februar zieht Stipe bei mir ein-einHund aus dem Tierschutz. hast du Erfahrung mit Flohmitteln?-ich wollte ihm gern solche mittel wie Frontline ersparen, weil die neurologische Spät-und Sofortfolgen haben können.Bis auf den Flohkamm und die Badewanne hab ich noch nichts brauchbares an Alternative recherchieren können. ich würd mich sehr freuen, von dir zu lesen und sende liebe Weihnachtsgrüße!

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