Neues aus dem Hunde-Bullerbü

Von meinem Schreibtischfenster aus sehe ich, wie draußen leise der Graupel rieselt, Pfützen stehen auf dem Weg, kein Katzenschwanz zu sehen. Die Hunde liegen fast ausnahmslos in meinem Bett oder wenigstens in unserem Schlafzimmer, img_7436nur neben mir wurschtelt der Ausnahmehund Barthl auf einem Karton herum, den er akribisch in kleine Fitzel schreddert. Es ist ein größeres Projekt, an dem er bereits seit einer Woche arbeitet. Zwischendurch macht er kleine Pausen und legt sich auf den Karton in die Fitzel und schläft eine Runde, wenn er nicht – wie jetzt gerade – auf die Idee kommt, die Nebelwölkchen aus dem Luftbefeuchter zu fangen. Er sitzt mit erhobener Pfote da und starrt sie an, bis der richtige Moment gekommen zu sein scheint und er zuschlägt. Woran er den „richtigen Moment“ festmacht, ist nicht zu erkennen. Jetzt versucht er gerade, seine kleine schwarze Nase in die Lüftungsöffnung zu stecken und muss wie verrückt niesen.

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Das kommt davon, wenn man seine Nase in alles steckt, was einen nichts angeht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der andere Ausnahmehund liegt hinter mir und schnarcht wie ein besoffener Bierkutscher: Jack der Labrador. Labradore gehörten immer entfernt zu meinem Leben, meine Onkels haben alle welche, in klassischem schwarz und manchmal blond. Interessiert haben sie mich aber nie besonders, sie waren mir zu unkompliziert, und ich gehöre zu denen, die Herausforderungen und Kapriziosen schätzen. Aber jetzt habe ich einen: Jack wird bei uns bleiben. Seine Besitzer haben sich lange überlegt, dass sie ihm nicht das Leben bieten können, das er hier hat, die Hundefreunde, den vielen Besuch, die Pflege, die Ansprache. Bei ihnen wäre er ganz und gar ohne Hunde (weit und breit wohnt keiner), und außerdem viel alleine, denn die Kinder sind alle aus dem Haus, und wenn sie mitsamt Enkeln zu Besuch kommen, hört sich das eher nach Heuschreckenplage an denn nach Entertainment.

An seinem ersten Tag bei uns - und heute

An seinem ersten Tag bei uns – und heute

 

An die Andersartigkeit des Lebens mit Labradoren habe ich mich ja schon gewöhnt seit August. Während die Windhunde so elegant trinken, dass man ihnen auch aus einem Teetässchen etwas anbieten könnte, verteilt Jack beim Trinken aus unseren wirklich großzügig bemessenen Wassernäpfen einen Großteil des Wassers auf dem Küchenboden, was Barthl begeistert für Fußbäder nutzt.

Und obwohl wir morgens den Spaziergang mit allen Hunden gleichzeitig machen, ist Jack immer ungleich viel nasser und schlammiger als die anderen – mit Ausnahme von Barthl, versteht sich, der nach jedem herbstlichen Spaziergang aussieht, als habe man ihn einmal durch ein Schlammloch gezogen. Der Verbrauch an Handtüchern ist massiv gestiegen, ich wische mittlerweile täglich (manchmal sogar zweimal), und der Grund sind immer riesengroße Matschabdrücke, und daneben ganz, ganz kleine._nm50099-2

Aber er ist natürlich ein hinreißender Hund. Er hat selber entschieden, hierbleiben zu wollen: Zweimal war es so weit, dass er nach Hause reisen sollte, zweimal bekam er sofort wieder kleine Hautentzündungen. Ansonsten ist die Haut völlig abgeheilt, er riecht gut (schließlich bekommt er nur unser handgeklöppeltes Biofutter und ausgesuchte Leckerchen, die seinen Hautstoffwechsel unter keinen Umständen beeinträchtigen können) und glänzt, dass man ihn in jeder Shampoo-Werbung einsetzen könnte. Nur seine Arthrose macht mir große Sorgen: Gerade jetzt, wo es kalt und feucht ist, hat er offenbar starke Schmerzen, die Zaubermittel scheinen nicht (mehr?) zu wirken. Ich gebe ihm drei Tage hintereinander Metacam, dann machen wir wieder eine Pause, dann wieder Metacam. Mit Barthl und Nano verbindet ihn eine tiefe Männerfreundschaft, obwohl Barthl ihm (und allen anderen) mit seinem Duracell-Hasen-Temperament zwischendurch auch ziemlich auf die Nerven geht. Mit Nano spielt er morgens im oberen Flur ausgiebig das Krokodilspiel, und im Garten tobt er hinter Aslan her, der ihn auch immerzu zum Spielen auffordert. Dass er natürlich nicht hinterher kommt, spielt keine Rolle: Er stellt sich strategisch günstig an einer der Rennschleifen auf und passt die Raser ab wie ein Polizist, der seine Kelle vergessen hat.

 

Und überhaupt, Aslan: Der bleibt auch hier. Er hat sich hier unglaublich gut gemacht und fügt sich ein, als wäre er schon immer hier gewesen.  Neulich kam eine Freundin von mir zu Besuch, die er noch nicht kannte, aber auf einmal mitten im Flur stand (wir kennen uns, seit wir 15 waren, mit Klingeln hält sie sich also nicht erst auf): Aslan, der Tapfere flippte keineswegs aus, bellte sie zwar an, aber mehr im Tonfall: „Noch nie was von Klingeln gehört, oder was?“.

img_7399Sobald sie am Küchentisch saß, forderte er sie auf, sein edles, wenn auch etwas strubbeliges Hinterteil zu kraulen. Zweimal in der Woche fahren wir irgendwo hin, wo mehr und vor allem: fremde Menschen sind, und marschieren todesmutig an Gruppen mit älteren Damen vorbei, Ehepaaren mit Hunden und Kindern mit Laufrädern. Er bekommt nur noch Bachblüten, das reicht, und ansonsten ist er ein sehr verschmuster, sehr bescheidener Hund, draußen wild und albern mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, wenn er rennen darf. Wir üben Rückruf und Rückpfiff mit Brathuhn und Bio-Blutwurst, was er sensationell findet, er geht mittlerweile artig „hinter mir“ an der Leine und scheint sehr zufrieden mit seinem Leben. Nur Autofahren findet er immer noch so blöd, dass er sich jedes Mal übergibt (nein, das liegt nicht an meinem Fahrstil, sondern daran, dass die Straßen hier so wahnsinnig kurvenreich sind. Als Kind ging mir das genauso, wir fuhren mit unseren Eltern immer die Berge in Italien hinauf- und hinunter, wobei uns speiübel wurde).

Manche Hunde lieben Regen und Nässe

Manche Hunde lieben Regen und Nässe –

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Manche Hunde schätzen Regen und Matsch

Andere Hunde nicht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Amali ist immer noch bei meiner Freundin an der Nordsee und findet es da großartig, weil sie wie eine Prinzessin behandelt und auf Kissen gebettet wird. „Ich liebe es, wenn sie ihre Füße hemmungslos im Schlick badet und den Geruch nach Meer zuhause in mein Bett trägt“, schrieb die Freundin mir und meinte es auch wirklich ehrlich (manche Menschen sind komisch J ).

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Gretel dagegen scheint es zu genießen, dass sie das einzige Mädchen ist, hat ihre Jungs-Truppe fest am Zügel. Nur bei Barthl scheinen ihre Erziehungsmaßnahmen zu versagen, weshalb sie mit ihm mittlerweile einen etwas schärferen Ton anschlägt, was ihm aber großartig zu gefallen scheint (auch manche Hunde sind komisch).

 

 

Will auch jemand wissen, wie es mir geht? Wunderbar. Zwischen Hundedeckenwaschen, Saugen, Wischen, Bürsten und Hundebaden finde ich noch Zeit, Hunde- und Menschenkekse zu backen, ein bisschen zu lesen und ab und zu einen Artikel zu schreiben. Und ich schlafe wie ein Stein.

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