Saubere Kommandos, klare Kommunikation!

Wir alle glauben, wir kennen die Kommandos, die wir unseren Hunden täglich geben.

Wir alle glauben, wir benutzen immer das gleiche Kommando. Oder jedenfalls fast immer.

Wir alle glauben, wir sind konsequent in dem, was wir von unserem Hund verlangen.

 Fragen Sie mal Ihren Hund.

 

Neulich war ich im Münchner Herzogpark spazieren, als uns ein kleiner Schnauzermischling begegnete, der sich viel mehr um meine Hunde kümmerte als um seinen Besitzer, der weit, weit entfernt irgendwo mit den Armen wedelte.

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Je näher wir dem Mann kamen, desto besser konnten wir ihn hören: „Salavtore, komm’ jetzt endlich! Salvatore, wird’s bald! Sal-va-to-re! Komm’! Kruzitürkenzefixnochamoi, bist du jetzt bald hier? Bei FUSS, Salvatore, hierher jetzt!“

Salvatore kümmerte sich exakt null um seinen Herrn. Wieso auch? Ich wette, er hatte nur eine vage Ahnung, was von ihm erwartet wurde.

Ich gehe mal ganz selbstbewusst davon aus, dass das Kommando, das der Hundebesitzer eigentlich meinte, „Hierher!“ war. Oder „komm!“. Bei uns heißt es „Zu mir!“, weil ich das Wort „Komm’!“ viel zu oft verwende, als dass meine Hunde es noch einordnen könnten („Komm, wir gehen weiter“, „komm’, lass’ mal sehen!“, „komm’, ich will dir doch nur die doofe Zecke entfernen“, usw.). Sonst nichts. So kommen keine Missverständnisse auf.

Was ist ein Kommando?

Aus Sicht des Menschen ist ein Kommando – oder Stichwort, oder Auslösereiz, Einsatzzeichen, oder wie Sie es nun nennen möchten (das Wort „Kommando“ hat etwas von “ohne Widerspruch!“, aber das ist in diesem Fall eine rein semantische Frage. Sie wissen, was ich meine) – ein bestimmtes Signal wie z.B. ein Wort, ein Handzeichen oder eine Bewegung, die wir einer bestimmten Handlung „anfügen“, die das Tier bereits gelernt hat, damit wir diese Handlung beim Hund auf dieses Signal hin („aufs Wort“) auslösen können.

Aus der Sicht des Hundes ist ein Kommando etwas, was ihm eine positive Bestätigung einbringen kann – eine Belohnung in Form von Aufmerksamkeit, Streicheln, Keks oder Spielzeug, oder was auch immer sein Herz erfreut. Von dem, was auf dieses Kommando folgt (also Lob oder Bestrafung oder gar nichts) hängt es ab, ob dieses Kommando in Zukunft eher befolgt oder ignoriert wird.

Und davon, ob der Hund überhaupt versteht, was Sie meinen.

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Verwirrte Hunde

Wenn unsere Hunde nicht gehorchen, neigen wir dazu, dem Hund die Schuld zu geben. „Er ist total stur!“ höre ich oft, oder „Der hört einfach nicht!“. In Wirklichkeit liegt es in 99 Prozent der Fälle daran, dass der Besitzer einfach nicht deutlich genug gezeigt hat, was er vom Hund erwartet – er hat das Kommando entweder nicht sauber aufgebaut und rechnet damit, dass der Hund schon irgendwie weiß, was er meint, oder er setzt ununterbrochen unterschiedliche Kommandos ein.

Wenn der Hund auf ein Kommando nicht reagiert, ist es unser Job herauszufinden, wo das Problem liegt und aufzuschlüsseln, an welcher Stelle wir den Hund verwirrt haben, so dass er nicht gehorchen konnte (oder schon vor einer ganzen Weile beschlossen hat, uns völlig zu ignorieren, weil wir uns einfach nicht klar ausdrücken). Mögliche Gründe, weshalb unser Hund ein Kommando nicht ausführt, könnten sein:

  • Wir erwarten vom Hund, dass er unsere Sprache spricht. Tatsächlich verstehen Hunde weder Deutsch, noch Englisch, Spanisch oder irgendeine andere Sprache. Wenn wir ihm also in sieben verschiedenen Worten, Satzstellungen etc. mitteilen, dass er doch bitte in unsere Richtung marschieren sollen, kann re damit nichts anfangen.
  • Wir nehmen uns nicht die Zeit, ein Kommando sauber aufzubauen. Schreiben Sie sich einmal genau auf, welches Wort Sie für welches Kommando verwenden. Soll er sich auf das Wort „Hinsetzen“ setzen, oder auf „Sitz“? Oder auf „Platz“? Oder „Mach’ mal Sitz“? Entscheiden Sie sich für ein bestimmtes Wort für ein bestimmtes Verhalten, und halten Sie sich daran.
  • Wir verlangen zu viel zu früh. Sorgen Sie dafür, dass der Hund auch wirklich weiß, was Sie mit dem Kommando meinen. Wenn er bisher nicht ohne Ablenkung gelernt hat, auf das Wort, „Fifi, zu mir!“ zu kommen, dann kann er es erst recht nicht, wenn interessante andere Hunde oder Zwergkaninchen erreichbar sind.
  • Wir verwenden versehentlich zwei unterschiedliche Signale gleichzeitig. Hunde sind sehr gute Beobachter und achten zuerst auf unsere Körpersprache, bevor Sie auf ein verbales Kommando reagieren. Möglicherweise sagen Sie z.B. „Hierher!“, während Ihre Körpersprache ausdrückt: „Komm’ her, und du wirst was erleben!“. Oder Sie verwenden das Wort „Sitz!“, machen aber aus Versehen die Handbewegung für „Hierher!“.
  • Die Verstärkung ist nicht ausreichend. Stellen Sie sicher, dass ein neues Kommando und eine neue Verhaltensweise gut genug verstärkt (also belohnt) wird, bis sie Ihrem Hund sozusagen zur zweiten Natur geworden ist. Sie müssen Ihren Hund nicht bis in alle Ewigkeiten dafür loben, wenn er sich auf Kommando setzt, aber so lange das Kommando noch nicht „sitzt“, kann man ihn gar nicht genug feiern für seine phänomenale Klugheit. Manche Hunde lernen sehr schnell, andere eher langsam; aber jeder Hund lernt, wenn wir geduldig genug sind und ausreichend verstärken.
  • Die Worte, die wir für Kommandos verwenden, sind einander zu ähnlich. Weil einer meiner Hunde Fritz heißt, ist das Kommando fürs Hinsetzen bei uns nicht „Sitz!“, sondern „Sit!“. Achten Sie auch darauf, dass die Handzeichen für „Sitz“ oder „Platz“ nicht zu ähnlich sind, etc.

Und nun?

Es gibt natürlich noch mehr Gründe, warum Hunde ein Kommando nicht ausführen : Er hat Sie schlicht nicht gehört oder gesehen, der Hund ist gerade nicht ansprechbar, der Hund fürchtet sich gerade, oder ein anderer Hund steht im Weg, an dem er nicht vorbei kann, etc. ( siehe auch hier: http://www.lumpi4.de/ich-kann-gerade-nicht-2/).

Sprechen Sie mir also nach: „Der Hund kann nichts dafür.“ Sehen Sie sich Ihre Kommandos genau an und überlegen Sie sich, an welcher Stelle der Fehler bei Ihnen liegt, wo es dem Hund nicht mehr möglich ist, Ihnen zu folgen. Überlegen Sie, wie Sie Ihre Erziehung und Ihr Training verändern können, so dass der Hund Ihnen tatsächlich folgen kann. Sorgen Sie für eine ganz klare Kommunikation, gepaart mit einer 1A Verstärkung. Und dann klappt es wie geschmiert, versprochen.

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