Schon wieder ein neues Jahr

Draußen rieselt der Schnee unablässig. Es ist heute nicht mehr so kalt wie in den letzten Tagen, als es – 14 Grad war, nur noch -3, weshalb die Hunde wie die verrückten durch den Schnee getobt haben. Jetzt liegen sie erschöpft um mich herum, nur die ganz großen Windhunde sind noch draußen, Nano, Aslan und Barthl, fegen über den Schnee, springen übereinander und panieren Barthl sorgfältig, bevor sie wieder mit 55 km/h über die weiße Fläche rasen. Aslan liebt den Schnee und gibt sich auch größte Mühe, ihn ins Haus zu tragen, damit er dort damit weiterspielen kann (in der Hoffnung, es sei dann auch nicht ganz so kalt – wobei er eigentlich ziemlich unempfindlich gegen Kälte zu sein scheint, trotz eher sparsam behaartem Bauch und Brust). Nano liebt Aslan, also tobt er trotz Zähneklappern mit ihm draußen herum, und Barthl liebt sowieso alles, das Leben, jedes Wetter, die Welt.

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Das Beste an diesem - von Aslan sehr eleganten - Foto ist eigentlich die wilde Rennmaus, die links ins Bild stürmt...

Das Beste an diesem – von Aslan sehr eleganten – Foto ist eigentlich die wilde Rennmaus, die links ins Bild stürmt…

 

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Am 6. kamen die Sternensänger in wunderbaren Kostümen mit Gold, Silber, Turban und Palästinensertuch, dampfendem Weihrauchfass und Myrrhe und sangen wundervoll. Barthl saß kerzengerade vor ihnen und hörte ganz genau zu – er sah wirklich so aus, als wolle er gleich mitsingen – , und begleitete sie dann zu den anderen drei Höfen hier auf dem Münchberg. Ich kann mich nicht erinnern, je gelesen zu haben, dass Kaspar, Melchior und Balthasar in Begleitung von einem Engel und einem sehr niedlichen Stern auch ein Hündchen dabei hatten, aber Barthl war offenbar der Meinung, dass er allein das Bild komplettieren würde. Er hatte bei den anderen Höfen auch sehr viel Erfolg damit – leider schmiert mir mein Handy bei diesen Temperaturen immer ab, weshalb ich den kleinen Sternensingerhund nicht bei seinem Einsatz fotografieren konnte.

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Vor allem die Nachbarsepps linker Hand haben sich sicherlich gefreut – sie mussten am Dienstag ihren Hofhund einschläfern, Arko, der mit seinen zwölf Jahren an der Brust und am Nacken solche Tumore hatte, dass nichts mehr zu machen war. Es war ihm sichtlich schlecht gegangen in den letzten Wochen, das Fell sah ganz stumpf aus, und er bewegte sich nur mühsam. Im Sommer war ihm bereits ein angeblich gutartiger Tumor an der gleichen Stelle weggeschnitten worden, aber nun fühlte es sich an, als hätte er mehrere Handvoll Kieselsteine unter seiner Mähne unter der Haut. Sepp und sein Sohn Seppe beerdigten ihn vor dem Haus zwischen den großen Rosenbüschen, und ich ließ mir von ihnen erzählen, wie Arko immer auf allen Festen dabei gewesen war und auch immer als erster auf der Kutsche saß, wenn die aus der Scheune gefahren wurde. Er lief nämlich nicht etwa nebenher bei der Kutschfahrt, sondern saß wie jeder andere Mensch auch auf der Bank und winkte huldvoll von oben herunter. Vielleicht seine Rache dafür, dass er nie mit Trecker fahren durfte wie seine kleine Freundin Vroni, die als Shitzu-Mischling einfach besser neben ins Führhaus passt. Als sie noch ein Welpe war, erzählte Sepp, wurde sie bei der Ernte mit einer Warnweste ausgestattet, damit niemand sie versehentlich auf sie trat, und irgendeiner der mitarbeitenden Bauern musste sie immer vorne in die Jacke stecken, damit sie nicht unter die Räder kam.

Jedenfalls fehlt Arko. Er war der Erste, der mich begrüßte, als ich mir letztes Jahr diesen Hof ansah, und mich auch – das einzige Mal, dass er dies tat – bei meinem Gegend-Erkundungsspaziergang mit Nano und Pixel begleitete. Später fand er uns nicht mehr ganz so toll, weil meine Hunde sich einfach auf seinem Hof immer benahmen, als wäre alles unseres, und er sich durch uns sehr in seinem Revier eingeschränkt fühlte.

In den letzten Tagen hatte ich große Angst, Jack würde ihm gleich folgen. Seit es nämlich so bitter kalt wurde mit – 14 Grad, tut er sich furchtbar schwer mit dem Laufen und bekam in seinen arthritischen Knochen solche Schmerzen, dass er bei jedem Schritt weinte und manchmal beim Aufstehen aufschrie. Das Schmerzmittel wirkt nicht mehr, weshalb ich letzte Woche auf ein neues umgestiegen bin, dass spezifischer bei Arthrose wirken soll: Onsior 40 mg. Außerdem habe ich ein neues homöopathisches Komplexmittel von Regenaplex bekommen, das ich seit gestern nachmittag einsetze – und nachdem er gestern überhaupt nicht mehr aufstehen wollte und abends nicht einmal mehr zum Pieseln hinaus wollte, ging er heute nicht nur mit uns in den Garten, um zu spielen, sondern ging sogar mit uns spazieren. Ich weiß noch nicht, ob es mit dem homöopathischen Mittel zusammen hängt oder damit, das es heute deutlich wärmer ist als gestern, nur noch -3 Grad. Der Effekt ist jedenfalls wundervoll. Vielleicht hat es auch geholfen, dass ich ein ernstes Wort mit ihm gesprochen habe, er könne mich jetzt nicht so hängen lassen nach nur fünf Monaten: Er sähe ansonsten so unglaublich toll aus, sein Fell würde so glänzen: Dass er nun aufgeben wolle, ginge einfach nicht.

  • Was man wirklich beachten muss, wenn man einen Hund mit gesundheitlichem Handicap aufnimmt: Er dreht sich alles um ihn. Man sorgt sich ständig, man achtet mehr auf ihn als auf die anderen, man streichelt ihn mehr, macht verkürzte Spaziergänge, weil er nicht mehr schafft, achtet beim Spielen darauf, dass es ihm nicht zu viel wird –und die anderen Hunde müssen – wenigstens eine zeitlang – sehen, wo sie bleiben, denn der Tag hat nur soundsoviele Stunden, und nebenbei muss der normale Mensch ja auch das Brot (und die wirklich eindrucksvollen Tierarztrechnungen) verdienen. Das kann schwierig sein.

Damit das nicht passiert, reiße ich mich sehr am Riemen und unternehme kleine Ausflüge mit Kleinstgruppen: Mit Nano und Barthl war ich vor einer Woche in Burghausen.  img_7689Das ist nur 20 Minuten von mir entfernt, und trotzdem war ich da noch nie, obwohl die Altstadt hinreißend schön ist und die Burg die längste Burg der Welt ist. Nano durfte mit, weil er es einfach liebt, mit mir alleine zu sein und Barthl muss immer wieder die große, weite Welt kennen lernen und wie man sich darin benimmt (kein leichtes Unterfangen, weil er unglaublich selbstbewusst, außerordentlich willensstark und rotzfrech ist). Am 23. Dezember kam er mit in die Stadt ins Schreibwarengeschäft, wo ich eine schöne Schachtel kaufen musste, und als ihm langweilig wurde, wand er sich plötzlich aus seinem Halsband, rannte über die Ampel in den Garten des Finanzamts gegenüber (sowieso nicht mein Lieblingsort) und raste im Zickzack vor mir her, um sämtliche Büsche und Bäume zu markieren. img_7683

Auf der Burg in Burghausen verhielten sich beide Hunde auch sofort so, als würden sie ihr künfitges Wohndomizil inspizieren (die beiden Hunde aus ärmlichsten Verhältnissen haben wirklich sehr schnell dazu gelernt, keine Ahnung, von wem sie das haben. Von mir nicht! Ich habe mich mein Leben lang immer nur für kleine, hübsche Häuschen interessiert). Barthl überquerte die drei ehemaligen Zugbrücken, als sei er der geborene Ritter, während Nano elegant im schwebenden Trab durch die Anlage schwebte, die Aussicht genoß und die alten Kanonenkugeln markierte.

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Als wir anschließend durch in der Altstadt in ein Restaurant gingen, benahmen sich beide Hunde unglaublich anständig (von nano ist man das ja gewohnt, aber Barthl hat häufig durchaus eigene Vorstellungen von angemessenen Umgangsformen. Sogar, als wir an einen Tisch gesetzt wurden, dem gegenüber ein anderer Hund unterm Tisch lag, blieben die beiden Herren entspannt und ungerührt – im Gegensatz zu dem anderen, weshalb wir uns dann doch lieber umsetzen. Man will ja nicht, dass andere Gäste darunter leiden müssen, dass man keine Standheizung im Auto hat.

Wunderschön war es jedenfalls. Wie eigentlich meistens.

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