Sieben auf einen Streich

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Alles meins

Ich finde es schön, mehrere Hunde zu haben – ganz im Gegensatz zu meiner Familie, die zwar nicht mal in meiner Nähe wohnt, aber vereint der Meinung ist, ich hätte deutlich zu viele Hunde, seit ich überhaupt nur zwei davon hatte, was lange, lange her ist. Ich finde das nicht – außer manchmal beim Spazieren gehen. Mit sieben Hunden an der Leine zu gehen ist etwa so, als machte man Wasserski hinter einer Weltraumrakete.

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Auf diese Weise habe ich mir neulich auch eine Rippe gebrochen. Die Gegend, in der ich jetzt wohne, ähnelt einer Mischung aus Wildgehege und Streichelzoo mit einem Rehwildaufkommen, dem nicht einmal meine wohlerzogenen, leinenlosen Hunde mehr gewachsen sind. Die Rehe stehen hier herum, als gäbe es keine Gefahren auf dieser Welt, springen wie in einem Disney-Film anmutig auf uns zu und machen kecke kleine Hopser, wenn meine Hunde (mittlerweile an der Leine!) überschnappen. IMG_5765Nach der 15. Rehbegegnung innerhalb einer Stunde vergaß Gretel ihre gewöhnlich geradezu sprichwörtliche Contenance, raste hinter einem rundlichen Bock her und verschwand im Gehölz. Mir gelang es sogar, die anderen Hunde, die an der Leine waren zu beruhigen, und ein vorbeikommender Traktor beanspruchte sowieso vorübergehend Harrys ganze Aufmerksamkeit. „Is’ dir a Hund obgängig?“ fragte der Fahrer freundlich. „Ja, die ist gerade einem Reh nach“, meinte ich. „Findt’ die aloa hoam?“ meinte er besorgt, aber ich konnte ihn beruhigen. Wir plauderten noch ein wenig über absurde Lebensmittelgesetze und EU-Auflagen, die den Bauern „des G’nack“ brechen, und pflegten auf diese Weise unser ländlich-nachbarschaftliches Verhältnis (er ist ein direkter Nachbar, auch wenn er einen Ort weiter wohnt – zwischen meinem Haus und seinem Hof gibt es nur Wiesen und eine Kirche) . Für den Adrenalin-Level meiner Hunde war diese kleine Unterbrechung ideal, und wir spazierten ruhiger unseres Weges. IMG_5694Hinter einem kleinen Wald standen schon wieder zwei Rehe – und mit der Fassung meiner Hunde war es nun endgültig vorbei, die nun kreischend auf zwei Beinen standen. Sogar Barthl , der bisher ein ganz jugendlich-unschuldiges Verhältnis zu anderen Tieren hat und gar nicht über das Gras gucken kann (weshalb er keine Ahnung hat, was in der weiten Welt überhaupt passiert), bellte solidarisch mit. Aber kaum hatte ich die Hunde wieder ruhig gestellt und wir gingen einigermaßen geordnet auf einen Hof zu, schoß 50 cm neben uns eine Katze aus dem hohen Gras (es war irgendwie nicht unser Tag). Die Hunde drehten buchstäblich ab. Ich wurde komplett in die Leinen eingewickelt, mir flogen  die Beine weg, und ich landete mit Karacho auf der Seite. Der Bauer, der das Ganze offenbar mitbekommen hatte und mir zu Hilfe eilen wollte, blieb mit offenem Mund stehen. Retrospektivisch verstehe ich das, wenn ich mir überlege, wie ich ausgesehen haben muss: Meine Haare standen ab wie hochtoupiert (Erde ist, wie ich festgestellt habe, ein 1A Festiger) und ich war eng in Hundeleinen eingewickelt – ich muss ausgesehen haben wie eine etwas ungewöhnlich gekleidete Bondage-Sklavin.

Auf dem Nachhauseweg begegnete uns kein einziges weiteres Tier mehr. Ich war froh, denn ich war mehr damit beschäftigt, wie merkwürdig beweglich meine Rippe hin und hersprang und dabei wirklich sehr weh tat.

Den Rest des Tages blieb alles ruhig. Bis ich feststellen musste,, dass es eine saublöde Idee ist, mit einer gebrochenen Rippe ein Bett zusammenzuschrauben. Da wurde die heimische Ruhe mal kurz gestört.

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Anschließend waren alle erschöpft

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