Eifersucht ist eine Leidenschaft…

bild vom 16. Juni 2013

Heute Mittag unterhielt ich mich mit meinem Nachbarn, der dabei geistesabwesend meine Hunde streichelte, bis er plötzlich ganz hektisch zu seinen Wohnungsfenstern blickt: „Hoffentlich sieht meine Mietzi mich nicht“, sagte er und nahm die Hände hoch. „Die ist nämlich sehr eifersüchtig. Ich darf kein anderes Tier streicheln.“

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Die Katze saß in der Tat an der Balkontür und beobachtete ihren Menschen aus schmalen Augen. Bestimmt konnte er was erleben, als er nach Hause kam.
Manche Hunde drängen sich zwischen ihre Menschen, wenn die versuchen, einander zu umarmen, manche quetschen sich dazwischen, wenn der Mensch einen anderen Hund streichelt, oder hopsen aufgeregt herum, wenn ihr Mensch mit einem anderen Mensch oder Hund spricht. „Der ist so eifersüchtig“, sagen die Menschen dann, und sind irgendwie gerührt, weil sie es für ein Zeichen von Liebe halten, wenn einer eifersüchtig ist.

Wobei Eifersucht mit Liebe übrigens überhaupt nichts zu tun hat. Weder bei Menschen, noch bei Tieren. Eifersucht hat mit einem Selbstwert-Defizit zu tun. Darüber verfügen Hunde nicht, Gott sei Dank. Hunde sitzen nicht da und heulen: „Was hat der Dalmatiner, was ich nicht habe?“ Auf solche Ideen kommen nur Menschen. Menschliche Eifersucht ist eine sehr komplexe, schmerzliche Emotion, weil man keine oder zu wenig Anerkennung von einem geliebten Menschen bekommt oder das Gefühl hat, der Partner stelle seine Liebe zu einem infrage. „Findest du den etwa besser als mich?“ gibt es bei Hunden nicht, weil sie gar nicht über Bewertungen wie „besser“ oder „schlechter“ verfügen. Für Hunde ist es, wie es ist, und genau dafür lieben wir sie doch auch.
Das, was wir bei unseren Haustieren für „Eifersucht“ halten, ist Kontrollzwang. Das kann man erlauben oder nicht: Ich erlaube es nicht, weil ich so ein Verhalten schon bei Menschen unerträglich finde, und mit denen kann man wenigstens diskutieren. Wenn ein Hund sich zwischen Sie und einen anderen Hund drängt, sagt „eifersüchtige“ Hund damit nicht: „Du liebst mich aber mehr, stimmt’s?“, sondern: „Hau’ ab, das ist mein Mensch, und die Kekse in seiner Tasche gehören mir!“, oder er sagt: „`Runter von meinem Platz, ich bin hier der Häuptling, und die beste Aussicht beanspruche ich!“

Auch, wenn das Verhalten so ähnlich AUSSIEHT wie menschliche Eifersucht, ist es doch nur das, was wir hineininterpretieren. Eifersucht liegt nahe bei Neid, und den empfinden Hunde auch nicht.
Wenn es anders wäre, würde es auch deutlich weniger Spaß machen, mit Hunden zusammen zu leben, finde ich.

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1 Kommentare

  1. Daniele Zich

    Jetzt hab ich mal ganz bewußt einen Artikel von Ihnen gesucht, um mich ein bischen schlau zu machen. Was kann ich machen, wenn ein Hund so ein Verhalten zeigt, beziehungsweise was mache ich falsch? Wir haben seit Ende September einen Terriermischling, der uns im Urlaub zugelaufen ist. Sehr putzig, lustig und knapp ein Jahr alt, geschätzt. Nun auf einmal, die letzten Tage kam es vor, dass er Linus (unseren bisherigen alleinlebenden Hundeprinz) wegen einem im Wohnzimmer liegenden Knochen angeknurrt hat, dabei ist Linus einfach nur vorbei gegangen. Gestern stellte ich die Knochen auf die Terrasse, als beide rein wollte ist der Zwerg Linus richtig angegangen, dabei war Linus einfach nur auf dem Reinweg. Heute nach dem füttern, wollte Linus von Küche ins Eßimmer gehen und da gehts am Regal vorbei, wo die Hundefutterdosen stehen und wieder knurrte der Zwerg. Danach setze ich mich auf das Sofa, der Zwerg legt sich neben mich und als Linus dazu kommen wollte, fährt der Kleine wie eine Furie vor und will Linus nicht dazu lassen oder auf die Decke auf dem Sofa, das weiß ich jetzt nicht. Eigentlich verstehen sich die zwei gut. Linus spielt sogar mit ihm, obwohl Linus Kontakt mit anderen Hunden meistens meidet. Renne draußen um die Wette, inspizieren gemeinsam Pinkelplätze, in deer Wohnung balgen sie, da ist absoluter Frieden. Aber jetzt auf einmal meint der kleine Luggi hier Ressourcen verteidigen zu müssen. Ich hab ihn vom Sofa runter, Linus auf seinen Platz auf dem Sofa liegen lassen, dabei natürlich geflucht, weil ich Zwist nicht leiden kann und dann lies ich Luggi links von mir Platz nehmen. Nun liegt einer links, einer rechts von mir und beide pennen zufrieden. Aber wie reagiere ich da richtig?

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