Der versteht hoffentlich nicht jedes Wort

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vom 30.06.2013

Manchmal frage ich mich, ob es wirklich so gut ist, dass unsere Hunde „jedes Wort verstehen“. Ich meine: Niemand kennt mich besser als meine Hunde, niemand weiß mehr über mich. Auch die Sachen, die wirklich keiner wissen sollte. Manchmal stelle ich mir vor, was sie ihren Freunden erzählen, wenn sie sich morgens auf der Wiese treffen. Ich meine: Wir Hundehalter machen ja auch nichts anderes. Wir ersparen einander nichts. „Ach, Pippa rutscht schon wieder über den Teppich? Wahrscheinlich müssen die Analdrüsen geleert werden.“ – „Toby wird wohl wieder Durchfall bekommen, er frisst schon wieder Grass.“ „Joy frisst schlecht? Da weiß ich was für Sie.“ Es geht um gegenseitige Unterstützung, um Einander-Teilhaben-Lassen, um Ehrlichkeit. Dagegen sind Elterngruppen von Montessori-Schulen nur Amateure.
Aber auch Eltern müssen irgendwann aufpassen, was sie sagen. Sie kennen diese Situationen: Wenn Sie gerade freundlich mit dem Nachbarn sprechen, und Ihr Sprössling schiebt sich dazwischen: „Papi, das ist doch der Mann, von dem du gesagt hast, er ist ein Idiot?“ „Nein, wie kommst du denn darauf? Sowas würde ich nie über Herrn Maier sagen!“ „Doch“, beharrt das Kind, denn Ehrlichkeit ist schließlich oberste Erziehungs-Devise. „Du hast gesagt, Der Maier ist ein gutes Beispiel für einmal ein Idiot, immer ein Idiot.“
Mit Hunden kann einem das nicht passieren, so viel steht fest. Klatsch ist ihre Sache nicht. Dabei sind sie bei jedem Telefongespräch dabei, leise schnarchend in ihrem Körbchen. Bei jedem Abendessen, jedem Wutanfall, jeder Verzweiflung. Viele Hunde begleiten ihre Menschen sogar mit ins Bad. Nicht auszudenken, was sie zu erzählen hätten. „Gibt’s was Neues?“ fragen sie einander morgens auf der Wiese wahrscheinlich. „Ach, Frauchen ist schwanger. Herrchen weiß noch nichts davon. Kann mir auch nicht vorstellen, wie das passiert ist, nachdem er seit Wochen auf dem Sofa schläft. Sie weiß es selbst noch nicht, sonst hätte sie nicht diese engen Jeans gekauft, in die sie jetzt schon kaum hineinpasst.“ Oder: „Mami macht komische Sachen. Wenn andere Leute dabei sind, isst sie immer nur Blätter und Grünzeug, aber wenn alle weg sind, gehen wir zusammen zum Bäcker, und dann kauft sie alles, was die Theke hergibt. Ich bekomme auch immer was. Naja, ich gebe zu: Meine Taille ist seit einiger Zeit nicht mehr von meinem Brustkorb zu unterscheiden. Herrchen wundert sich auch schon. Mami meinte: Sie ist eben wie ich – die wird schon vom Zusehen dick!“
Ich frage mich: Was genau weiß eigentlich Bo, der Hund von Obama? Und wie viel erzählt er seinen Kumpels im Park in Washington? Was weiß der Hund von Putin? Ist das vielleicht der Grund, weshalb Angela Merkel keinen Hund hat?
Stellen Sie sich vor, jemand könnte unsere Hunde zum Reden bringen. Dagegen wäre die Snowden-Affäre ein kleiner Hundefurz.

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