Richard Wagner und der Hund

In dem Buch „Tristan – der Held Richard Wagners“ von Peter Wapnewski(1981) habe ich einen Ausschnitt aus Briefen Wagners von 1858 an seine Freundin und Muse
Mathilde Wesendonk gefunden (von der Wapnewski schrieb: „Mathilde Wesendonk war, das wird man nicht verkennen wollen, Katalysator der Menschlichkeit, des Menschlichen in Wagner…“), in der er rührend über seinen Hund schreibt:

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„Aus Paris schreibt Wagner, wieder einmal kränkelnd oder krank, am 24. September 1859 an Mathilde:

„Ich freue mich völig auf das ungemein artige, freundliche und gute Hündchen, das Sie mir einst vom Krankenbett aus in’s Haus schickten; er wir wieder mit mir gehen und laufen, und komme ich nach verdriesslichen Besorgungen nach Haus, so wird er mir freundlich entgegen springen.“

„Einst…“: das war im Juli 1855, als Wagner von viermonatiger, ehrenreicher und honorararmer Konzertreise aus London zurückgekehrt war, – da „empfing mich mein altes Hündchen mit noch acht Tagen Leben“.
Wenige Monate später schenkten Wesendonks – so waren sie – ihm einen Ersatz, der abgegeben wurde mit gereimten Zeilen:

„Peps der Erste ging dahin,
Peps der Zweite stellt sich in,
Sagt es wäre sein Bestreben
Ihnen Freude nur zu geben.
Gern, wenn Ihnen er gefällt,
Er sich zur Verfügung stellt.“

Am 22. Juli 1869 preist ein Brief an Mathilde verzückt seinen Tröster Schopenhauer, – um dann fortzufahren: „Und nun noch eines ganz andersatigen Freundes lassen Sie mich gedenken. Lachen Sie, aber ich sreche von einem wahren Engel, den ich immer um mich habe: ein Wesen von unerschütterlicher Freundlichkeit, das mich nie nur erblickt, ohne einen ganzn Schwall von Freude und Liebkosung an mir zu verschwenden. Das ist das Hündchen, das Sie einst auf dem Krankenbette für mich bestimmten! Es ist unsäglich, wie liebenswürdig dieses unvergleichliche Thier gegen mich ist. Alle Abende verliere ich mich mit ihm im Bois de Boulogne! Da denke ich oft an mein stilles Sihlthal! Und haben Sie Dank!-“

Ein Jahr später dann (12. Juli 1861) die traurige Kunde:
„Endlich starb noch das Hündchen, das Sie mir einst vom Krankenbett zuschickten: schnell und rätselhaft! Vemuthlich stiess ihn auf der Straße ein Wagenrad, wodurch sich innerlich dem Thierchen ein Organ zerstörte. Nach 5 Stunden, die er liebenswürdig, freundlich, ohne einen Klagelaut von sich zu geben, aber mit zunehmender Schwäche verbrachte, hatte er lautlos geendet…. Mit diesem Hüdchen begrub ich viel! – Nun will ich wandern, und auf meinen Wanderungen werde ich nun keinen Begleiter mehr haben.-“

Das Wörtchen „rätselhaft“ hätte Wagner nicht schreiben sollen – die Forschung hat flugs eine kriminelle Tat vermutet und die arme Minna (Wagners Ehefrau) zur neidischen Mörderin des unschuldigen Tierleins machen wollen – wozu John N. Brk zu Recht vermerkt: „Große Liebe zu Haustieren war einer der wenigen Punkte, worin Minna und ihr Gatte sich einig waren.“ “

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