Ernährung nach Krankheiten

Die Rekonvaleszenz des Hundes unterstützen

von Dr. Julia Fritz

b46e83344eNach schweren Erkrankungen oder Operationen sind die Reserven des Körpers häufig erschöpft. Wichtig sind nun besondere Kost und die richtige Fütterungstechnik, um dem Hund wieder auf seine Füße zu helfen

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Bei kleineren Eingriffen mit kurzen Narkosen ist eine besondere Ernährung normalerweise nicht nötig (höchstens für die Psyche von Herrn und Hund), während nach schweren Krankheiten und Eingriffen eine spezielle Ernährung durchaus sinnvoll ist, damit der Hund schneller wieder zu Kräften kommen kann.
Allerdings kann es sein, dass der Hund nach bestimmten Erkrankungen wie z.B. im Darmtrakt (nach Leptospirose, Staupe, Vergiftungen ) oder Erkrankungen der Maulhöhle oder des Rachens gar nicht fressen kann. In solchen Fällen ist eine Sonderernährung notwendig, die gewöhnlich vom Tierarzt überwacht wird.

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Bei einer OP treten zumeist Blut- und Gewebeverluste auf. Danach versucht der Körper, durch den Abbau von Stoffwechselprodukten den Organismus zu entgiften man nenntdas „katabole Stoffwechsellage; Katabolismus = griech. Kräfteverfall), was bedeutet, er zehrt von seinen eigenen Reserven und baut Eiweiß ab. Direkt nach einer OP wird der Hund deshalb mit intravenöser Flüssigkeitstherapie versorgt, um die Flüssigkeitsverluste auszugleichen und Elektrolyte und Glukose zuzuführen.

Anschließend sollte der Hund hochverdauliches Futter mit mäßigem Eiweißgehalt, reichlich aufgeschlossenen Kohlehydraten als Energieträger und ausgewogenen Vitaminen und Mineralstoffen, angereichert mit B-Vitaminen Zink, Arginin, Kalium und Omega-3 Fettsäuren, bekommen. Am besten eignet sich hierfür spezielles „Diätfutter für die Rekonvaleszenz-Phase“ (Verschreibungsdiäten) vom Tierarzt mit erhöhtem Energie- und Nährstoffgehalt. Diese „Genesungsfuttermittel“ sind konzentrierte und ausgewogene Nährstoffquellen mit hohem Energiegehalt, die die Fütterung kleiner Mahlzeiten vereinfachen, um den Verdauungsapparat zu schonen. Sie sind meistens hochverdaulich und gutschmeckend, während ihre Konsistenz meist gelartig ist, damit man es auch per Einspritzung ins Maul verabreichen kann, wenn nötig. Auch hausgemachtes Futter ist möglich, das man aus Fleisch, Milchprodukten, Eiern, Reis, Haferflocken, Öl und vitaminisierten Mineralfutter zusammenstellen kann.

Nach der „katabolen“ kommt die „anabole“ Phase, in der der Körper wieder vermehrt Eiweiß aufbaut. In dieser Phase ist eine ausreichende Eiweißversorgung besonders wichtig, wie auch Eisen und Zink, die wichtig für Blutbildung und Wundheilung sind, außerdem Vitamine A und E und die B-Vitamine. A ist in Lebertran, Leber und Eigelb enthalten, Vitamin E in Pflanzenkeimölen, und die B-Vitamine in Bierhefe. Zusätzlich sollte man pro 10kg Körpergewicht 1 TL Fischöl geben, das wertvolle Omega-3-Fettsäuren enthält, die wichtig für die Funktion der Zellmembranen sind und entzündungshemmend wirken.
Bei gestörter Darmflora sollten unbedingt Pro- und Präbiotika eingegeben werden. Pro-Bakterien sind z.B. die milchsäurebildenden Bakterien wie Lactobacillus, Bifidobacterium, Enteroccus in Joghurt oder z.B.. Bactisel. Als Präbiotika eignen sich Pektin (z.B. in geriebenem Apfel) oder Weizenkleie.

Worauf man bei der Fütterung achten sollte

Der rekonvaleszente Hund sollte lieber mehrere kleine Portionen über den Tag verteil bekommen, als eine oder zwei große Mahlzeiten. Nach einer Darmoperation muss der Hund zunächst Nahrung in breiiger Konsistenz erhalten, also diätische Fertigfutter oder selbst gemachter Reis- oder Haferschleim oder Babybrei mit püriertem Muskelfleisch.

Wenn der Hund gar nicht fressen möchte

Am besten das Futter vorsichtig erwärmt (körperwarm) anbieten, weil dies den Geruch des Futters verstärkt. Außerdem kann man Fleischbrühe oder Thunfischsaft über das Futter gießen oder wenig Milch, etwas pürierten Blättermagen oder grünen Pansen oder pürierte gebratene Leber. Manche Hunde mögen auch etwas Honig über dem Futter oder zwei, drei EL erwärmtes Katzenfutter. Auch hilfreich: angewärmte Babygläschen (mit Kalbfleisch oder Hühnchen) über das Futter gießen. Wenn nichts hilft, kann der Tierarzt appetitanregende Medikamente verschreiben.

Warnsignale während der Rekonvaleszenz:

Eine verzögerte Rekonvaleszenz kann durch die nachfolgenden Symptome angezeigt werden:

  • ausbleibende Gewichtszunahme
  • anhaltender Gewichtsverlust
  • mangelnde Fresslust, die länger als drei Tage anhält
  • Niedergeschlagenheit
  • langsame oder schlechte Wundheilung
  • Wunden reißen auf, evtl. tritt Flüssigkeit aus
  • vermehrter Durst

Sollte Ihr Tier an einem rapiden Gewichtsverlust leiden und dabei das Fressen verweigern oder nur sehr geringe Mengen aufnehmen, wenden Sie sich bitte umgehend an Ihren Tierarzt / Ihre Tierärztin, damit im Zweifelsfall der Ursache auf den Grund gegangen werden kann.

Futter-Rezepturen für den rekonvaleszenten Hund – hausgemachte Aufbaunahrung

Wichtig ist eine ausreichende Energiezufuhr. Das wird durch Zugabe von Traubenzucker und leicht verdaulichen Speiseölen erzielt. Die Eiweißquellen sind nahrhaft und leicht vom Körper zu nutzen.

1. Rezept:

Tagesration für einen Hund (10 kg KGW) :
2 Eier, hart gekocht
200 g mageres Hähnchenfleisch ohne Haut
3 weichgekochte Mohrrüben
125 g Reis, poliert
Die Zutaten kochen und dann :
125 g Magerquark
1 EL Traubenzucker
2 EL Maiskeimöl
2 EL Leinensamenöl
1 EL Kalziumpulver
1 gehäufter EL Korvimin HK
Alles gut vermengt füttern

2. Rezept (ca. 15 KGW)

200g mageres Muskelfleisch
125g Hüttenkäse (20% Fett i.Tr.)
350 gekochter Reis
1 Eigelb
10g Weizenkleie oder stattdessen: 50g pürierte Karotten
8g vitaminisiertes Mineralfutter

3. Rezept

250g mageres Rindfleisch
50g Leber
300g gekochter Reis oder Nudeln
50-100g pürierte Karotten
2 TL Nachtkerzen- oder Lachsöl
8g vitaminisiertes Mineralfutter

Dr. Julia Fritz ist Tierärztin und Spezialistin für Tierernährung und Diätetik. Sie arbeitet deutschlandweit mit verschiedenen Kliniken und Praxen zusammen und berät auch Züchter und Firmen.  Mit ihrer langjährigen Erfahrung bietet sie eine professionelle Beratung zur bedarfsgerechten und ausgewogenen Fütterung Ihres Hundes – sei es für ein gesundes oder ein erkranktes Tier und eine allgemeine Beratung zu Fütterungsfragen. Sie erstellt Futterrationen auf der Basis von frischen Komponenten oder über prüft je nach Bedarf Fertigfutter für das individuelle Tier – firmenunabhängig und neutral. www.napfcheck.de

4 Kommentare

  1. Astrid Schmitz-Pubanz

    Ich habe noch eine Frage
    Mein Pflegehund hat 4 Tage nur Huhn mit Reis bekommen , da er seine Körner unverdaut direkt wieder erbrochen hat.
    Nun geht es ihm wieder gut ,ist wieder munter und vergnügt.
    Wie fütter ich jetzt wieder sein normales Körnerfutter an.
    Er hat jetzt über den Tag verteilt , 6 Kaffetassen gek.Huhn mit Reis , bekommen.
    Vielen Dank
    Astrid Schmitz-Pubanz

  2. Christa Harms

    Chow Chow Rüde,8 J., Cushing, seit 3 Mon. Vetoryl,keine Besserung bisher, nur seit Vetoryl schläft er fast nur noch, ist unlustig, will oder kann keinen Spaziergang zum urinieren und für grosses Geschäft, mehr machen. Schieben ihn mit Leckerlis an, damit er ein paar Meter weit kommt. Fressen sehr gut, ist noch das einzige Interesse.
    Was kann ich erreichen durch ??? Spez.Ernährung, durch ??? Ich bin verzweifelt. Muss ich ihn schon gehen lassen???
    Was kann ich noch tun, bitte?????

    • Liebe Frau Harms,
      oje, Sie Arme. Cushing hat ja üblicherweise noch weitere pathologische Gründe – meistens Tumore oder Diabetes. Eigentlich sollte Ihr Hund nicht völlig lethargisch werden von diesem Medikament; das deutet auf ein Leber-Problem hin. Ist abgeklärt worden, ob er eine Lebererkrankung hat? Dann ist Vetoryl nämlich gefährlich. Vetoryl muss immer wieder abgeklärt und überprüft werden; normalerweise fängt man mit der kleinstmöglichen Dosis an. Danach folgen biochemische Blutuntersuchungen, dazu gehören die Bestimmung der Elektrolyte und ein ACTH-Stimu­la­tions­test (vor Beginn der Therapie), nach 10 Tagen, nach 4 Wochen, nach 12 Wochen und danach alle 3 Monate, um anzuklären, ob der Hund überhaupt auf die klinische Behandlung anspricht. Ist das gemacht worden, oder hat der Tierarzt Ihnen das Mittel einfach in die Hand gedrückt? Ich würde unbedingt zu einem Endokrinologen gehen. Für die Ernährung sollte man unbedingt auf fettarme und leberschonende Rationen achten, d.h. auf keinen Fall Trockenfutter. Grundsätzlich sollte der Proteinanteil in der Nahrung drastisch reduziert werden und es sollten nur die für den Hund hochverdaulichsten Eiweiße verfüttert werden, da diese vor allem im Dünndarm verdaut werden. Dazu zählen mageres Muskelfleisch (Huhn oder Pute), fettarmer Fisch, Hüttenkäse, Quark, Eier…) Auf Innereien am besten vollständig verzichten. Kohlenhydrate, wie Getreide und Gemüse sollten den Großteil der Ernährung ausmachen, damit bekommt der Hund eine zusätzliche Energiequelle, gleichzeitig wird der Fasergehalt der Mahlzeit erhöht. Je mehr Rohfaser im Futter, desto langsamer die Verdauung. Für Leberpatienten ist das von Vorteil, denn durch die langsame Verdauung wird die Leber geschont.

      Herzlich, Katharina v.d. Leyen

  3. Juergen Schmidt

    Hallo, unsere Hund hat Bauchspeicheldrüsen-Entzündung. Da sie auch schon aelter ist, baut sie als mehr ab und moechte trotz Arznei fast nichts mehr fressen. Folgedessen hat sie auch keine Kraft mehr. Wer kann uns einen Tipp geben, wie wir ihn zum Fressen zu bewegen. Danke….und LG

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