Hundestreit

Foto: Maike Müller
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Ab und zu kloppen sich Hunde. Das ist normal und in den allermeisten Fällen längst nicht so schlimm, wie es klingt: Die Hunde umklammern einander und brüllen sich mit weit aufgerissenen Mäulern und tiefen, kehligen Lauten an, dass man nur das Schlimmste befürchten kann. Tatsächlich sind solche Streitgespräche sozusagen „einstudierte Rollenspiele“, bei denen sie einander nur in seltenen Fällen ernsthaft verletzen.
Die Hundesprache funktioniert nach festgelegten Ritualen. Anders als bei Menschen kommen bei Dialogen zwischen Hunden gewöhnlich beide Parteien zu Wort. Der, der das Gespräch beginnt, möchte beim „Zuhörer“ erreichen, dass er reagiert, also ein bestimmtes Verhalten zeigt (Demuts- oder Beschwichtigungsgeste, Spielaufforderung) oder eben unterdrückt (z.B. durch Warn- oder Drohverhalten). Hunde, die nicht oder nur unvollkommen gelernt haben zu kommunizieren (indem sie als Welpen allein aufgezogen wurden, zu wenig mit Artgenossen zusammen gekommen sind oder eng mit einem „gestörten“ anderen Hund zusammen gelebt haben), überspringen allerdings häufig die „Zwischentöne“ und greifen – oft aus Angst – direkt an.
„Normale“ Hunde streiten sich, weil z.B. der eine etwas verteidigen will, was ihm wichtig ist: Ein Spielzeug, einen Stock, den Futterbeutel am Gürtel seines Herrchens, oder weil ihnen ein anderer Hund „komisch kommt“, indem er seinen Kopf auf den Rücken legt oder unmissverständliche Signale wie leichtes Knurren einfach ignoriert. Mein Windspiel Fritz verteidigt immer seinen kastrierten Kumpel Harry, der häufig von anderen Hunden bedrängt wird: Fritz stell sich dann mit steifem Körper und aufgerichteter Rute dazwischen. Wenn der andere Hund ihn ignoriert, fängt er an zu knurren und drängt ihn mit der Schulter ab. Wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass dieses Verhalten in ganz geregelten Bahnen abläuft, wobei die Gesten immer deutlicher und genauer werden, je länger das Ganze dauert. Beide Hunde sehen sich dabei nie direkt an, sondern schauen angespannt aneinander vorbei. Wenn der andere ihn dann immer weiter ignoriert, wird irgendwann angegriffen. Der Mensch kann diese Situationen deeskalieren, indem er während des Aufbaus des „Streitgesprächs“ macht, dass er weg kommt – um seinem Hund die Möglichkeit zu geben, sich aus dem Staub zu machen, ohne vor dem anderen Hund das Gesicht zu verlieren. Oder er kann dafür sorgen, dass es richtig losgeht, indem er mit angespannter Stimme die Hunde oder den anderen Besitzer anspricht, seinen Hund festhält oder auf die beiden angespannten Hunde zugeht. Aber das wäre eine wirklich blöde Idee.

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