Die Liebe des Feldherrn

bildvom 5.2.2012

Zum 300. Geburtstag von Friedrich II.

Die Namen auf den kleinen Sandsteinplatten neben der Terrasse von Schloß Sanssouci sind kaum noch zu entziffern: Biche, Alcmene, Arsinoe, Thysbe, Phillis, Diana, Superbe, Amourette und Pax: Es sind die Gräber der Hunde von Friedrich II. König von Preußen, genannt „Der Große“. Er selbst liegt wenige Meter daneben in seiner Gruft begraben. Er war ein großer Feldherr, ein genialer Staatsmann und Aufklärer, an jeder Art der Kunst interessiert – gleichzeitig ein politischer Hasardeur, der riskante Kriege führte, die entsetzliches Blutvergießen kosteten, und ein menschenverachtender Zyniker. Die intellektuelle Weltoffenheit, die er als junger König besaß, wich später einer tiefen Verbitterung und ausgeprägten Gemeinheit. Nur wenige Menschen konnten seinen hohen intellektuellen Ansprüchen genügen – wie Voltaire, Katharina die Große oder seine Schwester Wilhelmine von Bayreuth. Aber der „Alte Fritz“ liebte seine Hunde.
Er hielt ausschließlich Italienische Windspiele wegen ihres sensiblen, zärtlichen Charakters. Sie sind zarte, kapriziöse Wesen, die leicht frieren. Bei Ausritten soll der König seine Hunde unter der Weste an seine Brust gedrückt haben. Einmal schrieb Friedrich an seine Schwester Wilhelmine, sein Tierarzt sei „ein Idiot, der bis heute nicht erkannt hat, daß das Windspiel gar kein Hund ist, sondern ein vierbeiniger Vogel.“Bild 1
Friedrich hatte immer einen Lieblingshund, der ihn ständig begleitete und auch bei ihm im Bett schlief, und weitere zu dessen Gesellschaft. Er ließ kleine Bälle aus Leder für sie anfertigen, die überall im Schloß herumlagen. „Aus Hunden machte er sich unsäglich viel“, schrieb ein Zeitgenosse. „Er hatte stets drei oder vier um sich… Der König erlaubte ihnen alles. Er sorgt aufs zärtlichste für ihre Erhaltung … Ein Bedienter, der aus Unvorsichtigkeit einem Hund auf den Fuß trat, konnte dem Zorn des Königs nicht wohl entgehen.“ Wen seine Hunde aber mochten, den betrachtete auch Friedrich mit größter Sympathie.
Seine berühmte Hündin „Biche“ hatte er 1744 von seinem Vertrauten Graf von Rothenburg geschenkt bekommen. Sie wurde Zentrum seines Lebens.1745 begleitete ihn Biche auch in den Krieg und wurde fast zur Kriegs-Kalamität, als sie vom ungarischen General Radasdy entführt wurde. Friedrich war verzweifelt und überzeugt, dass Biche umgebracht worden war, aber nach wenigen Tagen wurde sie zurückgegeben. „Die Biche wurde leise in das Zimmer hineingelassen, in dem der König Briefe schrieb“, so ein Biograph. „Da sei der Hund auf den Tisch gesprungen und habe seinem Herrn die Pfoten um den Hals gelegt; der König habe sich so gefreut, dass ihm die Tränen in die Augen getreten seien.“

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1751 starb Graf Rothenburg im Alter von 41 Jahren. Sein Tod erschütterte Friedrich tief. Daraufhin verfügte er, dass er im Falle seines eigenen Todes nicht wie ein Herrscher, sondern bescheiden wie ein Philosoph in einer Gruft bei seinen Hunden bestattet werden wolle. Genau ein Jahr später starb Biche. Friedrich schrieb an seine Schwester: „Ich habe Biche verloren; ihr Tod hat mir die Erinnerung an den Verlust aller meiner Freunde wachgerufen … Ich war beschämt, daß der Tod eines Hundes mir so nahe geht, aber das häusliche Leben, das ich führe, und die Treue des armen Tieres hatten es mir ans Herz wachsen lassen… Soll man hart sein? Soll man fühllos sein? Ich glaube, ein Mensch, der gegen ein treues Tier gleichgültig sein kann, wird gegen seinesgleichen nicht dankbarer sein, und wenn man vor die Wahl gestellt wird, ist es besser, zu empfindsam als zu hart zu sein.“

Im August 1786 ging es mit Friedrich zu Ende. Er lag in seinem Stuhl, den er sich hatte anfertigen lassen, weil er aufgrund seiner schweren Gicht und des Rheumas weder sitzen, noch wirklich liegen konnte. Neben ihm lag die Windspielhündin Superbe. Gegen ein Uhr morgens am 17. August bemerkte der Sterbende, dass der Hund fehlte: „Wo ist Superbe? Sie soll wieder auf den Stuhl kommen!“ sagte er. Als der geschwächte Monarch sah, dass der Hund – wie er selbst – vor Kälte zitterte, befahl er kaum noch hörbar, den Hund zuzudecken. Dann starb Friedrich II., genannt der Große.

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