Was wir unserem Hund sein sollten

Foto: U. Löckenhoff

Es gibt in der Hunde-Szene endlose und harte Auseinandersetzungen darüber, was nun die beste, einzige, richtigste Ausbildungsmethode für Hunde ist. Der Grund hierfür ist, dass es unterschiedliche Wege gibt, einem Hund etwas beizubringen.

Werbeanzeige

Aber obwohl es so viele Meinungen zum diesem Thema gibt, scheint fast niemand etwas dazu zu sagen zu haben, was eigentlich unsere Rolle unserem Hund gegenüber sein sollte.

Wir sind für unseren Hund Herbergsmutter (oder –vater), Freund und wichtigste Bezugsperson. Wir sind unserem Hund gegenüber die Nr. 1 – alle anderen Hunde, falls wir mehrere haben, sind die Nr.2. Kein Hund wird bevorzugt. Wir sagen, was zu tun ist, und das müssen alle einhalten.

Wir sind auch Schiedsrichter und verlangen Höflichkeit unter unseren Hunden gegenüber den anderen. Wenn es Zwistigkeiten gibt, gehen wir sofort mit einem Stopp-Signal dazwischen. Wir achten darauf, dass sie einander nicht belästigen.

Wir sind der Reiseführer unseres Hundes oder unserer Hunde. Wir müssen ihnen die Umgebung zeigen, sie auf Grenzen und Gefahren hinweisen. Wir müssen ihm zeigen, dass U-Bahnen nicht gefährlich sind – sie sind nur laut.

Wir sind das Vorbild, an dem unsere Hunde sich orientieren müssen. Wir müssen ihm zeigen, was Humor ist, wir müssen ihm zeigen, dass ungewohnte Situationen kein Grund für Angst und Schrecken sind.

Unser Hund erkennt an unseren Emotionen, wie er sich fühlen soll. Das bedeutet: Wenn wir uns fürchten, können wir nicht erwarten, dass er gelassen bleibt. Wenn wir angespannt sind, wird er diese Stimmung übernehmen – er kann nicht anders.

Wir sind das Security-Personal unseres Hundes, bei dem er sich sicher fühlen kann

Sorgen wir also dafür, dass nicht  wir uns von seinen Emotionen (seiner Anspannung, seinem Streß, seiner Unsicherheit, seiner Angst) anstecken lassen.  Stattdessen kann unser Hund an unserer Ruhe und unserem souveränen Verhalten ablesen, wie er sich fühlen darf.

Wir sind das Sicherheitspersonal unseres Hundes: Wir achten darauf, dass unser Hund in Sicherheit ist. Wir gehen mit einem neuen, unsicheren oder gar ängstlichen Hund natürlich nicht am dritten Tag nach seiner Ankunft in ein belebtes Café oder sonntags in den Park, wo 67 Hunde auf der Hundewiese herumtoben und gleich alle auf ihn stürzen.

Wir sind der Deutschlehrer unseres Hundes, wir erklären ihm neue Dinge, wir setzen ihm Grenzen, bringen ihm Kommandos bei, formen Verhaltensweisen, die wir uns wünschen, und unterbinden das, was das Zusammenleben schwierig oder gar unmöglich macht.

Wir sind sein bester Freund, und darum müssen wir Verständnis dafür haben, dass unser Hund verschiedene Phasen durchläuft, bevor er richtig „unser“ Hund geworden ist. Ein Freund gibt seinem Hund genügend Freiraum, um sich zu entwickeln, er stopft ihn nicht einfach in eine Schublade, sondern ist offen für das, was da auf vier (oder drei) Pfoten auf ihn zukommt. Aber ein Freund sagt einem auch, wenn etwas nicht richtig ist oder läuft – er sieht nicht einfach darüber hinweg.

Weil wir ein wirklich guter Freund sind, interessieren wir uns auch für die Interessen des Andern: Wir müssen auch mal in den Matsch springen, uns auch mal auf der Wiese wälzen, auch mal hinschauen, wo der Hund eigentlich gerade schnüffelt – Rehköttel sind mindestens so interessant wie ein Fußballspiel, ehrlich.

Fordern Sie nicht immer nur. Verbringen Sie Zeit miteinander, ohne etwas zu fordern, machen Sie einen emotionalen Betriebsurlaub.

Hören Sie doch mal zu, was Ihr Hund gerne unternehmen würde Foto: U. Löckenhoff

Überraschen Sie Ihren Hund damit, dass Sie einfach mal nichts von ihm wollen. Sie werden sehen: Ihr Hund wird immer mehr Interesse an Ihnen bekommen.

Legen Sie ihn an die lange Leine (buchstäblich!), und schauen Sie einfach mal, was er eigentlich macht. Gehen Sie ihm nach, gehen Sie einfach mal dahin, wohin Ihr Hund möchte (vorausgesetzt, er zieht Sie nicht durch die Gegend wie ein Brauereipferd).

Der Wechsel zwischen den Führungsrollen ist manchmal schwierig, muss aber elastisch bleiben. Deshalb macht man in einer Firma mit den Mitarbeitern Betriebsausflüge und Weihnachtsfeiern: Um eine Bindung zuschaffen außerhalb der täglichen Anforderungen, um gemeinsame Erlebnisse zu schaffen, die nichts mit Pflichten zu tun haben.

So wird man zum Team.

 

Einfach mal gezielt zusammen nichts tun ist unglaublich wichtig für die Beziehung: Nicht der gemeinsam zurückgelegte Kilometerstand zählt, sondern das breite Grinsen, das man mit seinem Hund austauscht.

 

Einfach mal zusammen nix tun

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anstatt eines langen Spaziergangs kann man auch mal einen Bachzulauf erkunden, in Rohre kriechen

… Löcher untersuchen

…. und überprüfen, wie weit man hinein passt

Teilen Sie diesen Beitrag!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert