"Lumpi, komm‘!"

„Komm!“ ist für den Hund ein schwieriger Befehl, weil der Hund normalerweise etwas unterbrechen muss, das er gerade interessant findet, um – viel langweiliger! – zu Ihnen zu kommen. Ihre Aufgabe ist es also, das „Komm!“ so amüsant wie irgend möglich zu gestalten.
Es gibt viele Varianten des „Komm!“-Befehls, die man täglich in allen Parks der Welt hören kann. Da ist der Verführungs-Befehl: „Lilly, komm‘! Komm‘ hierher, mmmmmhmmm, ein Keks! Willst du einen Keks, Lilly?“ Dann der multiple Befehl: „Lilly, komm‘. Lilly, komm‘, komm‘, Lilly, komm‘! KOMM‘!“ Dann der beliebte: Jetzt aber!-Befehl: „Komm‘ sofort hierher!“, zu dem ein drohender Tonfall gehört. Nr. 1 meiner persönlichen Hitliste ist allerdings der Befehl-ohne-Befehl, bei dem man den Namen des Hundes immer wieder wiederholt, ohne ihm mitzuteilen, was man eigentlich von ihm will: „Lilly!Lillylillylillylilly!“
Diese Hunde würden wahrscheinlich aufs Wort gehorchen, wenn ihre Besitzer ein paar grundlegende Punkte verstehen würden. Der Wichtigste ist, dass Hunde lernen, in dem Moment zu gehorchen, in dem man das Gehorchen durchgesetzt hat. Wenn Sie Ihren Hund z.B. 10mal rufen, und dann hinter ihm herstapfen, um ihn zu holen, wird er auf diese Weise lernen, eben beim 10ten Mal zu gehorchen, oder stehen zu bleiben, damit Sie kommen, um ihn zu holen.
Üben Sie das „Komm!“ in einer Situation, in der Sie Kontrolle über den Hund haben: An der Leine und im Haus. Gehen Sie mit Ihrem an der durchhängenden Leine angeleinten Hund herum, ändern Sie die Richtung, gehen Sie rückwärts und rufen Sie ihn. Sobald er Ihnen folgt, loben Sie jeden Schritt, den er auf Sie zu macht.
Als Nächstes üben Sie mit einem Helfer das „Weglauf-Spiel“: Jemand hält ganz ruhig Ihren Hund am Halsband, während Sie mit ihm spielen und ihn richtig „aufmischen“. Dann laufen Sie außer Sichtweite aus dem Zimmer und rufen Ihren Hund: „Fifi, komm‘!“ Der Helfer lässt Ihren Hund los, der losrennt, um Sie zu suchen. Wenn er bei Ihnen ankommt, lassen Sie ihn „Sitz!“ machen und loben ihn überschwänglich. Wiederholen Sie das Ganze insgesamt höchstens dreimal – er soll interessiert bei der Sache bleiben. Sobald er langsamer wird, lassen Sie es gut sein.
Als Überraschung können Sie ihm jedes vierte oder fünfte Mal ein Lieblingsspielzeug oder einen Keks geben, wenn er kommt. Wenn er anfängt, sich bei dem Spiel zu amüsieren, verstecken Sie sich. Machen Sie es immer schwerer für ihn, Sie zu finden – manche Hunde geraten dabei ganz außer sich vor Spannung.
Als nächstes gehen Sie mit einer 10m langen Schleppleine nach draußen. In dem Moment, in dem Sie Ihren Hund von der normalen Leine ableinen, hängen Sie ihm die dünne Schleppleine an. Sie soll sich nicht straffen bis zu dem Moment, in dem Sie ihn ganz gezielt korrigieren wollen. Wenn er abgelenkt ist, rufen Sie ihn mit dem deutlichen Befehl „Komm‘!“ Wenn er es tut, loben Sie ihn fröhlich und setzen dann das Spiel fort, das Sie schon in der Wohnung mit ihm gespielt haben: Rückwärtsgehen, Verstecken, etc. Wenn es gut klappt, bauen Sie Ablenkungen ein: Lassen Sie ihn mit einem anderen Hund spielen, rufen Sie ihn dann, etc.
Wenn er allerdings nicht reagiert, geben Sie ihm einen kurzen Ruck mit der langen Leine (achten Sie darauf, dass die Leine nicht um sein Bein gewickelt ist, bevor Sie ihm den Ruck geben) und rufen Sie noch einmal „Komm!“. Wenn er anschließend kommt, loben Sie ihn gutgelaunt. Nach dieser Überraschungs-Korrektur beenden Sie die Übung, nehmen ihn an seine normale Leine und stapfen nach Hause: Wenn er erst einmal begriffen hat, dass er an einer langen Leine hängt, ist das Training vorbei. Bis morgen. Üben Sie dasselbe wieder: Wenn es klappt, fangen Sie mit den Komm-Spielen an, die Sie mit ihm in der Wohnung gemacht haben. Rufen Sie ihn mit der inneren Überzeugung, dass Ihr Hund kommen wird: Wenn Sie nämlich glauben, er kommt sowieso nicht, wird er das heraushören – und es Ihnen recht machen.

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