Paul ist angekommen

Die schlechte Nachricht ist: Ich bin in letzter zeit sehr, sehr nachlässig mit diesem Blog umgegangen. Nicht aus gesundheitlichen Gründen – keineswegs: Ich scheine gesund zu sein und strotze nur so vor Ideen und Taten -, sondern weil ich mit den 24 Stunden nicht mehr zurecht komme, die ich zur Verfügung habe. Irgendwann muss ich eben leider auch mal schlafen, obwohl ich mir wirklich Mühe gebe, dieses Bedürfnis möglichst knapp zu halten.

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Die gute, die wunderbare Nachricht ist aber: Paul hat ein Zuhause gefunden. Besser hätte ich es mir nicht backen können: Eine gebildete, erfahrene Dame Anfang 70, die ihr Leben lang Border Collies und Straßenhunde aus Costa Rica hatte, sich also mit den speziellen Anforderungen des Borders auskennt, der ja eindeutig in Paul steckt, und der freigeistlichen Einstellung des Hundes, der neun Jahre an der Kette verbrachte und erst bei uns lernte, dass Namen eine Bedeutung haben, dass gemeinsame Spaziergänge viel lustiger sind, als alleine und ziellos durch die Gegend zu rennen, dass man mit anderen Hunden spielen kann und ein Schoß dafür da, ihn näher an die Teller auf dem Tisch zu rücken.

Pauls neues Zuhause ergab sich, als ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte („die Leute wollen eben immer nur junge Hunde…“) und verschiedene Tierschutz-Seiten und Organisationen mobilisiert hatte, um ihn einzustellen (das Problem meiner Leser ist, dass sich immer alle offensichtlich wünschen, dass die jeweiligen Hunde am besten bei mir bleiben sollen, weil sie es da am lustigsten haben). Paul hatte sich so wunderbar eingefügt und so viel gelernt, hatte sehr originelle Persönlichkeitszüge entwickelt (nicht nur das Ausräumen der Legenester meiner Hühner, deren Eier er mit weichem Maul aus dem jeweiligen Hühnerhaus trug und dann kurz abwartete, ob ich es ihm nun abnehmen würde. Wenn ich diese Aktion übersah, verspeiste er das Ei nach einer gewissen Zeit genüßlich) und gönnte sich nach neun Jahren Leben an der Kette einen wunderbaren Luxus, den nur Hunde haben, denen es gut geht: Er zeigte Humor. Paul kann lachen. Seine ganze Miene wird weich und vergnügt, als habe er gerade einen sensationellen Witz gehört – und dann konzentriert er sich (ganz Border Collie) wieder auf die Dinge, die er zu tun und zu erledigen hat.

Jetzt lebt Paulchen also im Taunus. Er hat ein ganzes Haus mit Garten für sich allein, macht mit seiner neuen Menschen lange, lange Spaziergänge durch Felder und Wiesen und lässt sich von den Enkel- und Nachbarkindern gnädig den gar nicht mehr so runden Bauch kraulen. Ich habe selten einen Hund getroffen der sich so eine unglaubliche Mühe gab, alles richtig zu machen, sich dem seltsamen neuen Leben in Haus und Garten mit so vielen anderen Hunden, Hühnern und Huftieren zurechtzufinden und einzuordnen, der als ungarisches Landei, der sein Leben an einer engen Kette verbracht hatte sogar noch lernte, den Englischen Garten mit den unzähligen fremden Hunden, Joggern, Turbo-Radfahrern und Picknickern zu tolerieren und so zu tun, als wäre ihm das alles ganz vertraut.

Ich vermisse in sehr, auch wenn ich weiß, dass er jetzt genau das Leben hat, das am besten zu ihm passt: Mit voller Aufmerksamkeit auf ihn, ritualisierten Abläufen, weichen Teppichen und jemandem, der ihm jeden Gedanken von den schönen dunklen Augen abliest. Und gleichzeitig bin ich sehr froh, dass ich ihn auf seinem Weg zur Haushund-Werdung begleiten konnte, ihm die Dinge beibringen, die man als Hund eben so braucht, um ein guter Beziehungspartner zu werden, auf dem Weg zu Neuem.

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1 Kommentare

  1. Tolle Nachrichten!!! Auch die „schlechte“ ist eine gute – schön, von Ihrem Tatendrang und der Gesundheit zu hören!

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