Bellen, bis Hilfe kommt

Wie wird man Rettungshund?

Die Truppen üben bei Minusgraden und bei 35 Grad im Schatten, im Hellen und im Dunkeln, bei Regen, Wind und Nebel – der Rettungseinsatz im Team mit Mensch und Hund muss sitzen. Die Flächensuchhunde nehmen Gerüche am Boden und in der Luft auf, klettern auch schon mal auf einen Hochsitz und in den Graben.
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In Zeiten von GPS, Wärmebildkameras und Handy-Ortung werden sie trotzdem immer mehr gebraucht: Rettungshunde. Die speziellen Veranlagungen von Hunden lassen sich noch immer nicht durch technisches Gerät ersetzen. Sie suchen vermisste Menschen in unübersichtlichen Waldgebieten, unwegsamen Geländen, Industrieanlagen oder eingestürzten Gebäuden dort, wo der Mensch nicht ohne Weiteres herankommt. Auch wenn sich die Rettungshundearbeit in den letzten Jahren stark zur Hundesportart weiterentwickelt hat, geht es dabei trotzdem darum, Leben zu retten: Ziel der Rettungshundeausbildung ist die Qualifizierung für einen möglichen Einsatz in Hilfsorganisationen.
Die drei Säulen der Ausbildung sind
– ein gut veranlagter, will heißen: nervenstarker, freundlicher Hund mit Unterordnungsbereitschaft;
– ein Hundeführer mit gutem Fachwissen und der Fähigkeit, dieses Wissen auch praktisch umzusetzen;
– die harmonische Zusammenarbeit zwischen Hund und Hundeführer.

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Besonders geeignet als Rettungshunde sind gutartige, offene, nervenstarke Hunde mit mittlerer Reizschwelle und Unterordnungsbereitschaft. Außerdem muss der Hund über ausreichend Trieb und Finde-Willen verfügen. Er braucht körperliche wie psychische Ausdauer und muss in der Lage sein, auch körperlich in unwegsamem Gelände, schwierigen Witterungsverhältnissen über längere Zeit durchzuhalten, ohne in der Arbeitsbereitschaft nachzulassen (will hießen: Es ist ungünstig, wenn der angehende Rettungshund kein Gebüsch und keine Dornen mag, Regen nicht leiden kann und sich ungern die Füße im Matsch schmutzig macht).
Grundsätzlich eigenen sich alle Hunde – Rassehunde wie Mischlinge – mit entsprechender Arbeitsbereitschaft, wobei es für sehr kleine und sehr große Hunde unter bestimmten Bedingungen schwierig werden kann: Wenn der Hund sehr schwer ist, kann er in einem zerstörten Haus leicht einbrechen, wenn er sehr klein ist, kann er bestimmte Hürden möglicherweise nicht bewältigen.

Für den Hundeführer bedeutet Rettungshundearbeit einen erheblichen zeitlichen Aufwand: Denn die Ausbildung des eigenen Hundes beinhaltet auch, anderen Teams zu helfen, einen flexiblen Zeitplan zu haben, körperlich fit zu sein und die Bereitschaft zu besitzen, immer wieder in strömendem Regen, bei Eiseskälte oder sengender Hitze in der Landschaft herumzuliegen und für die Hunde das Zielobjekt zu spielen. Ohne Engagement, Teamgeist und eine gewisse körperliche Fitness auf Seiten des Hundeführers kann diese Arbeit bzw. dieser Sport nichts werden.
Außerdem muss der Hundeführer eine Ausbildung in Erster Hilfe leisten, in Orientierungsvermögen, Umgang mit technischer Ausrüstung und Teamfähigkeit. Vor allem aber ist die sofortige Einsatzbereitschaft im Notfall gefordert: Einen Einsatz abzulehnen gilt nicht, nur weil gerade „Tatort“ im Fernsehen kommt, man gerade beim Essen sitzt oder es so gemütlich zuhause ist.

Der Schwerpunkt der Ausbildung des Hundes liegt in der „Nasenarbeit“ – se macht in der Prüfungsordnung 2/3 der zu erreichenden Gesamtpunkte aus. Die unterschiedlichen Sparten sind Fährte, Fläche, Trümmersuche, Wasser und Lawine. Neuerdings wird zunehmend auch Mantrailing hinzugenommen.

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Rettungshunde lernen im Training, mithilfe ihres hochsensiblen Geruchssinns verschiedene „Opfer“ unter unterschiedlichen Bedingungen zu finden und ihrem Hundeführer eindeutig anzuzeigen. In den verschiedenen Prüfungen werden die Schwierigkeitsgrade verändert durch die Anzahl und Lage der Opfer, durch die variierende Größe des Suchgebiets und der Zeit, in der die Opfer gefunden werden müssen. Berurteilt werden die Taktik des Hundeführers, sein Zusammenspiel mit seinem Hund, der Such – und Findewillen des Hundes und das korrekte Verwiesen der gefundenen Person: Der Hund darf die Person weder bedrängen, noch erschrecken – aber natürlich auch nicht lässig daran vorbeischlendern.
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Im Bereich „Unterordnung und Gewandtheit“ werden Gehorsam und Geschicklichkeitsübungen des Hundes, wie z.B. das Überwinden unterschiedlicher Hindernisse gefordert. Dabei lernt der Hund, sich sicher fortzubewegen und sich auch auf Distanz jederzeit vom Hundeführer lenken zu lassen.

Rettungshundearbeit ist eine wundervolle Sportart, die das Miteinander zwischen Mensch und Hund fördert und unterstützt – und außerdem eine wirklich wichtige Aufgabe, die zur Rettung von Menschenleben beitragen kann. Es gibt in vielen Städten eine Rettungshundestaffel, die man leicht im Internet finden kann und die gewöhnlich Probetraining anbieten.

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