vom 31.3.2013
Vor einer Woche hatte meine Pudelhündin Luise ihren zehnten Geburtstag. Sie bekam eine Menge Briefe von den Patienten der Palliativstation, die sie regelmäßig besucht. Den folgenden Brief schrieb ein 17-jähriges Mädchen, das an Krebs erkrankt ist und sehr an Luise hängt. Ich habe darum gebeten, ihn abdrucken zu dürfen. denn Ostern ist doch das Fest der Hoffnung und der Auferstehung.
Liebe Luise,
wenn Du zu Besuch auf diese Station kommst, ist es so, als würde jemand alle Fenster öffnen. Du bringst frische Luft und gute Laune mit Dir, Du bist das Beste am ganzen Tag. Ich kann es kaum abwarten, bis Du endlich in mein Zimmer kommst. Du begrüßt einen, als würdest Du mich schon lange kennen und wärest nur mal kurz Gassi gegangen. Wenn Du da bist, ist alles anders als vorher, die ganze Stimmung hier auf der Station verändert sich. So, als würde jemand sehr Wichtiges zu Besuch kommen, und Du läufst hier auch herum wie eine Majestät.
Du siehst einen nie an, als würdest Du Dir Sorgen machen, Dir macht es nichts aus, wie schlecht ich aussehe oder wie es mir geht. Wenn es hier komisch riecht, ist Dir das auch egal. Als ich so traurig war, weil ich am liebsten gleich sterben wollte, hast Du Dich neben mich ins Bett gelegt. Eigentlich ist das verboten, aber die Krankenschwestern haben nichts gesagt. Es war Dir egal, dass ich die ganze Zeit geweint habe. Du hast nur den Kopf ganz fest gegen meine Brust gestemmt, damit ich Dich besser streicheln konnte. Erst, als ich nicht mehr weiter weinen konnte, bist Du vorsichtig vom Bett gesprungen und hast Dich so geschüttelt, als hätte ich Dich nassgeweint.
Du hast mein Essen gefressen, als ich es nicht mochte. Die Krankenschwester lobte mich, weil ich aufgegessen hatte, aber dann hast Du gerülpst und sie wusste sofort, wo mein Essen geblieben war.
Ich wollte früher immer einen Hund haben, aber meine Eltern haben das nicht erlaubt. Jetzt kann ich keinen mehr haben, weil ich nicht mehr spazieren gehen kann. Ich wäre so gerne mal mit Dir in den Park gegangen und hätte gesehen, wie Du herumspringst. Ich habe gehört, dass Du gerne Hühner jagst, aber ich kann mir das nicht vorstellen, ich finde, Du bist die ruhigste, freundlichste, liebste Person, die ich kenne. Ich tue immer so, als wärest Du mein Hund, der zu Besuch kommt und wenn Du da bist, fühlt sich das auch so an, für eine Stunde oder so lange wir Zeit haben. Ich weiß, dass meine Zeit nur noch kurz ist. Deshalb freue ich mich noch mehr, wenn ich Dich sehe. Ich weiß auch, dass Du ein Hund bist, aber für mich bist Du ein fröhlicher Freund, der mich besucht. Happy B-Day. Hoffentlich bekommst Du viele Leberwurstbrote.
Deine Nadine