Eifersucht

Wer mehrere Hunde hält, hat schon erlebt, dass es unter Hunden zu einer Art „Eifersucht“ kommen kann: Die Hunde streiten sich über Knochen, Futternäpfe, Schlafplätze oder Ihre Aufmerksamkeit. Besonders dominante Rassen, wie beispielsweise Dobermänner, Lhasa-Apsos oder Weimaraner zeigen häufig mehr Rivalität, als andere Rassen. Auch Geschwister aus dem gleichen Wurf im gleichen Haushalt können extrem problematisch werden.

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Rivalität unter Hunden tritt normalerweise deshalb auf, weil der Mensch sich unklar verhält und das Verhältnis der Hunde untereinander stört. Unter Hunden gibt es keine Demokratie und keine Gleichberechtigung. Es gibt immer einen Anführer-Hund und immer einen untergeordneten Hund. Der Mensch muss die Rangordnung seiner Hunde anerkennen, auch, wenn ihm das vielleicht nicht passt:
Wichtig ist auch, dass der Mensch versteht: Es gibt unter Hunden keine „Eifersucht“ im menschlichen Sinne, genauso wenig, wie es bei Hunden verletzte Gefühle gibt. Menschliche Eifersucht ist eine sehr komplexe Gefühlsregung, zu der eine Menge Gegrübel und widersprüchliche Gedanken gehören. Hunde haben diese Fähigkeiten nicht. Bei dem, was wir bei Hunden als „Eifersucht“ bezeichnen, geht es in Wirklichkeit um Konkurrenz oder das Klarmachen der Rangordnung. Wenn Sie das verinnerlicht haben, ist das größte Problem bereits gelöst.

Sagen wir, Sie haben zwei Hunde, Fido und Sam, wobei Sam der dominantere der beiden Hunde ist. Sie streicheln gerade Fido, als Sam dazu kommt, mit aufgestellten Ohren und wedelndem Schwanz, und offenbar auch gestreichelt werden möchte: Das wäre Konkurrenz. Sie haben zwei Hände, also können Sie beide gleichzeitig streicheln.

Das Klarmachen der Rangordnung sieht anders aus: Sie streicheln gerade Fido, da kommt Sam anspaziert und sieht gar nicht entspannt aus: Brust `raus, Ohren aufgestellt, und die Rute bewegt sich, wenn überhaupt, nur sehr langsam. Er versucht, sich zwischen Sie und Fido zu drängen: Damit will er sagen, dass es ihm nicht passt, dass Fido so nahe bei Ihnen sitzt. Fido wird versuchen, sich möglichst schnell höflich zu entfernen. Lassen Sie ihn gehen: Er weiß, was er tut. Er ist deshalb nicht bedauernswert: Rudel funktionieren eben so.
Die meisten Menschen mischen sich an diesem Punkt aber ein und sagen: „Fido, Schätzchen, bleib‘ bei mir!“ und zu Sam sagen Sie: „Was fällt dir ein, Sam, ich habe Fido zuerst gestreichelt!“ Mit Ihrem Tonfall haben Sie gerade Fido gelobt und Sam geschimpft – und seine Position als dominanter Hund angegriffen. Der arme Fido wird für dieses Fehlverhalten später von Sam bestraft werden, und das weiß er auch schon. Sie bringen also durch dieses Verhalten beide Hunde in Konflikt, Sie haben den einen in seiner natürlichen Rolle geschwächt, den anderen dadurch aber nicht stärker gemacht, sondern in die Defensive gebracht.

Wenn Sam und Fido in Streit geraten, neigt der Mensch dazu, sich sofort Fido, dem „schwächeren“ Hund zuzuwenden, dem, der Beschwichtigungsverhalten zeigt. „Oje, Fido, hat Sam dir weh getan?“ sagt der Mensch in tröstendem, liebevollen Tonfall. „Was fällt dir ein, Sam?“ pfeift er den anderen Hund dagegen an. Schon wieder wird Sams Position als dominanter Hund schwer angegriffen. Beide Hunde glauben jetzt, der Mensch möchte, dass Fido die dominante Position übernimmt, und denken sich: „Verdammt, jetzt müssen wir uns schon wieder hauen!“, weil sie ja die Rangordnung so herstellen müssen, wie der Mensch sich in seiner Nähe wünscht. Dabei verstehen sich die beiden Hunde wahrscheinlich bestens, wenn keiner da ist.

Wenn diese Art der Auseinandersetzungs-Kämpfe erst angefangen hat, wird es gefährlich, weil das kleinste Missverständnis als Provokation bewertet wird: Die Türklingel schellt, beide Hunde rennen zur Tür – ein Kampf kann entstehen (wer ist der Erste?). Sie bellen im Garten gemeinsam irgendwas an – ein Kampf kann entstehen (wer bellt furchterregender?). Sie kommen ins Zimmer – ein Kampf kann entstehen (wen sieht der Mensch zuerst an?). Solche Reiz-Kämpfe haben nichts mehr mit Show-Kämpfen zu tun – die gewöhnlich nach drei Minuten vorbei sind und nur furchtbar klingen – und es gibt keine Rudel-Ettikette mehr: Hier geht es jetzt wirklich darum, einander weh zu tun.
In einem funktionierenden Rudel passiert derlei nicht: Auch unsere domestizierten Hunde, die wir gewöhnlich für unser besseres Selbst halten sind Rudeltiere, die sich an strenge Rudel-Ettikette halten: Innerhalb eines Rudels verletzt oder tötet man einander nicht, weil alle Rudelmitglieder fürs Überleben (die Jagd) gebraucht werden. Wenn jemand verletzt oder getötet wird, wird das Rudel dadurch geschwächt.

Wenn Sie Hunde haben, die schon angefangen haben, einander zu bekämpfen, ist der nächste Schritt die Kastration, und zwar schnell, bevor sich die Antipathie wirklich tief eingräbt. Dadurch wird die Beißhemmung wieder verstärkt, und ohne notwendige hormonelle Unterstützung tritt das ganze Angeber-Gehabe in den Hintergrund.

In jedem Fall müssen Sie ein paar simple Regeln aufstellen: Sie müssen die Rangordnung Ihrer Hunde akzeptieren. Sie können nicht entscheiden, welcher Hund der dominantere ist. Bleiben Sie objektiv, auch wenn das manchmal schwer ist: Sie haben vielleicht einen Hund lieber, oder er ist der Ältere, oder es passt Ihnen nicht, dass ihr Mops dominanter ist als Ihr Dobermann: Was auch immer die Umstände sind – es liegt nicht in Ihrer Hand, welcher Hund der Anführer ist.

Achten Sie darauf, welcher Hund zuerst durch die Tür geht, wenn Sie nach draußen gehen, wer geht gewöhnlich ein, zwei Schritte voraus, wenn sie zusammen durch den Garten oder durch die Wohnung gehen? Wenn ein Hund vor dem anderen stehen bleibt, sieht einer der beiden ein bisschen zur Seite und guckt woanders hin (das ist meistens der untergeordnete Hund)?
Wenn Sie sich sicher sind, welcher Hund der Anführer ist, zeigen Sie, dass Sie seine Position anerkennen, ohne eine große Nummer daraus zu machen: Stellen Sie immer zuerst sein Futter auf den Boden, dann erst das des anderen Hundes, geben Sie ihm zuerst den Gutenacht-Keks oder den Kauknochen. Begrüßen Sie den Anführerhund zuerst. Leinen Sie ihn als ersten an, wenn Sie nach draußen gehen. Wenn Sie Sam „bevorrechtigt“ behandeln, zeigen Sie, dass Sie seinen Rang akzeptieren, und er muss dem anderen nicht dauernd seine Position beweisen.

Ganz selten gibt es Hunde, die echte Tyrannen sind oder wirklich schlechte gesellschaftliche Umgangsformen. Noch seltener gibt es Hunde, die sich jederzeit mit jedem anderen Hund ohne besonderen Grund prügeln. Solche Hunden sind meist ganz unproblematisch, wenn sie bei jemandem als Einzelhund leben dürfen.

Kasten:

Hunde können begehrenswerte Dinge nicht teilen. Jeder Hund braucht seinen eigenen Schlafplatz und seinen eigenen Futternapf.

Am besten füttert man Hunde zwar gemeinsam in einem Raum, aber nicht in Augenkontakt miteinander.

Füttern Sie den dominanteren Hund immer zuerst.

Am schnellsten geschehen Auseinandersetzungen über Knochen. Geben Sie den Hunden ihre Knochen nicht im gleichen Raum. Egal, wie viele Knochen der jeweilige Hund hat: Er will immer lieber den Knochen des anderen.

Begrüßen oder loben Sie den dominanteren Hund zuerst.

Wenn Sie einen neuen Welpen/Hund ins Haus holen, geben Sie dem alten die allermeiste Aufmerksamkeit.

Wenn der neue Hund nicht im Zimmer ist, ignorieren Sie den Alten. So lernt der alte Hund, die Anwesenheit des neuen Hundes mit viel mehr Aufmerksamkeit für sich zu verbinden.

Welpen sind lustig, aber auch sehr anstrengend. Geben Sie dem alten Hund die Möglichkeit, sich von dem neuen Welpen zurückzuziehen.

Der Mensch muss die Ranordnung untereinander akzeptieren – auch, wenn die sich im Laufe des Hundelebens ändert. Irgendwann gibt der alte Hund seine Position vielleicht stillschweigend an den jüngeren ab. Wenn der Mensch das zu lange übersieht, kommt es zu Problemen.

Auf Auseinandersetzungen nicht emotional reagieren: Hunde sehen die Dinge nicht so wie wir, sie machen auch nicht die gleichen emotionalen Prozesse durch. Ein Hund, der in der Rangfolge untergeordnet ist, fühlt sich nicht „zurückgesetzt“, sondern eingeordnet. Er kennt und akzeptiert seinen Platz. Um Konflikte zu vermeiden, muss der Mensch das auch.

Rivalitäten entstehen häufig in dem Moment, in dem der zweite Hund geschlechtsreif wird. Wenn man zwei Hunde sehr unterschiedlicher Größe oder Schärfe hat, ist es sinnvoll, beide Hunde rechtzeitig kastrieren zu lassen.

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