Frühlingserwachen

bildvom 20.März 2011
Es ist Frühling, die Krokusse schießen aus dem Boden, die Grünflächen werden wieder grüner. Man braucht als Hundespaziergangsspezialausrüstung keinen Ski-Anorak und Handschuhe mehr, nur noch Gummistiefel.
Es ist auch die Zeit der Grabenkämpfe zwischen Rüdenhaltern und Hündinnenbesitzern: Im Frühjahr (und im Herbst noch mal) werden Hündinnen nämlich läufig, d.h. sie werden fortpflanzungsfähig. Die so genannte „Hitze“ dauert ca. 21 Tage. Eine anstrengende Zeit für alle Beteiligten, auch für die ahnungslos vorbeikommenden Rüden und deren Besitzer. Von Weitem ist es einer Hündin nämlich nicht anzusehen, ob sie läufig ist. Der Rüdenbesitzer merkt das erst, wenn sein Hund sich bereits an der Hündin festgesogen hat und der Hündinnenbesitzer im gestreckten Schweinsgalopp mit der angeleinten Hündin in die andere Richtung davon eilt. „Ist die läufig?“ ruft man hinterher, weil man sich anders nicht erklären kann, dass der sonst so wohlerzogene Fifi plötzlich nicht einmal mehr einen Blick über die Schulter wirft, wenn er seinen Namen und hatte und sie fragte, warum sie mir das denn nicht gleich gesagt oder gewartet hätte, fauchte sie nur: „Das ist ja wohl Ihr Problem, wenn Ihr Hund nicht erzogen ist!“ Sie hätte wohl recht, wenn das mit Erziehung noch etwas zu tun hätte. Die Gerüche einer läufigen Hündin lässt dem Rüden auf der Stelle zu Kopfe steigen. Je nachdem, wie viel es ist, legt Testosteron sozusagen das Hirn lahm und sorgt für einen Wandel der Realitätswahrnehmung. Man kennt das aus dem richtigen Leben: Das ist der Grund, warum Männer beim Anblick einer echt heißen Braut vergessen, dass sie verheiratet sind, vergessen, wie ihre Kinder heißen (oder vergessen, dass sie überhaupt welche haben). Nur sind Männer gewöhnlich träger als Hunde, deshalb rennen sie nicht jeder läufigen Hündin hinterher. Ich meine natürlich: Jeder attraktiven Frau.
Aber die Hundebesitzer müssen ihrerseits ja nicht jegliche Erziehung vergessen, die sie einst genossen haben. Man sagt als Besitzer einer läufigen Hündin vorher und von Weitem, dass die Hündin läufig ist. Für den nichtsahnenden Rüdenbesitzer ist der Spaziergang nämlich gewöhnlich gelaufen, wenn der Rüde erst einmal den Duft einer läufigen Hündin einatmen durfte; der Hund muss an der Leine bleiben, weil besagtes Hirn nicht mehr funktioniert, und sitzt sogar zuhause häufig noch mit Liebeskummer heulend im Flur. Ich weiß von einem Rüden, der vor lauter Sehnsucht durch ein geschlossenes Fenster gesprungen ist. Man lässt eine läufige Hündin im Park auch nicht frei laufen – schon, damit Sie ihr im Zweifelsfall helfen können, falls ein Verehrer zu aufdringlich wird -,weil „läufig“ daher kommt, dass diese Hündinnen auf der Suche nach Lust und Leidenschaft weglaufen. Man geht möglichst auch nicht zu den üblichen Hauptspaziergangszeiten spazieren, sondern vielleicht ein bisschen früher, wenn es übersichtlicher ist. Als Rüdenbesitzer nimmt man den Rüden rechtzeitig an die Leine und flucht nicht laut herum, dass es eine Frechheit sei, eine läufige Hündin dort auszuführen, wo auch Rüden spazierengingen. Auch läufige Hündinnen müssen nun mal aufs Klo, und manchmal wird es eben eng. Tierliebe hört nun mal nicht an der Schwanzspitze des eigenen Hundes auf.

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