Hundepartner

Sind Sie klug, engagiert und lieben Sie Wettbewerb? Zeigen Sie auch mal kurz Ihre Zähne, wenn es sein muss, damit ein bisschen Tempo in die Sache kommt? Dann könnte ein Australian Shepherd Ihr Seelenverwandter sein. Möglicherweise sind Sie auch nicht unbedingt eine große Schönheit, haben aber wirklich Stil und zeigen Entschlossenheit und Zielstrebigkeit – dann ist die Englische Bulldogge der richtige Hund für Sie.
Der richtige Hund macht uns stark, macht uns zu einem glücklicheren, bessere Menschen. Ich habe so oft von Menschen zu hören bekommen, dass sie ihr Leben lang furchtbar schüchtern waren – ihr ganzes Leben habe sich aber geändert, seit sie diesen einen, wunderbar kommunikativen Hund an ihrer Seite hätten.
Wie in menschlichen Beziehungen scheint es zwei ziemlich zuverlässige Rezepte zu geben, wie man den Hund fürs Leben finden kann: Entweder treffen zwei aufeinander, die aus dem gleichen Holz geschnitzt sind – oder aber es sind die berühmten Gegensätze, die einander anziehen.
Hunde sind die besten Persönlichkeits-Tests überhaupt: Vergessen Sie alles, was Sie je in Frauenzeitschriften oder Horoskopen über sich gelernt haben. Hunde wissen, wer wir sind. Sie können ihn nicht täuschen, wenn es darum geht, wer oder was für ein Mensch Sie wirklich sind. Er weiß, ob Sie Führungsqualitäten besitzen, ob Sie ein sehr emotionaler, eher ängstlicher oder ein unsicherer Mensch sind. Er beurteilt Sie nicht: Sie sind für ihn, wer Sie sind, mit allen Stärken und Schwächen. Aber er muss darauf reagieren, er kann nicht anders: Er muss ausgleichen, damit das Rudel stabil bleibt. Darum ist es besser, wenn sich ein Mensch mit wenig Führungsanspruch keinen Hund aussucht, der ein geborener Anführer ist. Wenn Sie ständig im Mulit-Tasking-Modus agieren, suchen Sie sich besser einen Hund, der so entspannt ist, wie Sie es auch gerne wären. Sie brauchen keine Therapie machen, um herauszufinden, was für ein Hund, welche Rasse oder welcher Mischling woraus am besten zu Ihnen passt, aber Sie sollten sich ehrlich damit auseinandersetzen, was für ein Typ Mensch Sie sind. Damit es beim Zusammenleben mit Hund leichter für Sie beide wird: Für Mensch und Hund.

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In meinem neuen Buch“Partnerhunde“, habe ich die Hundehalter in bestimmte Typen aufgeteilt. Die meisten von uns sind entsprechen dabei nicht klipp und klar einem bestimmten Typ, sondern bewegen sich in einer Schnittmenge aus zweien – außer, Sie haben wie ich eine komplette Persönlichkeitsstörung und haben von jedem der Typen einen in sich. Zu bestimmten Charakteren passen bestimmte Hunderassen (oder Mixturen aus ihnen), andere passen wiederum gar nicht. Natürlich kann man sich auf jeden Hund so einstellen, dass das Leben geht, und die meisten Hunde passen sich irgendwie so an, dass man es hin bekommt. Aber Menschen, die ausgesprochen Harmonie-bedürftig sind und ungern eine klare Führungspsition eingehen, die Mühe haben, Grenzen zu setzen und auch mal eine nachdrückliche Ansage zu machen, sind mit einem Malinois, einem Australian Cattle Dog, einem Entlebucher oder einem Maremmaner gewöhnlich überfordert und werden mit ihm nicht froh. Jemand, der von Hundesport und Herausforderungen träumt,wird mit einem Barsoi oder einem Mops verrückt, die einfach selbst bestimmen, was sie wann mitmachen, und um wieviel Uhr Zeit für etwas anderes ist. Usw.
Ich beschreibe Ihnen diese Typen mal über die nächsten Tage verteilt, mal sehen, ob und in welcher Gruppe Sie sich wieder finden.

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Gefühlsbetonte Hundehalter
Stärken:
– Sehr intuitiv, was die Bedürfnisse und Gefühle ihrer Hunde betrifft
– Können sich sehr gut in ihren Hund einfühlen
– stellen die Beziehung mit ihrem Hund vor Erziehung
– machen wirklich alles für ihre Hunde
– akzeptieren deren eventuellen Unzulänglichkeiten oder manchmal schwer
erträglichen Eigenschaften als charmante Schwächen

Schwachstellen:
– lassen sich leicht ablenken
– fokussieren sich ungern auf ein Problem, dass nicht allein durch Liebe gelöst werden
kann
– haben häufig Schwierigkeiten, sich abzugrenzen oder unangenehmes Verhalten vom Hund
klar zu unterbinden
– haben für alles, was der Hund macht, Verständnis und eine Erklärung („Er mobbt, weil
er früher auf der Straße lebte und deshalb im sein Futter kämpfen musste“, „Sie beißt
Männer, weil sie früher wohl schlechte Erfahrungen gemacht haben muss“)
– verbringen häufig mehr Zeit damit, sich Sorgen zu machen, als das Problem zu lösen

Dazu gehören:

Engel: Vor allem von Liebe angetrieben, sehr fokussiert auf die Bedürfnisse ihrer/seiner Hunde

Engel sind Hundeleute, auf deren Weg wir anderen auf Schritt und Tritt Rosenblätter verstreuen sollten. Die Welt braucht mehr von ihnen: Engel retten oder adoptieren Hunde, bieten ihnen eine zuverlässige Pflegestelle und versorgen notleidende Tiere, helfen, wo sie können und sind das Gewissen der modernen Welt. Viele Engel haben Hunde als eine Art Familienersatz – aber viel harmonischer, als das, was sie oft in menschlichen Familien erlebt haben. Engel macht nichts glücklicher, als von ihrem eignen, wunder- und liebevollen Rudel umgeben zu sein.
Ihre Hunde sind ausnahmslos gerettet oder kommen aus dem Tierschutz. Sie erkennen die Schönheit selbst des schwächlichsten, einäugigsten, kränklichsten, schüchternsten, magersten aller Hunde. Der ein- oder andere ihrer Hunde mag mit Windeln herumlaufen oder in einem kleinen Wagen geschoben werden. Für Engel haben Hunde mit speziellen Bedürfnissen oder Schwächen einen viel größeren Reiz, als jeder Ausstellungs-Gewinner. Man erkennt sie manchmal nicht auf den ersten Blick. Manchmal wird ihr großes Herz in Zaum gehalten durch einen Ehepartner, der verhindert, dass sein Zuhause in einen Bauernhof verwandelt wird. Also haben diese Engel nur zwei Hunde, manchmal drei, vielleicht auch einen vierten, aber nur so lange, bis dieser ein Zuhause fürs Leben gefunden hat. Wenn Engel gutmütige Hunde haben, die sich sozusagen selbst erziehen, läuft alles wunderbar. Sie marschieren gemeinsam durch den Park, ruhen sich aus, warten auf den alten oder kranken Hund, der die meiste Zeit vielleicht sowieso nur noch in einem Leiterwagen gefahren werden kann, und benehmen sich so, dass man wirklich glauben könnte, sie seien „dankbar“ für ihr schönes Zuhause.
Wenn der Engel Hunde hat, die weniger entspannt und ausgeglichen agieren, ist der Engel mit dem Verhalten seiner Hunde leicht überfordert. Erziehung, bei der strenge Grenzen oder gar Zwang eingesetzt werden, ist keine Alternative für einen Engel – in seiner Welt kurieren Liebe und Verständnis die meisten Probleme. Engel wollen ihrem Tier nicht ihren Willen aufzwingen, wollen keine Kommandos aussprechen, der Einsatz von „Strafe“ würde dem Engel das herz brechen – er will doch nur, dass seine Hunde sich benehmen. Diese Art der Erziehung mag nicht die effektivste sein, reicht dem Engel aber völlig. Engel glauben nicht an schnelle Lösungen, sondern an Liebe und unendliche Geduld.
Engel können sich der Not und dem Leid von Tieren nicht entziehen. Die Räudigen, die Versehrten und Verwahrlosten finden den Weg zu ihnen. Sie haben einen Siebten Sinn für misshandelte Tiere – manchmal lesen sie allerdings auch Misshandlungen aus dem Verhalten von Hunden, wo keine stattgefunden haben („Sie hat Angst vor dem Autofahren? Wer weiß, was sie früher einmal erlebt hat!“). Sie können sich sogar an den kleinen Frechheiten und Übergriffigkeiten ihrer Schützlinge erfreuen, die sie nie als „Problem“ sehen, sondern als Beweis, dass ihr Hund sich bei ihnen sicher fühlt und Selbstvertrauen zeigt. Die Probleme, die echte sein mögen, wie schlechte Stubenreinheit, Zickigkeit mit Kindern oder Ängstlichkeit gegenüber manchen Menschen, werden als Nebeneffekte des traurigen Vorlebens betrachtet und nichts, was man dem Hund übel nehmen könnte.
Engel sind vielleicht nicht die besten Ausbilder, Trainer oder Lehrer – na und? Wen interessiert das schon? Für den Engel spielt es keine Rolle, ob sein Hund auf Kommando angerast kommt, ob er auf den ersten Befehl „Platz“ macht (oder überhaupt jemals), und auch nicht für die, die den Engel kennen und lieben. Es ist dem Engel völlig egal, ob er Pfützen wegwischen, kaputte Schuhe wegwerfen oder die tiefen Buddelkrater im Garten wieder auffüllen muss – wenn er seinen Schutzbefohlenen ein fröhliches Leben frei von Streß und Negativitäten bieten kann, macht ihn das glücklich.
Schwierig wird es, wenn den Engeln Hunde lieber sind, als die Menschen („Hunde sind besser als Menschen: Sie lieben einen bedingungslos, komme, was wolle. Wenn man sich schlecht fühlt, traurig oder einsam, sind Hunde immer für einen da und geben einem Liebe und Vertrauen.“). Sie halten anderen Leuten strenge Vorträge darüber, dass man das Züchten verbieten solle, solange noch so viele „verlorene Seelen“ in Tierheimen säßen; sie würden ihren Hund nie einer Hundepension oder einem Hundesitter anvertrauen, weil dem Hund diese Trennungen nicht zuzumuten sind. Manche dieser Engel retten mehr Tiere, als ihren Kapazitäten entsprechen, weil es ihnen in jedem Falle bei ihnen besser geht, als irgendwo sonst (das werden manchmal die Fälle, in denen eine Einzelperson 10 – 180 Hunde in einer Wohnung hält, von denen keiner mehr die Versorgung und Pflege bekommt, die er braucht – aber der Engel sieht das nicht. Er sieht nur seine Liebe.
Diese Fälle kommen allerdings nur sehr, sehr selten vor. Echte Engel sind wichtige, notwendige Triebkräfte im Tierschutz. Ob es ihr eigenes geliebtes Rudel oder eine weiter gefasste Gruppe sind – Hunde können es kaum besser treffen, als bei einem Engel zu leben.
Meistens entscheiden sich Engel völlig unabhängig von Rasse oder Mischung für den Hund, der am dringendsten ihre Hilfe braucht. Weil Engel wenig von restriktiver Erziehung halten, sollten sie sich möglichst nicht für Rassen entscheiden, die ein gewisses Maß an Aggressionsbereitschaft mitbringen (z.B. Akitas oder Weimaraner, bei denen „Mannschärfe“ eine gewollte Eigenschaft ist) oder vor keinen Auseinandersetzungen mit anderen Hunden zurückschrecken, wie viele der Terrierarten. Da draußen gibt es so viele freundliche, hinreißende Hunde, die Hilfe brauchen, dass es nicht schwer sein sollte, den oder – die – Richtigen zu finden.

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