Wie Sie wissen, kann ich Pauschalverurteilungen nicht leiden. Neulich saß ich in einer Gruppe Hundefreunde, als das Gespräch auf Jäger kam. Ein dankbares Thema, das sich für Vorurteile aller Art eignet: Alles Schießwütige! Mörder, die unschuldige Rehe und Hunde abknallen! Tierfeinde mit Großmannsucht!
Ich mache mich sicherlich sehr unbeliebt, wenn ich darauf bestehe, dass man sich „die Jäger“ auch mal von der anderen Seite betrachtet – aber damit kann ich leben, das Leben ist ja nun mal kein Popularitätswettbewerb. Tatsache ist: Wir leben seit Jahrtausenden in Kulturwäldern. Das Land ist zersiedelt, der Lebensraum für alle Tiere schrumpft, das lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Wir haben in den meisten Gegenden kaum noch Platz für die natürliche Feinde von Wild, wie Wolf oder Braunbär. Darum müssen Jäger dafür sorgen, dass das Rehwild in einem Revier nicht überhand nimmt, weil dadurch viele Baumarten stark verbissen werden und das fragile Ökosystem Wald gefährdet wird. Oder Rehe oder Hirsche im verzweifelten Versuch, in neue Reviere zu gelangen, weil es im alten zu voll wird, über Straßen und Autobahnen auszuweichen versuchen. Es sind die Jäger, die den unzähligen Rehen und Wildschweinen, die jährlich angefahren werden, entsetzliche Qualen ersparen. Es sind die Jäger, die darauf aufmerksam machen, dass sich in Brandenburg und Niedersachsen die Fuchsstaupe ausbreitet, ein Virus, der für unsere Hunde tödliche Folgen hat. Es sind die Jäger, die gerade eben bei Wildschweinen in Brandenburg das Aujezky-Virus entdeckt haben, das auch für unsere Hunde tödlich ist (weshalb sie um Himmels Willen keinen Schweinekot fressen sollten). Kaninchen erkranken in vielen Gegenden an Myxomatose, einem hoch ansteckenden Virus, an dem Kaninchen elend verrecken. Es kann nur der Jäger kranke Kaninchen erlösen und außerdem dafür sorgen, dass diese Krankheit sich nicht unaufhaltsam ausbreitet –was nicht unter Mordlust zu verbuchen ist, sondern unter Tierschutz. Jäger sind keine Hundefeinde – die meisten von ihnen haben selber welche -, aber sie hassen Hundebesitzer, die zulassen, dass ihre Hunde Wild hetzen, stören und Kitze umbringen. Natürlich gibt es Vollidioten unter Jägern, Großkotze und Angeber. Die gibt es überall. Auch unter Hundebesitzern, Journalisten, Apothekern, Nachbarn, Gartenbesitzern.
Es hilft nichts: So lange wir nicht mehr Platz für Wildtiere machen, brauchen wir Jäger. Und mehr Platz wird es nicht mehr geben; auch Sie wollen mehrspurige Autobahnen, Schnellstraßen, ein Haus mit Garten auf dem Land und erschwingliche Mieten (was nur geht, wenn genügend Wohnraum vorhanden ist). Es wäre schön, wenn es anders wäre.
Ich kann zu dieser ausgezeichneten Geschichte ohne Vorurteilen eigentlich nur eines sagen!
Danke!! Danke, Katharina von der Leyen!!
Dieter Nagl
Einer der hoffentlich zu den guten Jägern zählt
Zu den guten zählst du sicherlich nicht, denk mal an den Fuchs 😉
„Tod dem Raubwild“ meine ich mal von dem gelesen zu haben 😉
Und was war mit der 9mm und der Schlange Hr Nagl?
Toller Bericht,ein Kompliment an Frau von der Leyen,bin selber Jäger und weiß einen solchen Bericht zu schätzen.
M.f.g Henning
Ein super Bericht ! Frau von der Leyen,Hut ab vor Ihrer Meinung !
Ich liebe Sie, Frau von der Leyen! Vielen, tausend Dank!
Ich bin in einer jagenden Familie aufgewachsen, jage selbst (und bin hoffentlich eine von den Guten) und führe mein Beaglemädchen, die die Jagd liebt und geniesst und mir schon manch guten Dienst erwiesen hat.
Vielen, vielen Dank, es tut so gut, so etwas zu lesen.
Sehr geehrte Frau von der Leyen,
selten las ich einen so hervorragenden Bericht von einem „Nicht-Jäger“.
CHAPEAU!
Vielen herzlichen Dank für diese verständnisvollen und offenen Worte.
Sehr schön mal etwas nettes „von der anderen Seite“ zu hören!
Viele Grüße und Waidmannsheil!
U. Beyer
Nun, auch wenn ich ein Großstadtkind bin, habe ich viele Jahre auf dem platten Land gelebt und kenne einige Jäger und viele Geschichten von Jägern über Jäger.
Die Zahl derjenigen Jäger, die die Natur, den Wald, die Tiere, als Ökosystem begreifen, die die Zusammenhänge verstehen und hier so handeln, dass nicht das Eigeninteresse im Vordergrund steht, sondern der Gesamtszusammenhang Priorität hat, die ist nach dem, was ich erlebt und gehört habe, wohl eher gering. Das fängt bei der sogenannten Hege an, die darauf ausgerichtet ist, das sich das jagdbare und monetär lohnende Wild besonderer Zuwendung erfreuen darf und geht weiter über das sinnlose Abballern von sogenannten Schädlingen, und zwar bar jeder Vernunft und bar aller wildbiologischen Erkenntnisse.
Ich kenne einen Jäger, der sich weigert, an Treibjagden teilzunehmen, weil er immer wieder feststellen muss, dass viele der Jäger nicht in der Lage sind, die Schweine zu schießen, die aus ökologischer Sicht geschossen werden sollten. Nein, es wird auf alles geballert, was wie Schwein aussieht, die erfahrenen Leitbachen, anstatt die Jungschweine. Haben wir nicht eine Wildschweinplage in Berlin und Brandenburg? Wieso, wenn doch die Jägerschaft darauf ausgerichtet sein sollte, den Bestand zu regulieren?
Es werden Füchse in Massen geschossen, obwohl jeder Wildbiologe dir erklären kann, dass die Fuchsbestände sich in der Regel von selbst regulieren. Wir haben Mäuseplagen – aber Hauptsache die Strecke weist ein paar Füchse aus. Es gibt keine Schonzeit für Füchse. Wieso nicht?
Im Kopf der Jäger sind offenbar völlig veraltete Vorstellungen einer Jagd verankert, die sich alleine am Nutzen für den Menschen orientiert.
Ich erlaube mir einmal, etwas wiederzugeben, was mir ein Jäger vor kurzem erzählt hat:
„… und da seh ich, wie ein Fuchs aus dem Kornfeld tritt, mit einem R e b h u h n im Maul, und lege schon die Büchse an, um ihn zu erschießen. Im letzten Moment durchzuckt mich ein Gedanke: Das Rebhuhn gehört doch nicht mir allein, und ich ließ den Fuchs ziehen.“
Das ist wohl eine große Ausnahme unter der Jägerschaft, da bin ich mir ziemlich sicher.
Ich kenne einige Gräuelgeschichten von Jägern über Jäger. Ich habe einige Jäger selbst erlebt.Ich gebe hiervon nichts wieder.
Ich persönlich bin der Meinung, dass ein Jäger sich keinen anderen Interessen unterwerfen darf, als die der Hege und Pflege des Waldes und seiner Tiere unter dem GEsichtspunkt des ökologischen Gleichgewichtes und daran hapert es leider. Deswegen bin ich der Meinung, dass Privatjagden eigentlich verboten gehören. Wer sich privat der Natur erfreuen will, braucht kein Gewehr über der Schulter, sondern ein Fernglas. Und wer ballern will, soll auf den Schießplatz gehen. Tontaubenschießen soll auch Spaß machen.
Aber das ist wohl Kleinmädchendenken, aber es gibt ja auch Hoffnung:
http://www.oejv.de/