Lieber den Spatz in der Hand als den Hund auf dem Dach

bildvom 15.4.2012

Dass Politiker immer mal wieder von persönlichen Fehltritten aus ihrer Vergangenheit eingeholt werden, haben wir hierzulande ja gerade monatelang erlebt. Amerikanische Präsidentschaftskandidaten sind da noch gefährdeter, wobei es bei ihnen selten Gewicht hat, ob und von wem sie sich Geld geliehen haben, denn ihre gesamte Präsidentschaftskandidatur ist ja nur möglich, wenn sie von reichen Freunden und Gönnern regelmäßig mit Geldströmen versorgt werden: Ein armer Mann kann in den USA niemals Präsident werden.
Seit einiger Zeit wird es Mitt Romney unmöglich gemacht, einen Urlaub aus dem Jahre 1983 zu vergessen: Nicht, weil ihm ein Filmproduzent ein Pensionszimmer bezahlt hätte oder ihm jemand das Ziel nicht gegönnt hätte. Romney fuhr mit seiner Familie im Auto von Boston nach Kanada, was zwölf Stunden dauern sollte. Um im Auto mehr Platz zu haben, band Romney seinen Hund Seamus (ausgesprochen wie das englische Wort „Shame“ – Schämen) in einer Flugbox aufs Dach seines Chevrolets und fuhr los. Der Krach und der Wind müssen so groß gewesen sein wie Seamus‘ Angst, der sich deshalb vollständig einkotete. Aber anstatt sich zu schämen und dem Hund dann doch ein Plätzchen im gemütlichen Auto einzuräumen, säuberte Romney Hund und Box an der nächsten Tankstelle mit einem Schlauch, und setzte die Fahrt fort.
Man könnte dem Präsidentschaftskandidaten lösungsorientiertes, „emotionsloses Krisenmanagement“ bescheinigen, oder aber – und zu dieser Einschätzung neige ich persönlich eher – Gefühlskälte, Grausamkeit und Empathielosigkeit. Inzwischen ist Seamus längst verstorben, aber zu einer politischen Ikone geworden – obwohl er angeblich in den Ferien in Kanada damals von sich aus versuchte, den Kontakt zu Familie Romney abzubrechen und wiederholt beim Streunen aufgegriffen wurde. Der weit zurück liegende Vorfall ist ein Glücksfall für die Medien, denn er setzt den amerikanischen Präsidentschaftskandidaten in einen menschlicheren Kontext, als Wahlveranstaltungen. Es läßt ihn allerdings nicht gerade menschlich aussehen.

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