Das Rätsel des Hundelebens

bildvom 23.9.2012

Zu den großen, ungelösten Rätseln des Lebens gehört, warum Hunde sich so begeistert in sehr toten Maulwürfen, Mäusen oder Eidechsen oder unangenehmen Ausscheidungen wälzen. Auch wenn viele von uns ihre Hunde gewöhnlich für ihr besseres Selbst halten, hört die Freundschaft mit dem besten Freund des Menschen bei diesem Hobby meist abrupt auf. Das menschliche Entzücken hält sich nun mal in Grenzen, wenn unser Hund sich in grün schillernde, vor acht Wochen verstorbene Fischen wirft.
Eine Theorie lautet, das Aaswälzen weise auf Mängel in der Ernährung hin; der Hund würde versuchen, fehlende Bakterien oder Enzyme sozusagen „von außen“ aufzunehmen. Zweimal in der Woche ein überreifer Käse, und die Sache erledige sich von selbst. Aber: „Es gibt keine Hinweise darauf, dass das Wälzen in Kot oder Aas etwas mit Verdauungs- oder Ernährungsstörungen zu tun hat“, so Dr. Petra Kölle vom Lehrstuhl für Tierernährung der Universitäts-Tierklinik in München. „Das Verfüttern von Limburger Käse oder Ähnlichem hilft da nicht.“ Die andere Mär, Hunde würden sich „zur Tarnung“ in Aas wälzen, damit Feinde oder Jagd-Konkurrenten sie nicht wittern, macht auch wenig Sinn: Dann müssten Jagdhunde vor der Jagd geradezu Wälz-Orgien feiern. Der Umkehrschluß wäre, dass Hunde, die sich besonders oft wälzen, auch einen ausgeprägten Jagdinstinkt zeigen: Das ist aber nicht so. Selbst unter Möpsen, die etwa soviel Jagdtrieb aufweisen wie ein Stuhlbein, gibt es ausgesprochene Stinkstiefel. Und mein Pudel, der bei Wind und Wetter jegliches Wild apportiert, käme dagegen nie auf die Idee, sich mit Aas etc. zu parfümieren.
Bei Wölfen wurde beobachtet, dass Tiere, die in der Rangordnung relativ niedrig stehen, sich in Kadavern wälzten und anschließend gezielt zu anderen Gruppenmitgliedern liefen, um sich interessiert beschnuppern zu lassen (ähnlich menschlichen Teenagern, die beim Umgang mit Parfums und Rasierwasser das „Weniger ist Mehr“ auch erst lernen müssen). Ältere, souveräne Tiere scheinen es nicht nötig zu haben, sich olfaktorisch aufzuwerten.
Egal, wie sehr wir unsere Hunde vermenschlichen, werden wir ihnen nicht beibringen, sich lieber in Chanel No.5 wälzen. Dementsprechend kann man den Hund für diese „Unart“ nicht bestrafen: Das Wälzen gehört zu ihrer biologischen Natur. Es ist eine eine Art Reflex – eine Strafe ist für den Hund so unlogisch, wie ihn fürs Beinheben am Laternenpfahl zu strafen. Man kann seinem Hund nur beibringen, wirklich zuverlässig auf „Hierher!“ zu gehorchen, und ihn bei Spaziergängen genau beobachten, damit man ihn, sobald er auf bestimmte Art verdächtig lange an einer Stelle herumschnüffelt, abrufen kann, bevor er mit dem Vorderbein einknickt, um Schulter und Hals auf der feucht-müffelnden Stelle zu reiben. Machen Sie das Beste daraus und freuen Sie sich darüber, dass die Instinkte Ihres Hundes noch funktionieren. Wenn Sie das nicht können, kaufen Sie sich einen Goldfisch.

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