Frage: Mein Mann und ich haben vor einem Jahr einen eineinhalbjährigen Stafford-Mischling vom Tierschutz übernommen. Er ist sehr unterwürfig und pinkelt jedes Mal, wenn er meinen Mann sieht. Mein Mann hat versucht, Finn vollkommen zu ignorieren, wenn er nach Hause kommt, und ich gehe immer eine dreiviertel Stunde mit ihm spazieren, bevor mein Mann abends aus dem Büro kommt, aber das alles nützt nichts.
Unser Tierarzt hat ihn untersucht, konnte aber nichts finden. Wir haben Finn immer gut behandelt, mein Mann spielt auch mit ihm. Es ist sehr frustrierend für ihn, dass unser Hund ihm offensichtlich so wenig vertraut. Was können wir machen?
Viele Grüße, Hannah
Antwort: Vor allem: Nehmen Sie es nicht persönlich. Manche Ängste sind genetisch, manche erlernt; ob Finn im ersten halben Jahr etwas Scheußliches (mit oder durch einen Mann) erlebt hat, läßt sich nachträglich nicht mehr herausfinden und spielt auch keine Rolle: Die Vergangenheit läßt sich nicht reparieren, man muss sie einfach hinter sich lassen.
Viele jungen Hunde zeigen unterwürfiges Urinieren und hören damit normalerweise auf, wenn sie erwachsen werden. Manche sehr sensiblen Hunde machen damit allerdings auch als Erwachsene weiter.
Als Erstes achten Sie darauf, auf welche Weise Sie sich freuen, wenn Sie oder Ihr Mann nach Hause kommen. Machen Sie kein großes Theater, sprechen Sie mit ruhiger, freundlicher Stimme mit ihm, kraulen Sie ihn – kein Klopfen auf die Rippen! – an der Brust, am Hals, oder hinter den Ohren, und machen Sie dann etwas anderes. Weder Sie noch Ihr Mann sollten sich dabei über Ihren Hund beugen, sondern möglichst neben ihm in die Hocke gehen (um weniger dominant zu wirken).
Zweitens sollten Sie unbedingt anfangen, mit Ihrem Hund Spiele und Sportarten anzufangen, die sein Selbstbewußtsein stärken. Machen Sie Clicker-Training oder Obedience in einer guten Hundeschule mit ihm – beides ruhige Erziehungsmethoden, die stark auf Lob und ganz klaren Signalen aufgebaut sind. Versuchen Sie Agility,was die meisten Hunde wundervoll finden und gleichzeitig sehr lustig – und anstrengend! für die Besitzer ist: Beide lernen etwas, können stolz aufeinander sein und haben massenhaft Glückshormon-Ausschüttungen. Auf diese Weise kann auch Ihr Mann eine spannungsfreie Beziehung zu Finn aufbauen, weil beide abgelenkt werden von ihrem „Problem“. Spielen Sie Suchspiele mit Ihrem Hund, suchen Sie sich einen Baum mit niedrig wachsenden Zweigen oder einen interessanten Baumstamm und verstecken Sie (bzw. auch Ihr Mann) Kekse und Würstchen darin und feuern Sie Ihren Hund an, wenn er sich anstrengen muss, die Sachen zu finden.