Manchmal hat das Schicksal ein Einsehen

Spike am 4. Januar: Er erkannte sein früheres Herrchen sofort, begrüßte ihn selig und setzte sich auf dessen Fuß, um gestreichelt zu werden - so hatte er es immer schon gemacht, als er noch bei der Familie im Westerwald lebte.

Mißhandelter, ausgesetzter Boxerrüde wird erkannt

Foto: K. Weber

Foto: K. Weber

An Silvester wurde in Nenderroth in Hessen ein ausgesetzter Boxerrüde gefunden – festgebunden an einer Leitplanke. Der Hund war in schrecklicher Verfassung: „So einen erbärmlichen Zustand haben wir noch nicht gesehen!“ so Christine Nickel, die das Tierheim Dillenburg betreibt. Der Rüde besteht nur noch aus Haut und Knochen, Wirbel und Dornfortsätze sind deutlich erkennbar: Er wiegt knapp 19 Kilo – bei einem Boxerrüden sind zwischen 30 und 35 Kilo normal.

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Der Boxerrüde ist vollkommen abgemagert

Im Hals ist ein Karabinerhaken eingewachsen, der die Glieder seines Kettenhalsbands zusammen hielt. Alles war vereitert, der Hund wurde mittlerweile operiert.

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Die Zähne sind tief abgeschliffen, teils kaum noch vorhanden – nur Stummel sind noch zu sehen.

Nur noch Stummel sind von seinen Zähnen übrig

Nur noch Stummel sind von seinen Zähnen übrig

An einer Vorderpfote hat er Arthrose. Dass die Krallen viel zu lang waren, ist kaum noch erwähnenswert bei dem Allgemeinzustand.“ Als der Boxderrüde sich auf eine weiche Decke legen durfte, wälzte er sich voller Freude mit strahlenden Augen – als hätte er noch nie einen weichen Untergrund gekannt.

Der Tierschutzverein Dillenburg und Umgebung hat  Anzeige gegen unbekannt erstattet. „Wir werden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln versuchen, den Täter ausfindig zu machen“, sagt Nickel entschlossen. „Wir haben schon viel gesehen, was Menschen Tieren angetan haben, aber so etwas und in dieser Form ist uns Tierquälerei noch nicht begegnet.“ Trotz aller erlittenen Qualen ist der Rüde unglaublich freundlich, krabbelt allen Menschen auf den Schoß und saugt alle Streicheleinheiten förmlich auf. Das Tierheim wollte den Hund nun aufpäppeln und anschließend vermitteln.

 

Aber es kam anders: Nachdem das Tierheim Dillenburg die Geschichtete weitläufig im Internet verbreitet hatte und überwältigt war von der Anteilnahme – selbst der Boxerclub bot sich an, bei der Ermittlung der ehemaligen Besitzer -, meldete sich ein Ehepaar aus dem Westerwald: Ihnen hatte der Boxerrüde, der bei ihnen „Spike“ hieß, gehört, bis er fünf Jahre alt war.  Am Samstag fuhr die Familie nach Dillenburg, um sich zu überzeugen, dass es wirklich ihr ehemaliger Hund sei. „Es war eine Nacht voller Tränen“, berichtete die Familie über die zurückliegenden Stunden.

 

Spike zog 2003 als Welpe bei der Familie auf dem Westerwald ein, erzählte die ehemalige Besitzerin. „Bis Mai 2008 war er Teil unserer Familie und lebte bei uns mit zwei Silky- Terriern“, sagte sie.

Behalten konnten sie „Spike“ aber nicht: Aufgrund wohnlicher Veränderungen hätten sie sich schweren Herzens damals von allen drei Hunden trennen müssen. Spike sei zu einer Familie ebenfalls auf dem Westerwald gekommen, die sich sehr gut um ihn gekümmert habe. Im Herbst 2011 sei die Spur zu „Spike“ jedoch verloren gegangen.

Umso schockierter seien nun sie gewesen als sie auf www.mittelhessen.de ihren früheren Hund erkannt hätten, der einen festen Platz bei ihnen gehabt habe: „Bis heute steht ein Foto von ihm in unserer Wohnung. Er ist in Gedanken immer bei uns gewesen.“

Dieses Bild brachte die Familie gestern mit nach Dillenburg, um sicher zu gehen, dass es wirklich „ihr Spike“ ist, der eine qualvolle Tortur mitgemacht haben muss. Die Szenen, die sich dann ab 10 Uhr im Tierheim abspielten, waren bewegend und rührten viele Beteiligte zu Tränen: Als der Boxerrüde aus dem Hundehaus kam, gab es kein Halten mehr. Der Hund schien sein altes Herrchen zu erkennen und rannte voller Freude auf den Ehemann zu. Seine Freude über das Wiedersehen mit seiner alten Familie kannte keine Grenzen, seine elf Jahre merkte man dem stark abgemagerten Hund nicht an. Er rannte selig über das Gelände, suchte immer wieder die Nähe zu seiner Familie, folgte sofort, als man die Kommandos abfragte, die man ihm damals beigebracht hatte, und drängte sihc immer wieder an seine Familie. Bei der Familie vom Westerwald war die Freude genauso groß. Tränen liefen die Wangen runter. „Ich hab Herzrasen“, sagte die Ehefrau aufgeregt.

Spike am 4. Januar: Er erkannte sein früheres Herrchen sofort, begrüßte ihn selig und setzte sich auf dessen Fuß, um gestreichelt zu werden - so hatte er es immer schon gemacht, als er noch bei der Familie im Westerwald lebte.

Spike am 4. Januar: Er erkannte sein früheres Herrchen sofort, begrüßte ihn selig und setzte sich auf dessen Fuß, um gestreichelt zu werden – so hatte er es immer schon gemacht, als er noch bei der Familie im Westerwald lebte.

Wie es nun weiter geht mit Spike? „Wir werden überlegen und beraten, ob und wie wir es organisieren können, dass ,Spike’ wieder zu uns zurückkehrt“, so die Familie.

So sehr Christine Nickel vom Tierheim Dillenburg sich über die unglaubliche Anteilnahme, Angebote zur Mithilfe und Spendenangeboten freute, so befremdet ist sie auch über die andere Seite der Tierfreunde: „Es kommen mittlerweile viele Mails, in denen Diskussionen eingefordert werden und uns Vorschriften gemacht werden sollen, wem wir Spike geben müssen bzw. wem auf keinen Fall“, erzählt sie, „Mails, in denen andere Interessenten beschimpft werden und die alles andere als sachdienlich sind. Dies betrifft auch einige der vielen facebook-Kommentare. Man sollte immer erst eine Sache prüfen, bevor man urteilt.“

Christine Nickel vom Tierheim Dillenburg mit einem schon viel besser aussehenden Spike

Christine Nickel vom Tierheim Dillenburg mit einem schon viel besser aussehenden Spike

Siehe auch hier:
http://www.tierheimdillenburg.de/index.php/tiere/hunde/343-silvester

 

 

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