Michael Frey Dodillet: Herrchenjahre – Vom Glück, einen ungezogenen Hund zu haben
Ungezogene Hunde machen glücklich, behauptet Michael Frey Dodillet in seinem Buch über seine Schäferhundmischlingshündin Luna. Und wenn man seinem Buch folgt, scheint das zu stimmen – wenigstens der Leser erlebt ein paar außerordentlich amüsante Stunden – auch wenn man hinterher möglicherweise froh ist, diesen selbstbewußten, prolligen,pubertierenden, mobbenden Poltergeist von einem Hund nur auf dem Papier und nicht in der eigenen Familie erleben zu müssen.
Eines Tages setzt sich die Familie zusammen und macht eine Liste, ob Luna möglicherweise „erhöhten Erziehungsbedarf“ habe:
(Ausschnitt aus: „Herrchenjahre“)
Luna macht alles das, wovor sämtliche Trainer dieser Welt schon immer gewarnt haben, und ihr „Scheff“ beschreibt das Leben mit dem unmöglichen Vieh so wahnsinnig komisch, wie man es nur kann, wenn man im tiefsten Inneren selbst Anarchist ist, und außerdem seinen ersten Hund erlebt: So viel Selbstironie und erbarmungslose Pointen fallen einem nicht mehr ein, wenn man das alles schon mit dem soundsovielten Hund mitmacht, längst alle Bücher und Hundezeitschriften gelesen hat, mit vielen Erfahrungen aufwarten kann und vor allem: Meinungen hat (und dazu neigt, Hunde nicht mehr als das zu betrachten, was sie sind: Nämlich Hunde, sondern als eine Art höhere Wesen). Und na klar sind manche Begegnungen mit Hundetrainern- die er „die Krauses“ nennt – sagenhaft übertrieben, aber trotzdem (oder gerade darum) sagenhaft komisch und letztlich eben doch auch immer wahr.
Luna hat jedenfalls in ihrem Herrchen Michael Frey ihren „Scheff“ gefunden, wie man an folgender Passage erkennt:
„Für Hunde, die an der Leine zur Rüpelei neigen, habe die Krauses dieser Welt zwei Erklärungen parat. Erstens: Du trittst als Halter sehr sicher auf. Dann macht dein Hund großmäulig die anderen zur Schnecke, weil er dich im Rücken hat. Zweitens: Du bist unsicher. Dann denkt Dein Hund, du hast die Situation nicht im Griff, übernimmt die Verteidigung und kreischt los.
Ich dachte immer, ich gehöre zur Kategorie zwei. Bis zu dem Moment, als zwei harmlose Pudel unseren Weg kreuzten. Der Kernsatz… echot in meinem Kopf: Du musst den Hund kurz nehmen, dann kann er nicht nach vorn.
Das stimmt ja auch. Eine kurz genommene Luna kann nicht nach vorn. Sie kann aber nach oben. Tobend rammt sie mit ihrem dicken Bumskopf in meinen Lenker, der schwenkt fünfundvierzig Grad nach links, und ich rattere fluchend in den Acker, wo ich mich erschöpft der Schwerkraft ergebe und hinlege.
Luna hört augenblicklich mit Bellen auf und guckt mich besorgt an. Was denn? Der Scheff im Graben, hilflos? Mein Gott, und da drüben zwei brandgefährliche Pudel, da bin ich jetzt lieber still. Erst, als ich wieder auf zwei Beinen stehe, fasst sie Mut und röhrt weiter.
Exakt dasselbe Theater spielt sich einen Tag später ab…So wird es in Zukunft gemacht! Wann immer mir Hunde begegnen, werde ich mich prophylaktisch in den Schlamm werden und meinem Gegenüber zurufen, er möge so tun, als ob nichts wäre, und einfach weitergehen. Ich müsse so agieren, damit mein Hund Ruhe und Frieden findet. „
Ich bin ja eigentlich zu eitel, um es zuzugeben, aber: Ich wünschte, ICH hätte dieses Buch geschrieben.
Das Buch entstand übrigens aus einem Blog, www.krawallmaus.de, entspannter liest es sich aber doch als Buch.
272 Seiten, Heyne Verlag, EUR 14,99, oder gleich hier: Herrchenjahre: Vom Glück, einen ungezogenen Hund zu haben