Gärtnernde Hunde

bildvom 27.3.2011

Hundebesitzer sehnen sich immer nach einem Garten. Man träumt von einem grünen Paradies, in dem man in der Hängematte liegt, die Vögel zwitschern in den Büschen, der Hund wälzt sich genüsslich im grünen Gras und verzichtet auch mal auf einen Spaziergang.
Ha! Von wegen: Hunde und Gärten sind sozusagen ein Oxymoron, ein Widerspruch in sich. Ein Garten ist ja an sich schon eine Geldvernichtungsanlage: Rasensamen, Rasendünger, Blumenzwiebeln, Büsche, Rhododendren, Flieder, dann noch Pflanzen für die Terrasse, wofür man viele Terractottatöpfe in verschiedenen Größen braucht, der Vielfalt halber.
Hunde, falls Sie es noch nicht wussten, haben nicht mal im Ansatz so was wie einen grünen Daumen. Sie haben auch nicht das leiseste botanische Verständnis. Meine braune Pudelhündin Ida liebt den Garten, weil sich darin so schön Ballspielen lässt. Mit konzentriertem Blick wie eine Kobra hinter der Maus rast sie dem Ball hinterher, wirft sich auf ihn und schlittert noch einen halben Meter mit dem Ball zwischen den Pfoten durch die weiche Erde: Das sichere Ende der Grasnarbe. Ich säe ununterbrochen nach, aber im hinteren Teil des Gartens sind überall verschiedengrünfarbige Streifen im Gras zu sehen. Es sieht aus wie Kunst im Rasen. Kann man mögen, muss man aber nicht. Im Herbst habe ich ungefähr 600 Tulpen-, Schneeglöcken-, Narzissen- und Krokuszwiebeln im Garten versenkt. Die Hälfte davon wurde von meinen Hunden sofort wieder ausgegraben, die dachten, ich hätte ihnen zuliebe eine Art Schatzsuche veranstaltet, auch wenn sie nicht begreifen konnten, warum ich nicht etwas Artgerechteres in den Boden steckte, angegammelte Kalbsknochen zum Beispiel, oder Fischköpfe. An jedem wärmeren Tag der letzten Wochen jubilierte ich innerlich und freute mich auf wenigstens 300 blühende Frühlingsboten, die ihre Köpfe täglich ein Stückchen weiter aus dem Boden reckten. Bis ich plötzlich kein Wachstum mehr feststellen konnte. Bei genauerer Betrachtung erkannte ich, dass alle Knospen verschwunden waren: Abgenagt. Und zwar von meinen Hunden, einem im Speziellen, den ich eines Morgens vom Küchenfenster dabei beobachtete. Erst dachte ich, er fräße die überall im Garten gleichmäßig verteilten Reste des Vogelfutters. Das war es aber nicht. Was in seinem Kopf vorging, werde ich nie erfahren: Vielleicht gelüstete ihm nach dem langen Winter einfach nach etwas Knackigem. Blühen wird auf meiner Wiese so schnell jedenfalls nichts. Nicht in diesem Jahr.
Wie grün die Wiese nach diesem Winter wird, wird sich noch herausstellen. Meine Hunde haben ihr im Winter keine Spielpause gegönnt, die Fläche sieht aus wie ein Fußballplatz nach einem Spiel gegen England. Kaum hat der Boden 8 Grad, säe ich strapazierfähigen Schattenrasen aus und presse ihn mit selbstgebastelten Trittbrettern fest. Längst bin ich Experte, was den ph-Wert von Hunde-Urin betrifft: Wo gepieselt wird, wächst normalerweise kein Gras mehr, weil Urin so voller Salze und Nitrate ist, dass das Gras davon verbrennt. Anschließend sieht man dann lauter kreisrunde gelbe Flecken im Gras, die aussehen wie mysteriöse Botschaften von bösen Gartentrollen. Das Gießkannen-Prinzip von Rüden ist da deutlich rasenfreundlicher, und Rhododendron-Büsche und Hortensien sind sogar erfreut über die säuerliche Mischung (Hortensien allerdings nur, solange ihre Blätter nicht direkt betroffen sind, die sie sonst beleidigt bräunen). Zum Düngen von Rasen und allen anderen Pflanzen eignen sich übrigens hervorragend Hornspäne, Überdüngung ist kaum möglich und außerdem sind sie ungiftig für Haustiere. Im Gegenteil – Hunde halten sie für einen köstlichen Snack, intensiv riechend und anregend für die Verdauung.
Man könnte die ganze Fläche natürlich auch einfach teeren.

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