Der Hollywuff-Film des Jahres

bildvom 8.11.09

Bitte gehen Sie doch mir zuliebe ins Kino: in „Hachiko“ mit Richard Gere in der Hauptrolle – falls man das so sagen kann, denn tatsächlich geht es um einen Hund, den Akita Hachiko. Und kein Schauspieler der Welt schafft es, in einem Film gegen einen Hund anzuspielen, nicht einmal Richard Gere.
Ich bin sicher, dass Sie den Film lieben werden, falls Sie nicht prinzipiell lieber Kettensägenfilme ansehen: „Hachiko“ hat alles, was ein guter Film braucht – eine authentische Geschichte, gute Schauspieler, fantastische Bilder, man lacht und muss furchtbar weinen, klassisches Kino-Heulen vor lauter Rührung, und hinterher ist man ganz geläutert und ermattet vor Tierliebe und lässt sich gern trösten (Jungs, hier ist eure Chance!). Als ich ihn sah, stand das ganze Kino hinterher unter Wasser, auch die Männer sahen aus, als hätten sie der Vernichtung ihrer Lieblingsfußballmannschaft beiwohnen müssen.
Hachiko gab es tatsächlich: In den 20er-Jahren fand ein Tokioter Professor einen jungen Akita, nahm ihn mit nach Hause und zog ihn auf. Hachiko brachte seinen Herrn jeden Morgen an den Bahnhof und holte ihn jeden Abend dort ab – bis sein Herr eines Tages nicht mehr nach Hause kam: Der war an der Universität einem Herzinfarkt erlegen. Zehn Jahre lang kehrte Hachiko jeden Tag an den Bahnhof zurück, um dort auf seinen Herrn zu warten. Er lebte irgendwo in der Nähe und wurde von den Händlern am Bahnhof versorgt. Als er schließlich starb, wurde ihm am Bahnhof von Tokio ein Denkmal errichtet, wo es heute noch steht.Szenenbild_12jpeg_1400x933
Der Film mit Richard Gere spielt heute: Gere findet eines Abends am Bahnhof ein herumirrendes Hundekind und nimmt es gegen den Widerstand seiner Ehefrau mit nach Hause, die aber sowieso nicht böse gucken kann, weil sie so gebotoxt ist, dass jede Tischplatte eine ausgeprägtere Mimik hat. Zwischen dem Professor und seinem Hund entwickelt sich eine wunderbare Freundschaft, die alles, was man je auf der Leinwand zwischen Rin Tin Tin, Lassie, Krambambuli oder Rex und ihren jeweiligen Herrchen zu sehen bekam, in den Schatten stellt.Szenenbild_06jpeg_933x1400
Anders als in den meisten Hundefilmen, in denen der Filmhund immer am Schauspieler vorbeiguckt – so nach hinten, wo nämlich der Hundetrainer hinter der Kamera steht – hat man in „Hachiko“ das Gefühl, dass sich da wirklich etwas zwischen Hund und Richard Gere abspielt.
Umso tiefer Hachikos Befremden, als sein Herr nicht mehr zurückkommt: Wie ein Denkmal sitzt der Hund vor dem Bahnhof, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Die Tochter des Professors will ihn zu sich nehmen, aber er läuft weg, zurück zum Bahnhof – wo Hachiko bald zum Inventar des Bahnhofs gehört wie die Würstchenbude. Kein Detail ist falsch – eine im Close-up sichtbar verklebte Strähne am Ohr rührt einen zu Tränen, weil es genauso aussieht, wenn Hunde seit Jahren nicht gepflegt sind, und der Anblick des alten, arthrosegeplagten Akita, der mit einiger Mühe über die Gleise schleicht, bricht einem fast das Herz.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich möchte keinesfalls, dass meine Hunde das Gleiche machen, wenn ich eines Tages umfalle. Sie sollen nicht den Rest ihres Lebens damit verbringen, auf mich zu warten – ganz abgesehen davon, dass die Windspiele sich sehr schnell totfrieren und die Pudel eh nur wegen der Hotdogs am Bahnhof bleiben würden, ist Warten als Lebensgefühl ein ungesunder Zustand.
Aber der Film erinnert einen wieder daran, warum man eigentlich einen Hund hat – wegen dieser Beziehung, in der keine Fragen gestellt werden, in der es nur um das Hier und Jetzt geht. Und um diese Zufriedenheit, einander einfach Gesellschaft zu leisten, auch wenn man immer zu wenig Zeit hat, den anderen hinter den Ohren zu kraulen.

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Hier der japanische Trailer:

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