Hund ist die Steigerung von bunt

bildvom 21. 8. 2011

Manchmal werde ich gefragt, warum ich eigentlich so unterschiedliche Hunde habe (das kommt gewöhnlich gleich nach der Frage, warum ich eigentlich so viele Hunde habe). Meine Antwort lautet immer: weil mich Hunde gerade in ihrer Unterschiedlichkeit interessieren. Natürlich sind auch alle Königspudel in ihrer Art unterschiedlich und einzigartig, aber ich bin immer wieder hingerissen von der Verschiedenheit meiner Hunde, mit der sie das Leben bewältigen. Ich habe eine ganze Truppe Komödianten zu meinen Füßen, jeder von ihnen mit einer ganz eigenen Nummer und einem ganz eigenen Sinn für Humor. Unser Neuzugang George um Beispiel würde ohne seinen Sinn für Humor wahrscheinlich gar keinen Sinn machen. Er sieht aus wie ein Bonsai-Berner Sennenhund und hat ein ähnlich großes Herz. Anfangs hielten wir ihn für etwas schlicht, weil er sich keinesfalls merken wollte, was „Sitz“, „Komm“ oder „Platz“ bedeutete. Er ist einfach mehr Showman als Akademiker: Er liebt es, alle zu unterhalten, Klempner, Postboten und Besucher, strahlt und wedelt und schleppt alle seine Spielsachen heran. Bevor ich meinen Gartenzaun Fort-ähnlich sicherte, verschwand er regelmäßig darunter, um in täglicher Runde alle Nachbarskinder zu besuchen (seit ich ihm diese Freiheit genommen habe, sind die Nachbarskinder immer bei uns, um mit „Schorsch“ zu spielen, wie sie ihn nennen, weil sie das englische „George“ nicht aussprechen können). Weil er so klein und bodennah ist, betrachtet George sich als Herrscher aller Heuschrecken und Frösche, die er fängt, indem er auf sie hüpft. Wenn sie sich nicht mehr bewegen, versucht er, sie durch exzessives Ablecken wiederzubeleben.
Im Gegensatz dazu ist die schwarze Pudelin Luise die personifizierte vollendete Haltung. Sie hat so eine Art, die man gemeinhin mit edler Abstammung und eine gewisse Ablehnung gegen die Niedrigkeiten der Welt verbindet. Durchs Unterholz trabt sie mit hoch erhobener Nase und leichtfüßiger Eleganz und senkt den Kopf höchstens, um einer Spur zu folgen – selbst dann verliert sie nie ihre ernste Würde. Manche Leute, die sie zum ersten Mal treffen, Siezen sie versehentlich.
Fritz und Harry, meine Italienischen Windspiele, sind das feuchtnasige Äquivalent zu Jack Lemmon und Walter Matthau. Der eine ständig auf kauzige Art mit sich selbst beschäftigt, der andere temperamentvoll und exaltiert. Sie brauchen einander, weil sie so unglaublich unterschiedlich sind: Der elegante, zurückhaltende Harry ist im Umgang mit Anderen ein wenig kapriziös bis hin zu autistisch, der andere wie ein schlaksiger Teenager albern und verspielt bis zum Rande der Obsession. Seine ersten beiden Lebensjahre widmete vor allem einem Kunststück, dass er schließlich bis zur Perfektion beherrschte: Er packte sich das Ende von Klopapierrollen und entrollte sie entlang unseres Grundstücks wie Absperrungs-Band eines Tatorts. Wenn er es nach seiner Meinung genau richtig hinbekommen hatte, wedelte er so begeistert, dass sein ganzer Körper einer glänzenden rotbraunen Sprungfeder glich. Harry hat vor allem Angst, Fritz vor nichts. Außer vor Staubsaugern. Ein Einbrecher, der mit einem Staubsauger wedeln würde, hätte bei Fritz leichtes Spiel.
Wie alle großen Komödianten sind meine Hunde vor allem deshalb amüsant, weil ihre Zusammenstellung so komisch ist. Wie bei Tom & Jerry oder Dick & Doof basiert ihr Slapstick auf der wundervollen Spannung, dass sie vom Wesen her so ausgesprochen gegensätzlich sind. Wundern Sie sich also nicht, dass ich nie fernsehe.

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