Hunde und Hot-Pants

bildvom 17. 4.2011

Vor zwei Wochen fand in Berlin eine große Hundeausstellung statt, ausgerichtet vom der Berliner Landesgruppe des „Verbands Deutschen Hundewesens“ (VDH). Der Dachverband VDH ist eine seriöse Angelegenheit, ein Rassehundverband, der mit strengen Kontrollen und Reglements bemüht ist, Hundezucht und das Leben rund um den Hund art- und tierschutzgerecht zu organisieren. Hundeausstellungen sind ein wichtiger Teil des züchterischen Lebens, auch wenn sie auf jene, die derlei Spektakel nicht gewohnt sind, durchaus absurd wirken können: Wo man hinsieht, liegen und stehen Schönheiten mit behaarten Beinen, es wird geföhnt, frisiert, gesprüht und toupiert – eine Art „Germany’s Next Topmodel“ mit genau so vielen Tränen und hysterischen Anfällen, und wenn schon die Richter nicht aussehen wie Heidi Klum, haben immerhin die Hundebesitzer oft genau so viele Haare auf den Zähnen.
Dort wird also entschieden, wer von den 2800 gemeldeten Hunden der schönste im ganzen Land ist und dem Rasse-Ideal am ehesten entspricht (oder dem des Ausstellungsrichters). Für alle anderen ist es ein fabelhaftes Spektakel, um sich seiner Traum-Rasse zu nähern, Züchter kennen zu lernen oder einfach das intensive Aroma von Ochsenpeseln und getrocknetem Pansen einzuatmen, das schwer in der Luft hängt, Hundeaccessoires einzukaufen und sportlichen Darbietungen zuzusehen: Eine Veranstaltung für die ganze Familie. Umso erstaunlicher mutete das Plakat dieser Ausstellung an, in dessen Mitte nicht etwa ein Hund stand, sondern ein junges Mädchen mit langen schwarzen Haaren, Stiefelchen und schwarzen, glänzenden Hot-Pants. Sie sah kein bisschen aus wie die durchschnittliche Hundefreundin. Auch nicht besser. Sie stand in keinerlei Beziehung zu einem der Hunde oder sah einen von ihnen auch nur an. Sie sah aus, als habe sie sich vom Plakat einer ländlichen Erotik-Messe verirrt.
Plakat2
Da ist es – eines der Plakate immerhin und eines, das ich noch nicht kannte, aber auch nicht besser finde. Auf diesem kann man die Hotpants nicht sehen, weil der Dackel davor sitzt (auf dem anderen Plakat, das ich kenne, steht das Mädchen), dafür fällt mir zum ersten Mal die dezente Tätowierung auf. Hmmmm.

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Plakat3
So, und hier ist nun auch das zweite Plakat – auch nicht schöner, dafür sind die Hot-Pants besser zu sehen.

Es war vor allem ein ziemlich schlechtes und überdies geschmackloses Plakat. Welche Zielgruppe sich von einer sehr jungen Frau in knappen Hot-Pants (war es Latex? Oder schwarzes Leder?) angesprochen fühlen sollte. Die Familien, die hier möglichst erfahren sollten, wie wertvoll ein Hund fürs Familienleben ist? Die Kinder und Jugendlichen? Die Besucherinnen, aus denen zu zwei Dritteln das Publikum von Hundeausstellungen zu zwei Dritteln besteht?
Der Vorsitzende des VDH-Landesverbands Berlin-Brandenburg hat mit seinem Plakat natürlich kein Problem. Er findet es kein bisschen sexistisch, dass da so unvermittelt ein Hot-Pants-Hase vor ein paar Rassehunden posiert: Für Motorrad-Messen würde schließlich auch so geworben, erklärte er mir (dass Motorrad-Ausstellungen nur in den seltensten Fällen Familienveranstaltungen sind, ist ihm vielleicht nicht bekannt). Außerdem sei das Mädchen auf dem Plakat die Tochter der Grafikerin, die das Plakat entworfen habe. – Was er damit beweisen sollte, ist unklar: Das macht das Denkmuster nicht kreativer. Auch sein Argument, die Hunde-Aussteller würden ja selbst so herumlaufen, zog nicht: Ich habe auf Hundeausstellungen zwar schon die erstaunlichsten Outfits, aber noch kein einziges Mal Aussteller in Hot Pants gesehen. Sex sells, keine Frage. Die Tatsache, dass ein Mädchen in Hot Pants ohne jeglichen Zusammenhang mit einer Hundemesse auf einem Plakat abgebildet wird, ist so überflüssig wie diskriminierend, denn einen Zweck erfüllt sie nur als Werbeobjekt – als reine Dekoration.
Nun stellen Sie sich vor, man würde unsere Hunde zur Deko degradieren – wir Hundeleute stünden Kopf.

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