Hunde zu Wasser, zu Lande und in der Luft

Foto: Debra Bardowicks

Auf meinem Flug gestern/heute von Berlin nach Kalifornien bemerkte der Steward, dass ich in einem Hundebuch las. Sofort kniete er sich neben mich, um mir von seinem Schäferhund zu erzählen – ein acht Jahre alter Wunderhund, der ihn auf seinem Hof unterstützt, der die Gedanken seines Herrn lesen kann. Dieser Hund namens Vamos hat sein eigenes Zimmer – schläft bei seinem Herrn ein und verlässt den Raum „auf Zehenspitzen“, wenn der eingeschlafen ist, um sich in sein Zimmer zurückzuziehen: „Aber wenn ich aufwachse, sitzt er immer ganz wach neben mir, ready to go.“ Der Steward sprach mit unglaublicher Liebe von seinem Hund, der ein so großes Vertrauen zu ihm habe, dass er, als er ihn einmal nach einem Kampf mit einem Koyoten ohne Betäubung erst mit Jod behandeln musste, und dann ein Loch unter Vamos’ Achsel zusammennähen musste (der Steward ist, wie ich jetzt weiß, in seinem anderen Leben Kuhbauer und nicht zimperlich), die ganze Zeit still hielt und auch noch leise wedelte. Er erzählte mir, dass Vamos Eier in jeder Form liebt – gekocht, gebraten, gespiegelt, roh, so sehr, dass er ihn von seinen Hühnern weghalten muss. Eines Tages brachte Michael (so heißt der Steward), drei Eier-Muffins von MacDonalds für Vamos mit. Der Hund fraß das Brot und die Wurst – die Eier liess er übrig. Unerklärlich. Michael machte ein Experiment daraus und brachte ihm zwei Tage wieder Muffins mit Ei von Dunkin’Donuts mit: Wieder ließ der Hund die Eier übrig. Für Michael der todsichere Beweis, dass beide Firmen den Eiern irgendetwas zufügen, was absolut ungesund sein muss. Eier-Muffins stehen jetzt nicht mehr auf Michaels persönlicher Speisekarte.
Ich verbrachte daraufhin zwei äußerst amüsante Stunden im hinteren Teil des Flugzeugs mit Michael und einer Stewardess namens Eva, die ihrerseits drei Schäferhunde hat, wo mir Fotos der verschiedenen Hunde gezeigt wurden (wirklich besonders schöne Schäferhunde) und ich weitere Geschichten hörte – wie einer der Schäferhunde, der eigentlich Kinder liebte und kaum von ihnen wegzubringen war, das drei Monate alte Baby einer Freundin von Eva verbellte und nicht im gleichen Raum mit dem Kind bleiben wollte, das viele Jahre später, so Eva, als Jugendlicher versuchte, seinen Bruder umzubringen und ins Gefängnis kam. Oder Vamos, der alle Spielsachen, die er bekommt, auf Nimmerwiedersehen zu seiner Freundin schleppt, der braunen Labradorhündin namens Chloe, die den Nachbarn gehört.
Jetzt sitze ich auf meinem Platz und jongliere eine Flasche Champagner, unzählige Cookies, Brownies und Schokolade auf meinem Schoß, während sich die anderen Fluggäste sich fragen, wie ich mir diese Sonderbehandlung wohl verdient habe.

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Ich könnte es ihnen erklären, aber es würde zu lange dauern: Hunde bringen Menschen zusammen, die unter „normalen“ Umständen aneinander vorbei laufen würden. Ich bin normalerweise sehr mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt, nehme viele Menschen gar nicht so wahr, wirke offenbar abwesend und nicht so, als könne man mich einfach so ansprechen. Aber ich habe so viele erstaunliche, berührende, herzzerreißende Begegnungen gehabt aufgrund meiner offenbar deutlich sichtbaren Liebe zu Hunden, dass ich immer wieder denke: Was für ein ungeheures Glück ich hatte, ausgerechnet diese Leidenschaft für mich zu entdecken (im Alter von ca. neun Monaten), die immerzu freundliche, liebevolle Menschen in meinen Weg stellt, mir wunderbare Geschichten schenken und mir ein friedliches, freundliches Weltbild verschaffen (was nicht grundsätzlich in meinem Charakter verhaftet ist, das können Sie mir glauben).
Zumindest meine Welt ist durch die Spezies Hund unendlich viel bunter.

Foto: Debra Bardowicks

Foto: Debra Bardowicks

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