Impfempfehlungen für Hunde – Was ist notwendig, was kann man sich sparen?

Grundsätzlich gilt:

– Es müssen mehr Tiere zur Gesunderhaltung der Population in Deutschland geimpft werden.
– Die Impfung ist die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung von Infektionskrankheiten.
– Die jährliche Gesundheitsberatung mit Impfgespräch dient der Ermittlung eines individuellen Impfprogramms.
– Eine vollständige Grundimmunisierung ist Voraussetzung für einen optimalen Schulz des Einzeltieres.
– Ein höchstmöglicher Durchimpfungsgrad (> 70 %), ist in einer Tierpopulation anzustreben, um Epidemien zu verhindern.
– Die Kern-Komponenten der Vakzinen sind gegen Erreger gerichtet, gegen die jedes Tier zu jeder Zeit geschützt sein muss.

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Andererseits:
Bei einer Impfung werden dem Körper entweder abgetötete oder abgeschwächte Erreger gespritzt (aktive Impfung) oder gleich „fertige“ Antikörper (passive Impfung). In jedem Fall soll der Körper Antikörper gegen eine Krankheit bzw. einzelne Erreger besitzen und so den Verlauf einer eventuellen Infektion verhindern oder abschwächen. Der Impfschutz vollständig grundimmunisierter Hunde hält deutlich länger als ein Jahr. Früher ließ man auch bei Menschen bei jeder kleinen Verletzung eine Tetanus-Impfung machen – häufig unabhängig davon, wann sie die letzte erhalten hatten -, bis sich herausstellte, dass die Impfungen in einen bestehenden Impfschutz den Körper massiv und massiv beeinträchtigten.

Das soll keinesfalls als Aufruf zum blinden Impf-Boykott verstanden werden. Nur dazu, den „blinden Impfgehorsam“ infrage zu stellen. Auch wenn die meisten Tierärzte einem davon abraten – nicht zuletzt, weil die Impfungen nicht zuletzt das Hauptgeschäft ausmachen.

Aber: Laut neuen Langzeitstudien-Ergebnissen gilt als erwiesen, dass mit einer vollständigen Grundimmunisierung des Hundes gegen SHP (Staupe, Hepatits und Parvovirose) und eine Auffrischung nach zwölf Monaten ein ausreichender Schutz für durchschnittlich 8 Jahre gewährleistet ist. Wie viele der Antikörper vorhanden sind und wie lange diese halten, lässt sich durch eine Blutuntersuchung – eine sogenannte Titerbestimmung – messen. Dadurch wird die Konzentration der Antikörper bestimmt und eine ungefähre Schutzdauer ersichtlich.

Gerade Impfungen wie Tollwut und Leptospirose gelten als besonders nebenwirkungsträchtig, was sich dem Hundebesitzer oft als unspezifische Impfreaktionen wie Apathie, Unruhe, Appetitlosigkeit und generellem Unwohlsein darstellt, oder als allergische Reaktionen, Hautreaktionen oder gar anaphylaktischem Schock.
Das größte Risiko stellen jeweils die so genannten Mehrfach-Impfungen dar. In jedem Fall ist es sinnvoll, dem Hund nicht jährlich eine fünffach-Impfung auf einmal zuzumuten, sondern die Impfungen aufzuteilen, um dem Körpersystem nicht zu viel auf einmal zuzumuten.

Das folgende Impfschema der American Animal Hospital Association (http://www.aahanet.org) wurde auf dem jährlichen Kongress „Bayrischer Tierärztetag“ 2005 bereits offiziell als optimale und gesündeste Lösung vorgestellt:

Impfempfehlungen für Hunde

Kern-Komponenten: Staupe, Parvovirose, Leptospirose, Tollwut

Grundimmunisierung

Als Grundimmunisierungen von Welpen gelten alle Impfungen in den ersten beiden Lebensjahren.
Im Alter von:
8 Lebenswochen Staupe. HCC, Parvovirose*), Leptospirose
12 Lebenswochen Staupe, HCC, Parvovirose, Leptospirose, Tollwut
16 Lebenswochen Staupe, Parvovirose, Tollwut
15 Lebensmonaten Staupe, HCC, Parvovirose, Leptospirose, Tollwut
In einem höheren Alter vorgestellte Tiere erhalten ihre Impfungen in denselben Abständen. Ab der 12 Lebenswoche ist nur eine zweimalige Impfung im Abstand von 3 – 4 Wochen durchzuführen gefolgt von einer weiteren Impfung nach 1 Jahr.
*) in gefährdeten Beständen ist eine zusätzliche Impfung im Alter von 6 Wochen empfehlenswert. Die weitere Impfempfehlung wird dadurch nicht verändert.

Wiederholungsimpfungen
Wiederholungsimpfungen sind alle Impfungen, die nach abgeschlossener Grundimmunisierung erfolgen.

Tollwut
Tatsächlich schützen die modernen, verbesserten Tollwutimpfstoffe drei Jahre lang, obwohl noch immer eine jährliche Widerholungsimpfung empfohlen wird. Die im Alter von 16 Lebenswochen empfohlene Impfung geht über die gesetzliche Anforderung hinaus, ist aber aus immunologischen Aspekten sinnvoll.

Staupe, Parvovirose
Wiederholungsimpfungen ab 2. Lebensjahr in dreijährigem Rhythmus sind hinreichend. Spezielle epizootiologische oder individuelle Umstände (z B. eine besondere Nutzung) können häufigere Impfungen sinnvoll machen.

Leptospirose
Der Schutz dieser nebenwirkungsträchtigsten Impfung hält lediglich für ca. 6 Monate vor. Die meisten Erkrankungen werden heute durch Serovare ausgelöst, gegen die der Impfstoff nicht schützt. In den USA ist bereits ein Impfstoff erhältlich, der zusätzliche Serovare enthält. Der hiesige Impfstoff schützt dagegen nur gegen zwei der insgesamt 200 krankheitsauslösenden Leptospiren, nämlich gegen Leptospira icterohaemorrhagiae und L. canicola. Leptospira canicola (= „Stuttgarter Hundeseuche“) ist seit Jahren nicht mehr aufgetreten. Die wenigen bekannten Leptospirose Fälle der letzten Jahre sind laut dem bekannten veterinärmedizinischen Labor Laboklin ausnahmslos nicht von L. canicola verursacht, sondern z.B. von L. interrogans, L. bratislava, L. pomona, grippotyphosa usw.

Die Universität von Kansas berichtet, daß Leptospirose-Impfstoffe der Hauptgrund für adverse Impfreaktionen sind, und zwar in einem Ausmaß, daß die Risiken den Nutzen übersteigen. Die Leptospirose-Impfung gilt deshalb dort nicht mehr als wichtige Impfung. In Kansas rät man sogar ausdrücklich davon ab, sie Welpen zu verabreichen.

Außerhalb der Kern-Komponenten: Parainfluenza, Bordetella, Herpes- und Coronavirus

Canines Parainfluenzavirus
bei Hunden mit viel Kontakt zu Artgenossen (Welpengruppe, Hundeplatz. Tierpension, Tierheim, etc.)
Impfung erfolgt 1-4 Wochen vor zu einer erwartenden Exposition.
Es sind Impfstoffe zur subkutanen oder intranasalen Applikation erhältlich. Nach intranasaler Anwendung tritt der Schutz früher ein.

Bordetella bronchiseptica
bei Hunden mit viel Kontakt zu Artgenossen (Welpengruppe. Hundeplatz. Tierpension, Tierheim. etc.).
Impfung erfolgt mindestens 1 Woche vor einer zu erwartenden Exposition.

Canines Herpesvirus
Welpensterben durch das Canine Herpesvirus kommt in Deutschland sehr selten vor.

Coronavirus
Es ist nicht erwiesen, dass die Vakzine einen klinisch relevanten Impfschutz induziert.

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