Dog-Dancing mit George

bildvom 26.7.2011

Bei mir lebt nun ein weiterer Hund, ein kleiner Chihuahua-Papillon-Mischling namens George, sehr niedlich und sehr verwöhnt. Er leidet darunter, dass er eine zu gute Kindheit hatte und findet die Bedingungen, unter denen er jetzt in unserem Haushalt leben muss, höchstens suboptimal: Er darf nicht im Bett schlafen. Auch nicht auf dem Sofa. Er bekommt wenig zu fressen, weil er eine deutliche Plauze hat und dieses Rudel sehr figurbewußt ist. Er muss an der lockeren Leine gehen, weil ich mich weigere, ihn wie ein Spielzeugauto hinter mir herzuschleppen. Ich bestehe darauf, dass er der Aufforderung „Komm!“ folgt, dessen Bedeutung ihm schlicht nicht in seinen hübschen kleinen Kopf will. Er kann überhaupt nichts, wurde dafür bisher aber offensichtlich sehr geliebt. Bei uns ist das anders: Für Liebe muss man hier was tun.
Also dachte ich, mit George etwas Beziehungsarbeit zu machen. Für Futter und Aufmerksamkeit macht er alles, auch Kunststücke, also dachte ich, wir versuchen es mal mit Dogdance. Das ist ein Hundesport aus den USA, bei dem man zu musikalischer Begleitung verschiedene Kunststücke aneinanderreiht, so dass eine tänzerische, flüssige Choreographie entsteht. Der Internationale Dogdance-Verein versprach, dass George und ich ein Team- und Einheitsgefühl entwickeln würden, dessen Tiefe und Intensität normalerweise in den finalen Kapiteln von Rosamunde-Pilcher-Romanen geschildert wird.
Ich fühlte mich ein bisschen wie bei „Let’s Dance“ mit George als meine kleine rundliche Maite Kelly am Halsband. Mir war natürlich klar, dass ich ihn nicht einfach bei den Pfoten nehmen und einen schmissigen Cha-Cha-Cha aufs Parkett legen würde. Bei der Sportart Dogdance darf man den Hund gar nicht berühren, sondern soll ihn mit wenigen Kommandos und Körpersprache dirigieren (soviel zu den Phantasien von George und mir Wange an Schnauze beim Walzer).
Die Trainerin versicherte mir, dass beim Dogdance Hunde unterschiedlichster Level mitmachen könnten und fragte, ob George schon irgendetwas könne. „Er kann Sitz“, antwortete ich. „Nimmt er Augenkontakt zu Ihnen auf?“ „Nein“, sagte ich, fügte aber hinzu, das wir das sicherlich ändern könnten, wenn ich mir ein Würstchen hinter die Brille klemmen würde. Ich sah neidvoll einer Dame zu, die mit ihrem acht Jahre alten Zwergpudel zu einer Polka eine eindrucksvolle Vorstellung mit Slaloms, Drehungen und Wendungen und Sprüngen hinlegte und schlug vor, dass George und ich vielleicht eher als Gasthörer partizipieren sollten. Die Trainerin zwang mich zu Action und forderte mich auf, George „Bei Fuß“ gehen zu lassen. George stand auf meiner linken Seite, ich sagte „Fuß!“, und spazierte los. George stapfte mit voller Konzentration in die andere Richtung, um einen Hund zu begrüßen, den er vorher übersehen hatte. Ich rief seinen Namen, und diesmal war ich mir zumindest sicher, dass der die Bedeutung des Wortes „Komm!“ tatsächlich versteht, denn er gab deutlich Gas, um den anderen Hund noch zu erreichen, bevor ich ihn eingeholt hatte. Die Trainerin begutachtete mit einem Blick, der stark an Herrn Llambi erinnerte, abschätzig meine Leckerli und meinte dann, ich solle nächstes Mal bessere Kekse mitbringen, sie würde mir auch gerne ein Rezept für Thunfisch-Brownies geben. Und tatsächlich: Mit einem Thunfisch-Keks in meiner Hand ging George bei Fuß, als ob Lassie einem verirrten Kind den Weg nach Hause zeigen würde. Hatte ich dagegen leere Hände, war er sich nicht einmal mehr sicher, ob er mich eigentlich kannte. Es stellte sich bald heraus, dass George und ich besser für Freestyle als für Dogdancing geeignet sind. Das mit der Choreographie ist schwierig, weil George nach jedem Kunststück eine Pause verlangt und ich mir nicht mehr als drei Kunststücke in Folge merken kann.
Dogdancing hat unsere Beziehung dennoch deutlich vertieft: Wir haben gemerkt, wie gut wir zueinander passen. Ginger Rogers und Fred Astaire sind wir vielleicht nicht – aber als Comedy-Team sind wir unschlagbar.

Werbeanzeige

Teilen Sie diesen Beitrag!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert