Laufende Nase, neuester Stand

bildvom 22.8.2010
Falls Ihr Hund sich in den nächsten Wochen plötzlich auffällig für ein Plakat einer bestimmten Hundefuttermarke auf einer Litfasssäule interessiert, wundern Sie sich nicht: Ihr Hund kann trotzdem nicht plötzlich lesen oder schreiben. Die Plakate wurden von der Werbeagentur nur mit einem Duftstoff versehen, der den Hund glauben lässt, er wäre einer Tüte Hundefutter ganz, ganz nahe. Clevere Idee, so was, denn normalerweise interessieren sich Hunde eher für die Informationen, die weit unterhalb des Plakates zu finden und nur mit einem Geruchssinn zu orten sind, der ungefähr 100 Millionen besser ist als der des Menschen mit seinen läppischen 5 – 10 Millionen Riechzellen. Dementsprechend haben Hunde für Litfasssäulen gewöhnlich auch nur eine Verwendung: Sie anzupieseln. Genau das wollten die Macher dieses Hundefutters wahrscheinlich vermeiden: Dass die Zielgruppe auf das Produkt pisst, buchstäblich, verzeihen Sie also bitte meine drastische Ausdrucksweise: was macht man nicht alles für einen halbwegs funktionierenden Wortwitz.
Hundebesitzer, die weniger aufgeklärt sind als Sie, werden wahrscheinlich denken, ihr Hund interessiere sich tatsächlich für dieses Trockenfutter – ungeachtet der Tatsache, dass Hunde nachweislich farbenblind sind, bunte Fotos mit attraktiven blonden Hunden darauf auf sie also keinerlei Eindruck machen. Außerdem sehen sie nicht besonders gut. Still stehende Objekte sehen Hunde ganz schlecht, wobei sie ein hervorragendes Bewegungs-Sehen auf große Distanz haben: Wenn Sie also weit weg und sich nicht bewegen, kann Ihr bester Freund sie kaum erkennen.
Deshalb können Hunde auch nicht fernsehen. Egal, was manche Leute behaupten: Es ist wissenschaftlich unmöglich. Hunde erkennen nur irgendeine Bewegung auf dem Schirm – aber sie hören sehr genau, ob Lassie herumjammert oder Heidi Schafe den Berg hinauf- oder hinunter treibt. Deshalb rennen Hunde auch meistens hinter den Fernseher, um die Kühe zu suchen, die sie doch hören können. Für meinen Bruder war das jahrelang der Beweis, dass Hunde eine ähnliche Lebensform sind wie Erdnüsse, die man bei ihm auch in erstaunlichen Mengen hinter dem Fernseher finden kann.
Um Fernsehen für Hunde interessant zu machen, müsste man auf irgendeine Weise ein Geruchselement einfügen. Wie viel wichtiger der Geruch für die meisten Hunde als der Anblick von irgendetwas ist, habe ich neulich festgestellt, als ich eine Woche lang Daisy, den Hund meiner Cousine hütete, Daisy. Daisy ist ein Beagle, was bedeutet, dass sie biologisch betrachtet sozusagen eine Nase mit Füßen ist. Sie verbrachte die gesamte Woche mit dem Versuch, die Katze zu finden, die sich manchmal in unserem Garten die Zeit vertreibt. Daisy raste aufgeregt im Garten herum, die Nase so tief auf dem Boden, dass sie Ameisen einatmete, während die Katze einen Meter von ihr entfernt auf einer Mauer saß und sie kühl beobachtete. Ich zeigte auf die Katze und sagte: „Guck‘, Daisy, da ist die Katze! Schau‘! Katze!“ Daisy ignorierte mich völlig. „Ich habe keine Zeit, mir Katzen anzugucken“, schien sie mir zu sagen. „Ich bin auf einer heißen Katzenspur!“ Die Katze schüttelte nur den Kopf und dachte sich wahrscheinlich: „Kein Wunder, dass diese Wesen immer noch aus Toiletten trinken.“
Wenn man also Hunde mit Fernsehen erreichen will, muss man also auch hier für Gerüche sorgen, vor allem für die Bevölkerungsgruppe der Beagles. Stellen Sie sich vor, Sie würden zusammen mit Fifi „Tatort“ ansehen, und die Kommissare bekommen angesichts des Toten Streit, der in einer Blutlache auf der Straße liegt: Während Ihnen langweilig wird, könnte Ihr Hund schon einmal herausfinden, wie der Bürgersteig riecht.

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