Ein letzter Blick

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Aus ihren Blicken spricht Gelassenheit, Freundlichkeit, Besorgtheit, Stolz: Ein Künstler aus Taiwan fotografiert Hunde kurz vor der Einschläferung. Die Fotos sollen auf das Leid der Tiere aufmerksam machen – und gleichzeitig aufzeigen, wie wenig deren Leben manchen Besitzern gilt.

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Der 37jährige Fotograf Tou Chih-kang aus Taiwan macht Hundebilder, wie sie sich Herrchen oder Frauchen nur wünschen können – er schafft es, das Innere der Tiere darzustellen, ihr Wesen zu zeigen. Doch der Fotograf arbeitet nicht im Auftrag stolzer Hundebesitzer, ganz im Gegenteil: Er fotografiert die Hunde, kurz bevor sie getötet werden. Ein Welpe, kaum zwei Monate alt, der munter in die Kamera schaut. Ein anderer Hund, so außer sich, dass Tou und seine Assistentin ihn erst einmal beruhigen müssen. Und ein Hund, das schaut, als ahne er ganz gut, was auf ihn zukommt.
Seit zwei Jahren fotografiert Tou die letzten Lebensmomente der Hunde in einem staatlichen Tierheim in Taoyuan. Er habe das Projekt gestartet, sagt er, weil die weil die Regierung sich mit dem Elend der Hunde nicht auseinander setzen würde. Bislang hat er den Weg von mehr als 400 Tieren in rund 40.000 Bildern dokumentiert. Die Arbeit mache ihn traurig, sagt er. Aber er wolle eine Botschaft der Verantwortlichkeit senden.
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„Ich hoffe, dass diese Bilder die Betrachter dazu bringen, über diese bedauernswerten Leben nachzudenken“, sagt Tou, „mit den Tieren zu fühlen und die Unmenschlichkeit zu verstehen, der sie durch die Gesellschaft ausgesetzt werden.“
In Taiwan werden jedes Jahr ca. 80 000 Hunde ein Tierheimen eingeschläfert. Die teilweise geringe Achtung von Hunden hat wohl auch damit zu tun, dass die mehrheitlich buddhistische Bevölkerung davon ausgeht, dass Menschen, die sich in einem früheren Leben schlecht verhalten haben, als Hunde wiedergeboren werden. Zwar gibt es viele Geschäfte für Hundeartikel, doch die Begeisterung hält oft nicht lange an – die Hunde werden zumeist als Spielzeug betrachtet.
70 % der Hunde in taiwanische Tierheimen werden nach zwölf Tagen getötet. Die meisten werden von Hundefängern abgegeben, die Streuner oder ausgesetzte Tiere einsammeln. image-372924-galleryV9-cqyl

Der Künstler erzählt, viele seiner Freunde wollten die Bilder nicht einmal ansehen, zu sehr mache ihnen der traurige Anblick zu schaffen. Andere dagegen betonen, die Fotos hätten sie dazu gebracht, ihre Rolle als Hundehalter ernster zu nehmen.

Einige der Fotos sind im Rathaus von Taoyuan ausgestellt, um die Bürger für die Verantwortung, die man als Hundebesitzer übernimmt, zu sensibilisieren. Auch offiziell wird die Arbeit des Fotografen nun gewürdigt: Eine Auswahl seiner Bilder wird im August in einem Kunstmuseum in der Stadt Kaohsiung ausgestellt.

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