Mein Hund kann mich am besten riechen

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Unsere Hunde kennen unseren Geruch nicht nur genau – er ist auch ihr Lieblingsduft, wie jüngste wissenschaftliche Studien beweisen.

Der Neurowissenschaftler Gregory Berns („How Dogs Love Us: A Neuroscientist and His Adopted Dog Decode the Canine Brain“) und sein Team von der Emory University School of Medicine in Atlanta setzten modernste Gehirn-Bildgebung ein, um aufzuzeigen, wie stark Hunde Gerüche wieder erkennen, auch wenn die Geruchsquelle gar nicht anwesend ist. Die Studie wurde im Januar 2015 im US-Journal „Behavioural Processes“ veröffentlicht.

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Besonders interessant waren jene Untersuchungsergebnisse, die aufzeigten, wie unterschiedlich emotional das Hunde-Gehirn auf den Duft fremder Hunde und Menschen reagierte im Vergleich zu  bekannten Gerüchen: Der Lieblingsduft Ihres Hundes sind nämlich Sie.

Über die Studie.

Der Wissenschaftler Gregory Berns beschäftigt sich bereits seit Jahren mit dem Denken von Hunden. Er wurde bekannt, weil er der erste Wissenschaftler war, der Hunde erfolgreich darin trainierte, für die Bildgebung im Gehirn stillzusitzen, was bis dahin nicht möglich war. Im Augenblick beschäftigt er sich damit, eine wissenschaftliche Methode zu entwickeln, mit der man herausfinden kann, ob ein Hund ein geeigneter Kandidat als Militär- oder Therapiehund ist.  2013 veröffentlichte er sein faszinierendes Buch „How Dogs love us – A Neuroscientist and his adopted dog decode the Canine Brain“, für das er das Gehirn von Hunden in einem Kernspintomograph untersuchte und zu erstaunlichen wissenschaftlichen Ergebnissen kam, was die Empathie- und Liebesfähigkeit von Hunden betrifft.

In seinen neuesten Forschungen untersucht er  Wahrnehmung  und Geruchssinn von Hunden. Jeder von uns kennt den überwältigenden Zusammenhang eines bestimmten Dufts und einem dazugehöreigen Gefühl. Liebe, Heimat, Abeitsumfeld oder Essen sind alle mit Gerüchen verknüpft, die ganz bestimmte Gefühle und Erinnerungen bei uns hervorrufen (jeder von uns kennt das Gefühl in der Magengegend, wenn man das erste Mal seit Jahren dden ganz spezifischen Geruch einer Schule wieder riecht!). Gregory Berns wollte herausfinden, was ein Hund denkt, wenn er bestimmte Dinge riecht – vor allem deshalb, weil ein Großteil ihrer Sinneswahrnehmungen von ihrem Geruchssinn abhängt. „Hunde sind so viel olfaktorischer ausgerichtet als Menschen“, sagte Berns in einem Interview mit Discovery News. „Also ging ich davon aus, dass auch ihre Reaktionen auf bestimmte Gerüche viel stärker sein nüssten als unsere.“

Für die Studie wurden zwölf Hunde eingesetzt, die während der Kernspintomographie alle vollkommen still saßen. Während der Gehirnscans wurden ihnen fünf unterschiedliche Gerüche präsentiert:

1. Der Eigengeruch des jeweiligen Hundes;

2. ein fremder Hund;

3. ein Hund, mit dem sie zusammen lebten;

4. der Geruch eines fremden Menschen und

5. der Geruch des Menschen, bei dem sie lebten.

Nachdem die Geruchsquelle während dieser Tests nicht anwesend war, gab die Studie gleichzeitig Aufschluss über das sensorische Gedächtnis von Hunden. Die Gerüche hatte man an jeweils stark riechenden Körperteilen abgenommen, nämlich den Analdrüsen und Genitalbereichen anderer Hunde und den Achselhöhlen der Menschen. Zusätzlich hatte man den menschlichen Probanden verboten, in den 24 Stunden vor dem Versuch zu baden, zu duschen oder Deodorant zu verwenden (Wissenschaft kann einem echt stinken).

Die Ergebnisse der Studie.

Laut der Studie resultierten alle fünf Gerüche zu vermehrter Aktivität in dem Teil des Gehirns, die mit der Entstehung und Verarbeitung von Emotionen in Verbindung gebracht wird – der Amygdala als Teil des limbischen Systems. Es zeigte sich, dass die Hunde mit jedem Aroma eine bestimmte Erinnerung und eine Assoziation verbanden. Die stärksten emotionalen Reaktionen wurden allerdings ausschließlich durch Gerüche von ihnen bekannten Menschen ausgelöst, gefolgt vom Geruch ihnen bekannter anderer Hunde. Hunde bevorzugen also familiäre Gerüche. Die Hunde, die als Blindenführ- oder Therapiehunde ausgebildet worden waren, hatten die stärksten Reaktionen auf menschliche Gerüche. Dies könnte genetisch bedingt sein, denn Hunde für diese „Dienste“ werden ja gerade für bestimmte Fähigkeiten oder Eigenschaften ausgewählt, oder auch, weil sie aufgrund ihres speziellen Trainings eine stärkere Bindung zum Menschen haben (vermehrter positiver Umgang mit dem Menschen führt zu größerer Anerkennung desselben und positiven Gefühlen Menschen gegenüber).

Berns fasste seine Forschungsergebnisse fologendermaßen für die „Discovery News“ zusammen:

„Die Hunde machten nicht nur einen deutlichen Unterschied zu dem Geruch ihnen bekannter Menschen im Vergleich zu anderen, sie hatten vor allem eine positive Assoziation damit. Man könnte erwarten, dass Hunde vor allem auf gleicher Wellenlänge mit anderen Hunden sind, aber tatsächlich scheint die „Reward Response“ (die Erwartung von etwas Angenehmem, Belohnendem) für „ihre“ Menschen reserviert zu sein. Ob das nun auf der Erwartung von Futter oder Spiel zu tun hat, eine genetische Prädisposition ist oder mit etwas ganz anderem, ist ein Feld für zukünftige Forschungen.“

 

Das heißt also, dass Hunde den Geruch ihres Herrchens oder Frauchens dem anderer Hunde vorziehen: Man nennt den Hund ja schließlich nicht umsonst „den besten Freund des Menschebn.“

Was diese Studie für die Zukunft bedeutet

Wissenschaftliche Studien wie diese werden dazu führen, dass man eines Tages Arbeitshunde effizienter auswählen kann. Es ist fnanziell sehr aufwändig, Hunde als Waffen- oder Drogensuchhunde auszubilden, für Polizeiarbeit oder den Militärdienst oder als Behindertenbegleithund. Viele dieser Hunde scheitern nach der Hälfte ihrer aufwändigen Ausbildung, weil sich herausstellt, dass der Hund nicht der Richtige für seinen Job ist – was bedeutet, dass wertvolle Mittel vergeudet wurden. Gregory Berns ist der Überzeugung, dass Gehirnscans von Welpen uns eines Tages dazu verhelfen könnten, frühzeitig festzustellen, ob ein Hund für eine spezielle Aufgabe geeignet ist: „Wenn wir verstehen, wie das Gehirn unserer Hunde funktioniert, können wir hoffentlich bessere Methoden entwickeln, um sie für diese Aufgaben auszuwählen und zu trainieren.

Bis dahin bin ich ersteinmal begeistert, dass ich der Lieblingsgeruch meiner Hunde bin.

 



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