In der Ukraine treibt der Sport zum Mord

bildvom 11.12.11

Bei dem HSV-Spiel gegen Hoffenheim am 20.11. wurden ganz andere Transparente hochgehalten als üblich: „Kein Hundemord für Fuballsport“ stand da, und „Stop killing Dogs for the EM!“. Viele wussten, was das bedeuten sollte, die Spieler allemal: Bei dem Transparent ging es um die staatlich organisierten Hundetötungen in der Ukraine im Vorfeld der EM. Als nämlich die Vertreter der UEFA 2010 die Ukraine besuchten, fielen ihnen die vielen streunenden – und teilweise auch unfreundlichen – Straßenhunde in Kiew unangenehm auf. Man bot der Hauptstadt sogar Hilfe an mit tierschutzgerechten Projekten zum Einfangen und Kastrieren und erneuten Freilassen der Tiere, die man mitfinanzieren wollte. Dann wurden aus dem vollmundigen Angebot doch nur EUR 8500 – in Anbetracht der ca. 500 000 streunenden Tiere ein lächerliche Summe, in Anbetracht dessen, was die UEFA mit der EM verdienen wird, ein Betrag, den es nicht einmal zu erwähnen lohnt.
Aber die ukrainische Regierung hatte nun das Gefühl, handeln zu müssen. Um für die Fußball-EM 2012 ein sauberes Straßenbild zu bieten, wurde das Entfernen von Straßenhunden und -katzen kosteneffizienter organisiert, als ein mühsames Kastrationsprojekt: Zu 100 000enden wurden die Tiere nun vergiftet, erschossen, in fahrenden Krematorien bei lebendigem Leib verbrannt oder einfach erschlagen. – Dem großen, fußballheiligen Ereignis EM wurde ein blutiger Boden bereitet.
Weltweit begannen Tierschutzorganisationen mit Petitionen. Die UEFA geriet zunehmend unter Druck, die Sponsoren fühlten sich in schlechtes Licht gesetzt. Selbst Leonid Krawtschuk, der erste Präsident der Ukraine nach der Unabhängigkeit, schrieb an seinen Nachfolger Viktor Janukowitsch: „Nicht einmal die Nazis, die letzten Monster der Grausamkeit, haben es gewagt, ihre Opfer lebendig in den Krematiorien zu verbrennen.“ Nationalspieler und Hundehalter wie Miro Klose (Besitzer einer Dogge), Toni Kroos (zwei Beagles) und Lucas Podolski (Labrador) appelierten vor dem Länderspiel in Kiew gegen die Massentötungen. Der DFB hielt sich nicht für zuständig und leitete nach eigener Aussage „den Vorgang an die UEFA weiter“.
Die mittlerweile hochgradig genervte UEFA und EM-Sponsoren wie Adidas, der Telekommunikationskonzern Orange und McDonald’s, die von Tierschützern mit Emails und Postings auf ihren Facebook-Seiten bombardiert wurden, verweisen nun auf eine „neue“ Regelung, die von der ukrainischen Regierung verkündet worden ist: Das Töten von Straßenhunden ist demnach verboten. Alle Beteiligten hoffen nu, dass sie damit endlich aus dem Schneider sind – es fällt nur schwer, diese Umkehr in der Einstellung zu glauben: Diese Regelung gibt es offiziell schon seit 2006, daran gehalten hat sich – einschließlich der Regierung selbst – bisher kein Mensch.
Also keine Entwarnung. Die Tierschutz-Organisation PETA hat nun die Spielerfrauen mobilisiert, die sich – wohl unabhängiger als ihre Männer das können – gegen die Tötungen einsetzen. Nina Hagen hat ihr geplantes Konzert in Kiew abgesagt. Nur, wenn der öffentliche Druck bleibt, wird die Regierung tatsächlich reagieren und eine wirkungsvollere, weil dauerhafte Lösung gegen Überpopulation und dementsprechenden Elend der Straßentiere wie Kastrationsprojekte, Registrierung und Impfungen durchsetzen. Erst wenn die Regierung den Tötungstrupps in den Städten die politische Rückendeckung öffentlich entzieht, gibt es eine Chance für den Tierschutz. Bitte unterschreiben Sie die Petitionen – sonst kann sich niemand die EM ruhigen Gewissens ansehen.

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http://www.peta.de/web/aaukraine.5066.html

http://tierschutznews.ch/2011/lounge/petitionen/974-skandal-in-der-ukraine.html

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