Mittlerweile lebt Pixel seit vierzehn Wochen – beinahe vier Monaten – bei uns, obwohl es sich anfühlt, als wäre er schon immer da gewesen. Obwohl er sich natürlich verändert hat: Der perfekte Welpe, der von Anfang an keine Fehler machte, keine einzige Pfütze im Haus verursachte und jedes Kommando im Nullkommanix lernte, ist zu einem Teenager herangewachsen, dem vor allem immerzu LAAAANGWEILIG ist. Wäre er ein Junge, würde er ununterbrochen laute Musik hören und leere Dosen vor sich her kicken.
Weil er aber ein Hund ist, schreddert er stattdessen jeden einzelnen Fitzel Papier (alt oder nicht – das ist ihm wurscht), räumt permanent Decken und Kissen um – seiner Meinung nach gehören Kopfkissen in sein Hundebett, Sofakissen ins Schlafzimmer, Kissen aus meinem Arbeitszimmer ins Bad und alle Hundespielsachen (wirklich alle) gleichmäßig in der gesamten Wohnung verstreut, um ein hübsches, bunteres Bild zu kreieren. Versucht man, hier sauber zu machen, rennt man die meiste Zeit hinter ihm her, um ihm Feudel, Staubwedel und Lappen wieder abzujagen, und was seine Ernährung betrifft – tja. Frischfleisch mit Obst, Gemüse und Lachsöl wird akzeptiert. Haferflocken werden nicht angerührt, Reiskörner einzeln aussortiert, und bei Karotten wird auch immer erst einmal gegengefragt, ob die auch wirklich aus biologischem Anbau kommen, und ob er erst einmal die Zertifizierung des Biohofes sehen könnte. Dosenfutter, das ich auf Reisen durchaus füttere, schon, um meine Gastgeber zu schonen (und glauben Sie mir: Es sind selbstverständlich pädagogisch wertvolle, bio-dynamische, handgeklöppelte und schonend gegarte Biodosen aus Tieren, die ein sehr vergnügtes Leben auf Alpenkräuterwiesen geführt haben), kommt überhaupt nicht infrage. Er geht sofort auf Diät, frisst mit langen Zähnen und zugehaltener Nase zwei, drei Löffel – gerade so viel, um seinen wirklich guten Willen zu demonstrieren und sich dann mit Verachtung abwenden zu können (an ihm würde es also nicht liegen, wenn er Hungers stürbe: Das hätte ich mir ganz alleine zuzuschreiben. Er hat schließlich alles versucht). Es gibt ein bestimmtes Trockenfutter, dass er liebt: Josera Kids, nur ich wiederum will nicht, dass meine Hunde andauernd Trockenfutter fressen, obwohl die Firma Josera nur mit kleinen Fleischlieferanten zusammen arbeiten und aus Nachhaltigkeitsgründen Papiersäcke verwendet. Na.
Auf Wald, Feld und Wiesen ist Pixel ziemlich wundervoll, gehorcht wirklich sofort, außer es begegnen uns riesige Rüden. Vor denen steht er in fassungsloser Anbetung – wirklich, man sieht eine große Denkblase über seinem Kopf erscheinen, in der „Boah. Toll. Was’n Kerl“ steht. Er hat sich mit schlafwandlerischer Sicherheit Gretels Angewohnheit abgeguckt, sich mit ungewöhnlichen Aromen zu parfümieren: Marderexkremente, Schafsköttel, oder Fuchspipi (gegen das, wie ich aus jahrelanger Erfahrung weiß, nur Teebaumöl-Shampoo hilft, falls man den Hund nicht mit einem Bindfaden an der nächsten Raststätte aussetzen möchte). In München fand er zu seinem unbeschreiblichen Glück sogar einen vor ca. vier Tagen verstorbenen Marder im Gebüsch – das war ein Fest!
In selbiger Bayerischen Hauptstadt entstanden auch diese Fotos: Am 31.12. des letzten Jahres kamen wir morgens in den Park und sahen von Weitem zwei junge Mädchen sehr Rasender-Reporter-mäßig auf dem Bauch mit Spiegelreflexkameras auf der gefrorenen Wiese liegen, und die anwesenden Hunde fotografieren. Deren Zahl war gewaltig, denn nachdem in München ja kein Leinenzwang herrscht, gehen die Menschen dort ganz entspannt mit ihren Hunden lange spazieren, die alle 1A Sozialverhalten haben und durch die Bank freundlich und fröhlich sind.
Pixel hielt das Ganze für eine ausgesprochen gelungene, vierzehn Tage dauernde Kindergeburtstagsparty und tobte sich dreimal am Tag ins Koma mit Shi-Tzus, Australian Shepherds, Landseern, Viszlas, Mischlingen, Yorkshires, Whipets, Barsois und allem anderen, was die Hundewelt in allen Altersklassen so zu bieten hatte. Selbst Harry entspannte sich anläßlich der Überzahl von Menschen und Fahrrädern so weit, dass er es völlig aufgab, irgendjemanden mit „Tatütata“ anzuplärren, wie es manchmal seine Art ist.
Aber zurück zu den jungen Mädchen: Sie waren vierzehn und fragten, ob sie meine Hunde fotografieren dürften. Ich erlaubte es Ihnen natürlich, und wenig später fand ich durch einen Zufall diese Fotos im Netz. Sensationell für das relativ jugendliche Alter der Fotografin, oder? Unter dem Link auf den Fotos sieht man, was sie sonst noch kann.
Harry war nicht in Foto-Laune, weil er schon ein bisschen Angst vor Silvester probte.
Pixel dagegen hatte überhaupt kein Problem mit dem Geknall. Er hat sowieso mit überhaupt nichts ein Problem. Nur ich habe ein Problem mit einigen seiner neuen Ideen, aber das ist mein Problem. Mittlerweile haben wir uns auch so sehr an ihn gewöhnt, dass wir ihn auch nicht mehr umtauschen können. 🙂