Altern mit Würde

Spaziergänge mit einem alten Hund sind anders. Er hopst nicht mehr sinnlos von hier nach da, zieht keine wilden Kreise mehr vor lauter Freude am Rennen, am Tempo, an der frischen Luft, hin und her durch das hohe Gras, während die Ohren im Luftzug flattern. Er unternimmt keine ausgelassenen Expeditionen mehr ins tiefe Erdreich wie noch vor wenigen Jahren, als auch jeder Laternenpfahl, jeder dritte Grashalm und jeder Kieselstein mysteriöse Botschaften der Nagetiere der Umgebung enthielt. Fremde Hunde sind ihm nicht mehr wichtig. Kommen sie nahe genug heran, werden sie freundlich begrüßt, bleiben sie weg, ist das auch völlig in Ordnung. Er nimmt sein Umfeld nicht mehr so deutlich war. Als Gewohnheitstier bleibt er auf seiner alten Trasse, Abweichungen von seinen Ritualen verwirren ihn etwas.

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Er war mal ein echter Hingucker. Strahlend, muskulös mit glänzendem Fell. Jetzt ist sein kluges Gesicht ganz weiß, sein Rücken hängt ein bisschen durch, er tut sich schwer mit dem Aufstehen und dem Hinlegen. Aber die Menschen lieben ihn. Er strahlt etwas unglaublich Friedliches aus, etwas, das alle beruhigt, die ihm begegnen. Darum lieben ihn jetzt alle noch mehr als früher.

Heutzutage ist es seine innere Schönheit, die zählt.

Er sieht schlecht. Eigentlich sieht er nur noch Umrisse. Manchmal geht er zu einem Baum und setzt sich erwartungsvoll direkt davor, mit seinem bravsten Gesichtsausdruck. Er denkt, der Baum wäre ein Mensch. Manchmal spaziert er in die falsche Richtung, und weil er mittlerweile auch sehr schlecht hört, muss man hinter ihm herrennen und ihn in die richtige Richtung drehen.  Es ist ihm nicht peinlich. Dem Menschen schon. Nicht peinlich im Sinne von richtig unangenehm, wie damals, als er als Welpe begeistert mit Unterwäsche aus dem Wäschekorb auf dem Kopf begeistert zwischen den Gästen herumrannt und nicht daran dachte, sich fangen zu lassen. Mehr peinlich im Sinne von: unangenehm berührt, denn derlei passierte früher nie. Er war nie angeleint. Der zuverlässigste aller Hunde, unfehlbar fast.

Ber Hunde bewerten das Altern nicht als einen Zustand, den es zu bekämpfen gilt. Sie werden einfach älter, etwas langsamer, sie heben das Bein nicht mehr ganz so hoch, sie möchten lieber spazierensitzen als spazierengehen. Hunde konzentrieren sich nicht darauf, was sie alles nicht mehr können, sondern darauf, was noch geht. Sie passen sich an und suchen nach Gründen, für die es sich zu wedeln lohnt.

Dementsprechend hat er von seiner Unfehlbarkeit vieles vergessen: Dass er nicht betteln darf zum Beispiel, oder dass es verboten ist, den Mülleimer auszuräumen. Heutzutage bettelt er mit Inbrunst, und niemand weiß, wann er sich eigentlich beigebracht hat, den Mülleimer in genau dem richtigen Winkel umzukippen. Das ist jetzt kein Ungehorsam, sondern der Charme des Alters.

Er will nicht mehr lange laufen. Ihm reichen die Spuren im Garten, die kleine Wildtiere des nachts hinterlassen haben vollkommen. Er geht aus alter Gewohnheit mit, aber wenn er genug hat, setzt er sich hin und rührt sich nicht mehr. Er sitz da und sieht aus, als würde er die Landschaft studieren was nicht sein kann, denn er sieht ja nichts mehr. Dann dreht er sich um und trottet in Richtung Heimat. Er ist nicht schwach. Er weiß noch immer, was er will. Und jetzt will er nach Hause, schlafen.

29 Kommentare

  1. Susanne Fuchs

    Warum wurden Qualzuchtbilder in der Veröffentlichung verwendet? Geht nicht eine weniger problematische Rasse, oder Mischling. Wenn man durch seine Arbeit und Interessen derart im Fokus steht, sollte man da auch Verantwortung übernehmen und Konsequenzen ergreifen!

    • Das sind keine „Qualzuchtbilder“, sondern ein Foto meines vor 18 Jahren gestorbenen Mopses Theo, der im Alter von 16 /2 Jahren (!!) starb und bis zu diesem Tag nicht die geringste Krankheit oder Einschränkung hatte, sein Leben lang frei atmend mit meinen Pferden mitlief, als Therapiehund in Altersheimen tätig und in Kitas zahllose Kleinkinder getröstet und bespielt hat. Nicht jeder Mops ist automatisch eine „Qualzucht“, die wirklich problematische Veränderung der Möpse hat erst innerhalb der letzten zehn Jahre stattgefunden. Ich erlaube mir, einen Text über alte Hunde mit einem Foto des absolut phänomenalen Hundes zu bebildern, der mir bei der Beschreibung eines alten Hundes als erstes einfällt.
      Was ich tun sollte, was für Konsequenzen ich ergreifen und welche Verantwortungen ich übernehmen sollte ist tatsächlich nicht Ihre Sache. Ich mache jeden einzelnen Tag meines Lebens mehr für Hunde im allgemeinen und im Besonderen als die meisten Menschen, ich habe zahllose Texte über Moderassen, Welpenhandel und Tierschutz geschrieben, unterstütze Tierschutzorganisationen mit Futter, Geld, Vermittlungen und Pflegeschaften. Wenn ich meinen Text mit einem Foto eines wunderbaren, extrem fröhlichen und völlig gesunden Hundes bebildern möchte, dann muss ich mich dafür von niemandem anranzen lassen. Sorgen Sie dafür, dass die Welt ein besserer Ort wird und behalten Sie Ihre schlechte Laune für sich. „Herr Lehrer, ich weiß was!“ ist kein Lebenskonzept.

      • Renate Hollermann

        Oha, das war aber eine geharnischte Reaktion! Grundsätzlich hat Frau Fuchs doch recht mit ihrem Einwurf, zumal Theos doch sehr ausgeprägte Brachyzephalie nun wirklich nicht vermuten lässt, dass er Zeit seines Lebens trotzdem freiatmend war.

        • Nein, sie hatte grundsätzlich eben nicht recht, wie ich ja bereits beschrieben habe. Sie hat keine Silbe über den Text verloren, aber keine Sekunde gezögert, um ein Negativum zu hinterlassen. „Vermutungen“ beweisen eben nichts. Nur, weil jemand „vermutet“, ein Hund wäre nicht gesund, heißt das nicht, dass er jemand anderen deshalb gleich anfahren darf. Mir geht diese lässig verteilte Negativität und Unfreundlichkeit im Internet so auf die Nerven, dass es mir glatt die Lust am Schreiben verderben kann.

          • Kerstin Gerber

            Doch, sie hat völlig Recht.
            Ob genau dieser Mops tatsächlich freiatmend war oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle. Die Betrachter werden auch in den allerwenigsten Fällen wissen, dass dieser Hund eine Ausnahme gewesen ist. Falls er das war.
            Die Betrachter werden – wiedermal – auf eine kurznasige Rasse aufmerksam gemacht, es wird das „oh, wie süß“- Schema bemüht und damit wiedermal indirekt Werbung für eine brachyzephale Rasse gemacht.
            Gerade von jemandem, der professionelle Artikel schreibt und sich für Hunde engagiert, würde ich da ein Mitdenken erwarten – und den bewussten Verzicht auf solche Bilder.

            Daran ändert auch der liebevoll geschriebene Artikel nichts.

          • Das sehe ich nicht so – abgesehen davon, dass es überhaupt niemals eine Veranlassung gibt, eine fremde, durchaus freundliche Person einfach schräg anzumachen: Das ist unfreundlich, unverschämt und macht die Welt umgehend schlechter – auch wenn das heutzutage natürlich Usus ist. Der vorherige amerikanische Präsident hat genau auf diese Weise die Welt innerhalb von vier Jahren deutlich unsicherer, böser und gefährlicher gemacht. Tatsache ist: Die Rasse Mops wird nicht besser, indem man so tut, als gäbe es sie nicht. Sie wird besser, indem Züchter sich darum bemühen, die bestehenden Probleme in den Griff zu bekommen – und dafür müssen die Rassen und ihre jeweiligen Veränderungen sichtbar sein. In den allermeisten Züchtungen treten früher oder später Probleme auf, wenn nicht aufgepaßt wird, denn sehr häufig hat man sich schon seit Jahrhunderten zu sehr auf das verlassen, was immer wieder geklappt hatte. Das ist bei jeder Rasse und in allen Spezies so, bei Kühen, Pferden (der Trakehner war vor zwanzig Jahren kein zuverlässiges Reitpferd mehr, sondern hochnervös, phsysisch und mental kaum noch belastbar – aber den hat man auch nicht einfach aufgegeben, sondern wieder zu dem gemacht, was er jetzt wieder ist: Ein fantastisches, wunderschönes Reitpferd), Schweine- und Hühnerrassen, sogar beim Hochadel – da hat man dann, anstatt die Familien einfach aussterben oder total degenerieren zu lassen, ein paar Dienstmädchen geschwängert, und schon waren die Blutlinien wieder entzerrt.
            Der Mops hat sich deutlich verändert in den vergangenen Jahren aufgrund vereinter Bemühungen der Verbände und vieler Züchter, und jeder, der sich informiert, kann den „besseren“ Typ Mops finden, wenn er ihn sucht. Dem Schäferhund ist nicht geholfen, wenn man ihn einfach unterschlägt, sondern, indem man gute, quadratische Schäferhunde züchtet. Beim Weimaraner gab es vor 25 Jahren fast nur noch C- Hüften, die Hunde waren als Jagdgebrauchshunde kaum noch zu gebrauchen. Wurde der Weimaraner deshalb abgeschafft? Nein, es gab ein sehr sorgfältiges Zuchtprogramm, in dem nur noch Hunde mit A-Hüften mit C-Hüften verpaart werden durften – und Gott sei Dank gab es Leute, die die Hunde aus diesen Verpaarungen, auch wenn die noch keine 1A Hüften hatten, trotzdem übernommen haben, denn sonst wären die Weimaraner jetzt weg. Es gibt praktisch keine Rasse, die nicht zwischendurch eine Krise hatte – der Standard-Dackel hatte in den 70er Jahren massiv Dackellähme, so dass man ihn auch nicht mehr halten konnte guten Gewissens. Aber dagegen wurde etwas getan, anstatt die Standard-Dackel einfach aussterben zu lassen, und dafür brauchte man Leute, die der Rasse weiterhalfen, sie also halten und züchten und auch mit durchstehen, wenn sich die Zucht nicht von einem Jahr aufs nächste verbessert. Ich halte viele Chihuahuas heutzutage für Qualzuchten, viel zu klein, mit Rückgratverkrümmungen, Glubschaugen, entsetzlichen Zahn- und Kieferproblemen und viel zu kurzen Nasen. Darf ich deshalb keine Fotos meiner Chihuahuha-Hündin posten? Muss ich so tun, als hätte ich keinen – obwohl sie völlig gesund ist?
            Das halte ich für Unsinn, und ich bin auch nicht bereit, da mit zu machen. Das ist kleingeistig, engstirnig und hilft den jeweils betroffenen Hunderassen überhaupt nicht weiter. Und übrigens: Das Heil liegt auch nicht in der Mischlingsproduktion, denn da ergeben sich ebenfalls Gen-Defekte und gesundheitliche Probleme, wie jeder weiß, der je unter Straßenhunden-Generationen geforscht hat.

          • Liebe Katharina,
            ich finde Deine geharnischte, klare und ehrliche Reaktion SEHR gut!!!

            Dass Du Dir sogar zweimal die Zeit nimmst, ernsthaft und in sachlichem, ruhigen Ton auf diese am Thema des Artikels völlig vorbeigehenden Kritiken zu antworten, finde ich bewundernswert!!!

            Auch mir hat es förmlich die Sprache verschlagen, wie jemand auf einen so liebevollen Text, eine so brachiale und unverschämt und völlig aus der Luft gegriffene, anklagende Kritik schreiben kann. Die Verrohung im Umgang miteinander und der Verlust jeglichen Respekts vor jemandem, der sich viel Mühe macht, ist beschämend!

            So war es mir jetzt sehr wichtig, ganz unabhängig von der Diskussion über Zuchten, Dir meinen größten Respekt auszudrücken (vor Deiner wunderbaren Art zu schreiben und Deiner respektvollen Antwort auf eine respektlose Kritik) und Dir mitzuteilen, dass es sicherlich viel mehr wertschätzende Menschen hier draußen im Internet gibt (die nur eben nicht gegen dieses Bashing anschreiben), als diese anderen!

            Vielen, vielen Dank für Deine immer wiederkehrenden tollen Artikel, Gedanken und Ansichten!
            Lieben Gruß
            Bernd

          • Vielen Dank für die ehrlichen Worte.
            Leider werden Menschen mit Mops gerne angegriffen, ohne den einzelnen Hund zu kennen, ohne die Hintergründe zu kennen.
            Bitte weiter schreiben (und bitte gerne wieder mal ein Buch!)

          • Mir ging auch als Erstes durch den Kopf: Diese Hunde sind nun mal da, aber auf Fotos dürfen wir sie nicht zeigen? Was wäre der nächste Schritt? Sie nicht mehr auf der Straße ausführen, sie nicht mehr im Park spielen lassen, weil das wieder unnötiges Interesse an diesen Hunden weckt? Ich hab einen Peki-Mix mit Niesanfällen, ständig entzündeten Kulleraugen und ein paar Besonderheiten mehr. Er wurde als Welpe ausgesetzt, dann kam er hierher und lebt ein sichtbares Leben als Teil des Familienrudels und läuft Langstrecken mit dem Collie. Denken wir das doch mal weiter. Was wäre für ihn die Alternative gewesen zum Sichtbar-Sein? Einschläfern? Nicht im Ernst.

      • Ich denke das Alter spricht für sich Ich habe selbst eine 12 Jahre alte Mops Omi, die fast komplett blind und taub ist. Ich bin es auch so leid diese Verallgemeinerungen…das sie blind ist liegt natürlich auch an der Überzüchtung der Rasse So ein Blödsinn…Dann dürfte man nicht einen reinrassigen Hund irgendwo abbilden, denn sie alle sind gezüchtet und haben nunmal auch rassebedingte Problemchen! Der eine mehr, der andere weniger. Aber leider denkt keiner drüber nach, dass wir unsere Hunde über alles lieben und sie Familienmitglieder sind. Sowas macht einen sauer und traurig und ja, gerade weil sie unser Ein und Alles sind, sind diese Aussagen beleidigend und nicht gerade einfühlsam…Aber das kann nur von Menschen kommen, die leider sehr eingefahren sind in ihrer Meinung und keine Erfahrung und Ahnung haben, wie toll und einzigartig gerade diese Rasse ist

  2. Marion Pohl

    Ein sehr berührender Bericht. Ich habe einen fast 11 Jahre alten Border und auch an ihm sehe ich zunehmend Alterungsprozesse. Es macht mich wehmütig und gleichzeitig intensivieren sich meine Gefühle für ihn und bin dankbar für jeden Tag, den wir noch gemeinsam verbringen dürfen.

  3. Petra Schmucker

    Liebe Katharina,
    danke für diesen wundervollen Beitrag, der mir ein wenig die Tränen in die Augen treibt. Ich erlebe genau das gerade mit meinem geliebten 13-jährigen Mops Paul (bei dem es sich im übrigen nicht um eine Qualzucht handelt. Bis vor einem Jahr wanderte er z.B. noch bis zu 3 Stunden mit uns in den Bergen, jetzt begleitet er uns eben in seinem Wägelchen). Paul geht es für sein Alter sehr gut. Mit seiner Schwerhörigkeit kommt er gut klar. Auch wenn wir glaubten, dass dies gar nicht möglich ist, lieben wir ihn von Tag zu Tag mehr, gerade auch wegen seiner „Schrulligkeit“.
    Es schwingt leider auch ein wenig Wehmut mit, weil einem bewusst wird, dass der Tag des Abschieds nicht mehr in unendlich weiter Ferne liegt. Wir hoffen, dass unsere gemeinsame Zeit noch lange nicht endet.
    Herzlichst Petra Schmucker

  4. Cornelia Arnhol

    gut gegeben, liebe Katharina, es gibt leider z.Zt. so schrecklich viele Rechthaber und Besserwisser, die alle belehren wollen.

  5. Kathrin Dettmar

    Also ich finde den Text über das Alter eines Hundes klasse und erst recht die Artwort auf das Substantiv „Qualzucht“. Ich habe eine 12jährige Mopsdame , dazu noch zwei weitere Jüngere Mopsdamen, die aus keiner Qualzucht stammen, sondern ganz normal ihr Leben leben. Den Hunden geht es gut und es ist so schönzureden sehen, wie die älteste in Würde altert. Aber glauben sie ja nicht, dass sie sich unterkriegen lässt.

  6. Nina Rothschopf

    Liebe Katharina,
    seit vielen Jahren lese ich deine wunderbaren, sehr informativen und auch humorvollen Texte und Bücher. Wenn ich einen anstrengenden Tag hatte, waren deine Beiträge immer sehr hilfreich und ich liebe sie zu lesen und vorzulesen! Auch von mir ein herzliches Dankeschön und großen Respekt, großes Fachwissen mit großem Herz!!!
    Ich freue mich auf den nächsten Blogeintrag!
    Alles Liebe!

  7. Nein, es ist nichts peinlich, gar nichts. Noch nicht einmal das Handtuch, das im Flur liegt, weil sie – bei uns ist es eine Sie mit über 15 Jahren – ab und zu vergisst, dass sie mal gelernt hat, nur draussen zu pieseln.

    Sie lebt in ihrer Welt und ab und zu in unserer, ist liebenswert und ein bisschen schusselig, sieht und hört nichts mehr und gerne drehen wir sie um, wenn sie in die falsche Richtung toffelt. Wir lieben sie.

  8. Liebe Katharina, Antworten auf den Punkt, allein die Anmerkung, dass der Stil die Welt zu einem schlechteren Ort macht…so wahr! Danke für’s Durchaltevermögen!!

  9. Renate Hollermann

    Natürlich macht der Ton die Musik.

    Das gilt auch für Kommentare, in denen Leser, die sich an Theos Konterfei reiben, als Rechthaber und Besserwisser abgestempelt werden.
    JEDES Bild dieser Rassen befeuert leider diese Mode in der Hundezucht. Genau wie die immer wiederkehrenden Argumente der Liebhaber: meiner atmet frei….der tolle Charakter….die Züchter bemühen sich….es gibt auch Ausnahmen. Blabla.

    Der Tierarzt und Blogger Ralph Rückert, der in seinem Berufsalltag ständig mit dem Leid dieser Rassen konfrontiert wird, bezieht in seinen Beiträgen eine unmissverständliche (!) Haltung zum Thema, sieht seit Jahren eine wachsende Dramatik in der Plattnasen-Tragödie und hält die naive Forderung, es müsse sich etwas ändern in der Zucht, für völlig unrealistisch. Genauso unrealistisch wie die Behauptung der Plattnasen-Besitzer, ihr Hund wäre eben noch stundenlang neben dem Fahrrad oder dem Pferd unterwegs gewesen. Freiatmend, selbstredend.

    Diesen Rassen wäre damit geholfen, wenn sie aussterben würden und nicht wenn züchterisch eine Selbstverständlichkeit wie die freie Atmung oder das falten- und entzündungsfreie Gesicht wiederhergestellt würde.

    Aber leider hofft man als Hundefreund auch darauf vergebens. Weil es ja immer wieder die selbstgerechten Fans dieser bedauernswerten Kreaturen gibt, die diese ganze Perversion mit ihrem eigenen Ausnahmehund rechtfertigen.

    • Sehr geehrte Frau Hollermann,
      nun unterstellen Sie mir also auch noch, dass ich mir den Gesundheitszustand meines Mopses schön geredet habe – ohne mich persönlich zu kennen, ohne meine Hunde zu kennen, ohne meinen Mops gekannt zu haben. Finden Sie nicht, dass Sie ein bisschen weit gehen?
      Nachdem Sie ganz offensichtlich keinen Mops haben und auch keinen näher kennen, traue ich Ihnen eine sachverständige Beurteilung dieser Rasse schlicht nicht zu. Dr. Rückert bekommt als Tierarzt nur die schlimmsten Fälle zu sehen – er weiß also nicht, ob und wie weit sich die Rasse in Teilen wieder erholt hat, denn er ist ein ganz normaler – wenn auch sehr guter – Tierarzt, aber kein Tierarzt, der irgendwie auf brachycephale Rassen spezialisiert ist. Neulich waren hier bei uns fünf Tierärzte, die allesamt Chirurgen waren, und sich launig den ganzen Abend über die fürchterlichen Dinge unterhielten, die sie in den letzten Monaten aus Hunden (meistens Labradoren) herausoperiert hätten – von Scheren über Obstmesser, Haarklammern, Gummibällen, kompletten Spielzeugenten und mehreren Pfund Kieselsteinen war wirklich alles dabei. Sie tendierten im Laufe des Gespräches auch dazu, Labradoren und Schäferhunden unterstellen zu wollen, dass „die einfach alles schlucken“ – wobei es in meinem direkten Umfeld ungefähr 25 Labradore und Schäferhundmischlinge gibt, von denen nicht einer je ein Spielzeug oder ein Messer verschluckt hätte. Es ist nun einmal so: Wer sich in einem Katastrophenfeld aufhält, dem kann es so vorkommen, als wäre eben alles katastrophal. Ernhährungsberater könnten auf die Idee kommen, „die meisten“ Hunde würden zu Allergien neigen, weil Leute mit Hunden, die keinerlei Probleme haben, eben keine Ernährungsberater bemühen: Die Wirklichkeit sieht aber anders aus.

      Vielleicht sollten Sie sich zur Rettung Ihrer Laune und der Erweiterung Ihres Horizontes einfach mal mit Möpsen auseinander setzen. Es hat sich unendlich viel getan in den vergangenen Jahren, und es wird auch noch länger andauern. Denn Ihre Meinung, die Sie hier unerbittlich und ohne Rücksicht auf die Komplexität der Hundezucht an sich äußern, besteht leider nur aus wiedergekäuten Zitaten, die Sie irgendwo anders aufgegriffen haben.

      • Renate Hollermann

        Meine Laune ist und bleibt gut, danke. Ich lasse mich auch nicht zu persönlichen Beleidigungen herab.

        An der Erweiterung meines Horizontes arbeite ich ständig – wenn auch zugegebenermaßen im Rahmen meiner beschränkten intellektuellen Möglichkeiten.

        Letztere haben mich vor vielen Jahren glücklicherweise davor bewahrt, mir einen Mops anzuschaffen. Nach anfänglicher Begeisterung für diese Rasse – übrigens nach der Lektüre Ihres Buches – und eingehender Beschäftigung mit der Rasse hat irgendwann der Verstand wieder eingesetzt und es wurde ein Mischling aus dem Tierschutz.

        Herrn Rückerts Urteilsvermögen anzuzweifeln, finde ich, mit Verlaub, schon reichlich vermessen. Man muss kein Spezialist für deformierte Schädel sein, um sich von der Gesamtsituation der Möpse und ähnlich zuschanden gezüchteter Rassen ein Bild machen zu können.

        Natürlich gibt es in meinem Umfeld brachycephale Rassen, aufgrund des aktuellen Hypes mehr Bullys als Möpse. Aber es ist mir tatsächlich noch kein einziger begegnet, dem die Gnade des so oft zitierten Freiatmens gegeben war.

  10. Christine F.

    Wie man wegen einem Foto von einem alten Hund zu einem Artikel über alte Hund so einen, am Thema des Artikels völlig vorbeischießenden Hype veranstalten kann,ist mir völlig schleierhaft. Ich kenne das Buch und habe mir gedacht dass es ein Foto von Theo ist. Darf die Autorin eines Artikels nicht mehr Bilder von eigenen Hunden dazu veröffentlichen? Nur weil es Menschen gibt die immer etwas Negatives sehen wollen? Wer Katharina kennt oder Ihre Artikel,Bücher, ihr Engagement für den Tierschutz und das Tierwohl, der wird doch soviel Toleranz oder Verständnis dafür aufbringen können, dass sie das Bild ihres eigenen, alten, geliebten Hundes dazu veröffentlicht.

  11. So ein wunderschöner Text!
    Unser Johnny war auch mal so ein Hingucker. Labrador, Arbeitslinie, echtes Muskelpaket, und er hatte immer seinen eigenen Kopf. Einfach ein charmanter Quatschkopf.
    Die Zeiten sind lange vorbei, er wird bald 16 Jahre alt.
    Was geblieben ist, ist sein Dickkopf und seine charmante Art mit Menschen zu flirten – er bekommt einfach jeden dazu ihm ein Lächeln und eine kurze Streicheleinheit zu schenken.
    Unsere Gassirunden bestehen eigentlich nur noch aus flirten, lächeln, gestreichelt werden, neues Opfer suchen, flirten, lächeln, gestreichelt werden.
    Alte Hunde sind einfach was ganz Besonderes…

    Hoffen wir, dass sie uns noch lange begleiten…

    Alles Liebe
    Steffi

  12. Claudia Büchler

    So ein schöner Text, liebe Katharina. Meine blonde Labradorhündin Lotte, eine ehemalige Vermehrerhündin aus Ungarn, ist mittlerweile 14 Jahre alt. Sie kann nur noch schlecht laufen, hat schlimme Probleme mit Durchfall, was sehr oft im Haus passiert, und hat alles vergessen, was früher wichtig war.
    Das Fressen hat sie nicht vergessen, sie geht im Garten herum und frisst alles, was vom Baum fällt. Spazierengehen möchte sie nicht mehr, viel zu anstrengend. ABER: sie hat auch vergessen, dass jeder fremde Hund angegriffen werden muss und ist freundlich zu Allen. Wenn sie mit offenem Maul und leicht heraushängender Zunge nach ihrer Gartenrunde tief und fest schläft, dann geht mir das Herz auf.
    Wenn ich wieder mal, wie fast täglich, die K… wegputze, dann frage ich mich manchmal: Wann ist der richtige Zeitpunkt, sie gehen zu lassen? Ich will mich noch nicht damit auseinander setzen.

    Liebe Grüße, Claudia mit Lotte 14, Julchen 11 und Buddy 10

  13. Karin Vogelsang

    Liebe Frau von der Leyen,
    Wie geht es Ihnen und Ihren Hunden? Ich vermisse Ihre wunderbaren Artikel!
    Ich hoffe, Sie haben sich nicht von den ewigen Besserwissern die Lust am Schreiben verderben lassen.
    Hoffentlich können wir bald wieder etwas von Ihnen lesen,
    Viele Grüße
    Karin Vogelsang

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