Einer ist keiner

vom 8.9.2013

vom 8.9.2013

In den letzten Jahren nimmt die Mehrhundehaltung in deutschen Haushalten stetig zu (nicht nur in meinem). Der Trend zum Zweit- oder Dritthund scheint unaufhaltsam. Der Witz ist: Daran sind die Hundeverordnungen schuld, die eigentlich dafür sorgen sollten, dass die Bürger weniger Hunde halten. Hat nicht geklappt. Im Gegenteil.

Werbeanzeige

Früher ging man morgens in den Park, traf dort andere Menschen mit ihrem Hund, ließ sie eine Stunde zusammen spielen und marschierte dann heim mit einem glücklichen und müden Hund. Heute ist das in den meisten Städten unmöglich. Heute dreht man mit dem angeleinten Hund pflichtbewusst seine Runden im Park, denn es gibt im Einzugsbereich kaum Freilaufflächen, meidet den Kontakt mit anderen Hunden (an der Leine sind sie häufig komisch miteinander) und schleicht anschließend wieder nach Hause. Der Hunde ist nicht müde, sondern frustriert, denn rennen, spielen und etwas erleben durfte er nicht.

Kein Spaß. Kein artgerechtes Leben. Da sind sich sogar die Amtstierärzte einig, die an den Hundeverordnungen mitwirken. Aber sie können nichts tun, denn Hundeverordnungen sind heute normal.

In München, der letzten Bastion ohne Hundegesetz, in der Mensch und Hund seit Jahrhunderten problemlos miteinander lebten, bastelte sich Herr Söder kurz vor der Wahl ein Hundeproblem einfach selbst, indem er ein paar Statistiken verdrehte und behauptete, die Hundesituation wäre schlimm, es habe außer ihm bisher bloß niemand gemerkt. Eine Verordnung müsse her.

Wir erinnern uns: Hundegesetze wurden 2001 geschaffen, nachdem ein Krimineller in Hamburg seine mit Anabolika gespritzten Hunde auf einem Schulhof spielen ließ und dabei ein kleiner Junge totgebissen wurde. Er war vorher zahllose Male angezeigt worden, aber das Ordnungsamt wagte nicht, sich gegen den aktenkundigen Mann durchzusetzen. Also wurden alle Hundehalter bundesweit in Sippenhaft genommen, alle Hunde als „potenziell gefährdend“ eingestuft und an die Leine gelegt.

Die unverantwortlichen Hundehalter bekam man dadurch übrigens nicht in den Griff: Die melden ihre Hunde bis heute nicht an, machen keine Hundeführscheine und ihre Hunde weiterhin scharf. Die Leute, die mit ihren Hunden Wesenstests und auch sonst alles richtig machen, müssen trotzdem erhöhte Steuern (als Gefahrenzulage) zahlen und dürfen sich nicht mehr frei bewegen. Um dem Hund überhaupt ein artgerechtes Leben zu ermöglichen, schaffen Sie also noch einen Zweit- oder Dritthund an: Dann ist für spiel- und artgerechte Sozialkontakte wenigstens zu Hause gesorgt.

Gibt es eigentlich irgendwo Politiker, die das richtige Leben noch verstehen und sich über die Konsequenzen ihrer Taten und Erlasse Gedanken machen? Ich kenne mich da nicht aus, ich wohne in Berlin. Mein Bürgermeister heißt Wowereit, der von politischen Konsequenzen wirklich keine Ahnung hat.

Aber vielleicht ist er gar kein politischer Freak? Vielleicht sind alle so? Mir wird grad komisch.

 

<img src=“http://vg01.met.vgwort.de/na/8384e9b8e52545bf87387c516efd68ee“ width=“1″ height=“1″ alt=““>

Teilen Sie diesen Beitrag!

2 Kommentare

  1. Sie sprechen mir wie immer aus der Seele, denn ich teile Ihren Frust und Ihre Wut. Natürlich bin ich auch, vor allem wegen Ihrer Bücher und Ida und Luise, 2-Hundehalter. Ich hoffe sehr, dass Sie eine Idee haben, wie wir dieser Misere/ Schikanierung entgegenwirken können, denn leider lesen wohl nicht alle, die es am nötigsten haben, Ihre Beiträge. Ich zähle auf Sie …. L.G. Uli

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert