Herdenschutz

Es gibt hier auf diesem Gut ca. 1000 Schafe (die gerade am laufenden band die allerhinreißendsten, winzigsten Lämmchen bekommen. Was in meinen Augen in dieser Jahreszeit überhaupt keinen Sinn macht, schließlich steht man andauern bis zu den Knien im Schnee, und zu fressen gibt es auch nichts. Tatsächlich ist es das Ergebnis jahrhundertelanger Selektion: Denn wenn die Lämmer jetzt auf die Welt kommen, sind sie in ein paar Wochen groß genug, um mit den Schäfern und der Herde auch mitlaufen zu können – so lange sie so winzig klein sind, geht das natürlich nicht), die jetzt momentan in riesigen Laufställen untergebracht sind. Sobald der Schnee getaut und das Gras wieder nachwächst, werden sie von zwei Schäfern in die Landschaft geführt. Dazu gibt es hier zwei Herdenschutzhunde, riesige, beeindruckende Owtscharkas in Ponygröße, die momentan tagsüber im Zwinger leben und nachts mit dem Nachtwächter über das Gelände laufen. Nestani
Nestani und Pridòn waren nicht besonders begeistert von meinen Hunden, was ich nicht einfach so stehen lassen wollte: Also habe ich die beiden bärenartigen Hunde seit meiner Ankunft mit getrockneter Hühnerbrust gefüttert (was man im Westen seinen Luxushunden halt so über den Tag verteilt anbietet), Käse und Trockenfutter. Mit dem Erfolg, dass sie den Anblick meiner Hunde (mit Frisur und in HighTech Skimode) im Laufe der letzten Woche schon erträglicher fanden, denn er war ja direkt mit Köstlichkeiten verknüpft. Woraufhin ich heute beschloss, die beiden mal aus ihrem Zwinger zu lassen (ich hatte ja einen dicken Anorak an; hätte mich einer beißen wollen, wäre das ja einigermaßen glimpflich verlaufen, und meine Hunde sind so leicht und wendig, dass sie sich so schnell auch nicht beißen lassen – außerdem sind sie sehr, sehr schlau und erfahren im Umgang mit fremden, merkwürdigen Hunden). Die Hündin Nestani, eine ältliche Blondine, war selig, rannte hierhin und dorthin mit dem schweren Pferdestrick, den ich ihr umgebunden hatte – an der Leine gehen kann sie natürlich nicht, wollte aber nicht wirklich weit weg von ihrem Zwinger und dem Schafstall daneben, lief immer wieder zurück, nachdem sie den direkten Umkreis abgecheckt hatte, und ging nach 15 Minuten sehr gerne wieder in ihre Hütte.

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Ganz anders der wirklich SEHR große Rüde („Ein Klavier! Ein Klavier!“), der so tat, als wäre der Strick um seinen Hals einfach gar nicht da (und dabei ist es wirklich ziemlich glatt – ich bin froh, dass mich niemand gefilmt hat: Es muss ausgesehen haben wie bei „Dick und Doof“). Er schien sich aber stark an meinen Hunden zu orientieren, also beschloss ich, ihn einfach mal loszulassen, und siehe da: Er spielte begeistert mit Gretel, die ja wirklich grundsätzlich für alles zu haben ist,

und begleitete uns dann auf einen langen Waldspaziergang.
Pridón

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Fritz fand ihn zu groß und zu männlich, Harry war er sowieso nicht geheuer, und Luise begegnete ihm anfangs auch mit Vorsicht, aber alle meine Hunde haben sich im Laufe der Jahre mit mir daran gewöhnt, dass sie mit mir dauernd irgendwelche Sachen unternehmen müssen, um die sie nicht gebeten haben.

Der Owtscharka hatte jedenfalls einen sehr lustigen Nachmittag – ich würde nicht behaupten, dass er tatsächlich auf mich hörte, aber zumindest gingen wir zusammen spazieren und kamen auch zusammen zurück. Zum Schluß hatte ich ihn sogar gesittet am Strick an meiner Seite, zusammen mit meinen Hunden, die auch an der Leine gehen mussten. Die polnischen Treckerfahrer, die Heu und Stroh für die Rinderfütterung fuhren, trauten ihren Augen nicht: Sie lieben Hunde sehr, aber mit Zwingerhunden sind sie – zu Recht – vorsichtig. Bestimmt wäre es ein schönes Bild gewesen, Pridón und Harry nebeneinander zu fotografieren, aber ich kann ja nicht alles machen.

Das Ganze dauerte übrigens fast drei Stunden, die ich NICHT mit dem Schreiben meines Buches zubrachte… Mir ist wirklich nicht zu helfen.

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