Schöne wilde Hundewelt

bildvom 17.2.2013

Zu einer klugen Frau kam ein junger Mann und fragte sie um Rat. „Ich suche eine Frau“, sagte er. „Sie soll hübsch sein, nett, gefällig und aufmerksam. Sie soll nie Launen haben, auf mein Wort hören, mich achten und mit allem zufrieden sein. Sie darf nie zänkisch werden, muss meine Ansichten respektieren, und ihre frohe Laune soll vom Morgen bis in die Nacht die gleiche bleiben.“ – „“Sie irren sich, lieber junger Freund“, meinte darauf die kluge Frau, „ „Sie suchen keine Frau, sondern einen Hund!“
Ich kenne das genau. Das erste Mal so richtig verliebt war ich mit vier. Er war groß und dunkelhaarig, mit sanften Augen und langen Beinen: Der Gregory Peck der Kaniden. Er war ein schwarzer Jagdhund-Mischling, der meinem Onkel gehörte. Er befand sich genau auf Augenhöhe und war immer da, wenn ich ihn brauchte: wenn ich hingefallen war und Trost brauchte oder mein Essen nicht mochte, er diente mir als Kissen beim Lesen und ging dazwischen, wenn mein blöder Cousin mich verkloppte. Kein Wunder, dass ich hingerissen war. Er lehrte mich eine Art männlicher, schweigender Zuverlässigkeit, die ich im Zwischenmenschlichen bis heute suche und die mich praktisch unvermittelbar macht.
In den letzten 48 Jahren haben mich unzählige Hunde unterschiedlichster Formen und Arten begleitet. Ich habe keine Ahnung, wie man ohne Hund lebt. Ich kann mir das nicht einmal vorstellen. Es wäre so, wie ohne Zahnbürste zu leben oder ohne T-Shirts. Es geht bestimmt, aber wie?
Wo immer ich bin, was auch immer ich mache, habe ich warme kleine Körper, feuchte Nasen und wedelnde Ruten um mich herum. Wenn ich abends ausgehe, entschuldige ich mich spätestens um Mitternacht. Die anderen Leute denken sicher, dass ich weitere glamouröse Verabredungen habe, die ich nicht preisgeben möchte. Stattdessen fährt Aschenputtel nach Hause, um in Gummistiefeln und Regenzeug mit ihren kaniden Wegbegleitern in Wind und Wetter Büsche und Zäune zu markieren. Das Bedenkliche ist: Mir macht das gar nichts aus.
Meine Hunde finden das nur gut so. Meine menschlichen Gewohnheiten finden sie sowieso absurd: Sich täglich Mühe mit der Kleidung zu geben, Zeitschriften und Bücher zu lesen, stundenlang am Computer zu schreiben. Sie finden, ich solle lieber mit ihnen herumtoben, nach Abenteuern suchen und mich mit ihnen in stinkigen Sachen wälzen. Das Erschreckende ist: Ich finde eigentlich, sie haben nicht Unrecht.

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