Moritz, der Frischling

Moritz

Moritz, der Frischling

Ich war heute früh mit einem Schwein spazieren. Kein Witz. Ein bestens gelaunter, ca. sieben Wochen alter Frischling namens Moritz. Er ging sehr artig bei Fuß, ließ sich auch von Rehwild in der Ferne nicht ablenken, und folgte mir ohne Aufforderung auf dem Fuße, wenn ich Schlangenlinien lief. Ich überlege allen Ernstes, ob ich meine Hunde nicht gegen Moritz eintauschen soll. Nach allem, was man so hört, sind Schweine ausgesprochen sauber, schlau sind sie sowieso, und wahrscheinlich ist das Zusammenleben mit ihnen auch leicht, weil einem zuhause im Wald nicht auf Schritt und Tritt von schlechtgelaunten Leuten „Hier herrscht Leinenzwang!“ entgegengeknurrt wird.

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Vor sechs Wochen fand der hiesige „Herden-Manager“ (so nennt man den Mann, der für alle Dinge rund um die ca. 1200 Angus-Rinder zuständig ist) einen winzigen Frischling im Wald, den die Bache offenbar zurückgelassen hatte. Er sammelte das quiekende Schweinchen ein, baute ihm einen schicken Verschlag und fütterte es mit der Flasche. Der Frischling war ein kleiner Eber, der Moritz genannt wurde und mittlerweile das Herz aller Gutsarbeiter erobert hat: Moritz rennt gutgelaunt durch die Gegend und fällt, wenn er gekrault wird, sofort in Ohnmacht. Wirklich: Wenn man ihm Kopf oder Rücken krault, sacken ihm die Knie weg, und er legt sich mit geschlossenen Augen auf die Seite.NaseMoritz Luise ist völlig hin und weg von ihm und möchte ihn unbedingt adoptieren, Gretel ist dagegen, weil ihr das mutige, stachelige kleine Ding (schon so groß wie Harry, dürfte aber das Doppelte wiegen) irgendwie nicht geheuer ist, Fritz und Harry haben keine Meinung zum dem Schweinchenthema.

2013-08-12 10.02.51 Er kommt mir für sein Alter (ungefähr sieben Wochen alt) sehr groß vor, und der Herden-Manager erzählte auch, er habe in der Zwischenzeit die Bache mit elf Geschwister-Frischlingen wiedergesehen, und Moritz sei in der Tat doppelt so groß wie seine wilden Brüder und Schwestern: Das liegt wahrscheinlich an der unglaublichen Ernährung von Bio-Babymilch und allem, was die hiesige Küche so hergibt: Biogemüsereste, Bionudeln, Bio-Obst und dem ein- oder anderen Frühstücksbrot, dass ihm von den Arbeitern in deren Pausen zugesteckt (oder: eingeworfen?) wird. Moritz ist von allem begeistert, findet alle Menschen toll, alles, was es so zu Fressen gibt, und die Hunde sowieso. Wenn man ihn in sein „Wildschweingehege“ zurückbringt, stellt er sich auf die Hinterbeine und versucht, hinterherzukommen. Aber er kann beim besten Willen nicht im Haus wohnen: Auch wenn Wildschweine im Verhältnis sehr sauber sind (anders als Gretel und Harry wälzen sie sich auch nur in Matsch und nicht in Aas), will man doch nicht eines Tages im Wohnzimmer über einen ausgewachsenen Eber stolpern.

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