Positive Verstärkung bringt auch Pferde zu besseren Leistungen

segovia1Der Italiener Luca Moneta, 46, gehört zu den erfolgreichsten Springreitern der Welt. Seine Kollegen nennen ihn – ein wenig abschätzig, ein wenig ironisch, manche aber auch anerkennend – „The Carrot Man“, weil er seine Pferde auf ungewöhnliche Art trainiert: Er zwingt sie zu nichts, sondern arbeite mit auf Vertrauensbasis, mit Geduld, Freundlichkeit – und Karotten. „Ich habe festgestellt, dass diese positive Art die Pferde zu höheren Leistungen anspornt“, erklärt der Berufsreiter. Als er in der Vorentscheidung für die Olympiade auf der Puissance nach jeder Runde anhielt, um seinem Pferd eine Karotte ins Maul zu schieben, flogen ihm die Herzen des Publikums nur so zu. „Ich bin nicht so ein guter Reiter“, sagt er in einem Interview nach seinem anschließenden Sieg. „Ich mache das, um mein Pferd um Mithilfe zu bitten. Positive Verstärkung ist eine gute Methode, um das Pferd fröhlich zu stimmen und dafür zu sorgen, dass es große Lust hat mitzumachen. Ich mache immer einen Deal mit meinen Pferden: Wir spielen jetzt mal ein bisschen was. Und danach gibt’s Karotten. Sie lieben das. – Haben Sie in der nächsten Halle das Agility-Turnier gesehen? Das ist mein Traum: Agility mit Pferden.“ Er grinste.

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slide00004„Aus meiner Sicht springen sie dann besonders hoch, weil sie es selbst wollen“, erklärt er. „Sie fühlen es tief in ihrem Herzen, und glauben, dass sie es können. Und wenn ein Pferd wirklich glaubt, dass es etwas schafft, dann können sie Unglaubliches leisten.“

Anstatt die Pferde zu irgendetwas zu zwingen, behandelt er sie mit Respekt und läßt sie die Führung übernehmen. Seine Kollegen machten sich anfangs über ihn lustig – aber nur so lange, bis sie erkannten, was für großartige Erfolge seine Pferde vorweisen konnten. Seine unorthodoxen Methoden scheinen zu funktionieren. „Ein glückliches Pferd macht viel besser mit“, sagt er. „Wenn Sie mich mit einer Pistole zwingen, für Sie Pasta zu kochen und mir drohen, wenn ich das nicht mache, dann muss ich sterben – dann bekommen Sie Pasta, na klar – aber über die Qualität brauchen wir uns nicht zu unterhalten. Wenn ich allerdings erst einmal Ihr bester Freund werde und sage, ich möchte für Dich Spaghetti machen, weil das mein Lieblingsessen ist, und dazu eine wunderbare Flasche Wein – dann wird die Pasta ganz anders schmecken. Und das ist eben der Unterschied.“

Luca Monets arbeitet nach der Methode von Pat Paroli (siehe auch hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Parelli_Natural_Horsemanship)  einem amerikanischen Pferdetrainer, dessen Lehren auf den Ergebnissen der Verhaltensforschung basieren und der eine bis dahin ungewöhnliche Form der Kommunikation mit Pferden aufbaute, indem er ihre Signale slide00005einsetzte. Monets lernte Parellis Lehren kennen, nachdem er einen englischen Reiter sah, der mit seinem Pferd ohne Zaumzeug hohe Sprünge machte. Er fing an, seine Pferde anders zu arbeiten, hörte auf sie, ließ sie selbst entscheiden, wann sie so weit waren, Hindernisse zu überwinden und stärkte so ihr Selbstbewusstsein. „Mein ganzes Leben hat sich verändert“, sagt er. „Ich wache jeden Morgen auf und freue mich wahnsinnig darauf, mit meinen Pferden zu spielen. Sie bekommen für alles, was sie gut machen, als Belohnung immer eine Karotte“, erklärt Moneta. „Nicht, weil ich einen Sponsor habe, der Karotten verkauft, sondern weil die Pferde Karotten lieben. Es ist wirklich längst an der Zeit für ein Umdenken, es geht doch gar nicht anders. Vor 40, 50 Jahren hat man auch Kinder mit dem Rohrstock auf die Finger geschlagen, wenn sie einen Fehler machten. Das ist glücklicherweise vorbei. Ohne Zwang arbeitet man besser. Als ich mit dem Reiten anfing“, fährt er fort, „gingen Menschen sehr hart mit Pferden um. ‚Es ist nur ein Tier, und das muss tun, was ich sage, der Mensch Mus das Pferd dominieren‘ , war die allgemeine Ansicht. Heute ist es Gott sei Dank anders.“ Was genau bedeutet denn „natürlich Springen“ für ihn?

„Das Ziel ist nicht das sportliche Ergebnis, sondern auf welchem Wege ich dorthin komme – und der muss ’natürlich‘ sein“, sagt Moneta. „Das bedeutet für mich, die Beziehung zum Pferd kommt zuerst, vor allem andern, und Wissen, Freundschaft, Vertrauen, Kameradschaft, Spiel vor Technik, Respekt vor Gehorsam und emotionales Gleichgewicht vor dem physischen.“ 

Moneta hat großartige Dinge geleistet, die als hochkompliziert und zu schwierig für den Sport galten – aufgrund seiner Philosophie der positiven Verstärkung. Er selbst meint bescheiden, er wäre eigentlich kein besonders guter Reiter im Gegensatz zu manchen seiner Kollegen – es wäre allein sein Trainingsstil, der ihm und seinen Pferden solche Erfolge beschere. Bei aller Bescheidenheit denkt er aber auch an olympisches Gold in Rio 2016. „Irgendeiner muss ja gewinnen“, sagt er. “ Ist auch nicht so schwierig, man muss nur besser sein als alle anderen.“

Hier sehen Sie ihn in action:

http://www.horsecollaborative.com/meet-the-carrot-man-luca-moneta/

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