Ich bin – wie zu den meisten hohen Feiertagen – in Bayern, amüsiere mich diesmal aber zusätzlich bei einem Erziehungsseminar bei der großartigen Inga Böhm ( www.waldtraining.de )
Nachdem meine Hunde mich ja gewöhnlich an mein besseres Selbst erinnern, haben sie in den letzten Wochen aufgrund der Wild-Ausnahmesituation in unserem Wald vermehrt beschlossen, dass Gehorchen zwar prinzipiell eine gute Sache ist, aber gar nicht sicher ist, ob „komm!“ jedenTag das gleiche bedeutet, oder dass es auch ausreichen könnte, wenn man erst nach dem dritten „komm!“ kommt, oder nach einem großzügigen Bogen. Ich hatte das Gefühl, mit dreieinhalb Flitzebögen durch den Wald zu gehen, was mir auf Dauer zu anstrengend wurde.
Ich halte wenig von so genanntem „Anti-Jagdtraining“, weil ich es unsinnig finde, permanent gegen den Instinkt meiner Hunde anzuarbeiten. Also lasse ich Harry durchaus Krähen jagen, ich schicke ihn sogar hin: Auf diese Weise sieht er immer erst zu mir, wenn er Vögel sieht, die er gerne jagen würde, und wartet auf das „Go!“ von mir, etc.
Aber ich kann nicht mit einer Hundegruppe spazieren gehen, die sich gegenseitig dazu anstiften, plötzlich koppheister hinter irgendetwas herzupesen, während ich munter hinter ihnen herrufe oder -pfeife (wobei der Pfiff mit der Pfeife GottseiDank IMMER funktioniert: Den habe ich bombensicher konditioniert).
Deshalb also Inga Böhm. Jeden Tag treffen wir uns nun also im Wald in Ramerberg, und sie erklärt mir, wie schlampig ich in meiner Körpersprachlichkeit bin (so hat sie das natürlich nicht gesagt; ich habe aber festgestellt, dass es genau darauf hinausläuft), weist mich darauf hin, dass ich den gleichen Fehler mache, wie viele Leute: Nämlich nicht durchgängig das selbe Wort für „Komm“ benutze. In dem Moment, in dm ich in Streß gerate, rufe ich z.B. plötzlich „Zu mir!“. Also arbeiten wir an meiner inneren Ruhe, an Handzeichen und an Techniken, durch die ich meine innere Ruhe bewahre und nicht unbewußt das Jagdverhalten meiner Bagage unterstütze. Nach nur zwei Tagen gehen wir schon wieder wirklich „zusammen“ spazieren, während ich mir in den letzten Wochen manchmal eher wie ein Dompteur vorkam.
ich habe mich nun entschieden, für immer und ewig „Zu mir!“ zu rufen, statt „Komm!“, ich hole meine Hunde aus der Ablenkung heraus, in dem ich „Weiter!“ rufe… Und schon nach zwei Tagen achten meine Hunde wieder auf mich, als wäre nie etwas gewesen, ich bin plötzlich geradezu ein Muster an Klarheit und gebe nachvollziehbare Anweisungen, hinterfrage jede einzelne meiner Gesten , und bin ganz allgemein begeistert von Inga, meinen Hunden und unserer Arbeit.
Beim Reiten macht man das ja nicht anders: Selbst Reiter i olympischen Kader verzichten nicht auf regelmäßige Hilfe „von unten“ durch einen Trainer – nur als Hundebesitzer denkt man irgendwie nach einer Weile, man wisse ja, wie’s geht (und ich denke das ganz besonders!).
Denkste. Ich brauchte nur ein paar kleine Korrekturen, und schon geht’s wieder. Und noch dazu macht es unglaublichen Spaß.