Wann ist ein Hund zu dick?

GewichtNiemand hört gerne, sein Hund sei zu dick. Noch weniger gerne gibt man zu, der Hund sei zu dick. „Nein nein, das ist alles nur Fell!“ ist ein beliebter Satz zur Kaschierung des rundlichen Körperumfanges des eigenen Hundes, oder „Nein, wirklich: Den sollten Sie mal nass sehen: Da isser ganz dünn!“ Mittlerweile trauen sich selbst Tierärzte kaum noch, Hundehalter zu ermahnen, sie sollten ihren Vierbeinern weniger zu fressen geben: So emotional wird das Thema gehandhabt.
Tatsache ist allerdings, dass fast 40 Prozent aller Hunde und Katzen in Industrieländern übergewichtig oder sogar fettleibig sind.
Übergewicht ist auch für Hunde ein ernsthaftes Gesundheitsproblem, das zu Gesundheitsstörungen führt und gleichzeitig eine deutliche Verkürzung der Lebenserwartung bedeutet.
Als wichtige Einflussfaktoren werden vor allem körperliche Inaktivität, Kastration und eine darauf nicht optimal abgestimmte Fütterung betrachtet. Jährlich werden allein in Deutschland ca. 1,146 Millionen Euro für (Fertig-)Hundefutter ausgegeben. Dass hinterlässt Spuren an den Taillen vieler Haustiere.

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Wie entsteht Übergewicht?

Übergewicht ist ein schleichender Prozess, der meistens durch Überfütterung entsteht – Familienmitglieder oder Betreuungspersonen füttern unabhängig voneinander zuviel. In den meisten Fällen tragen „Leckerli“ einen erheblichen Teil dazu bei, dass beim Hund eine Energie-Überversorgung entsteht. Übergewicht entwickelt sich allmählich und beginnt mit der so genannten „dynamischen Phase“, während der Fett eingelagert wird. der Hund nimmt mehr Futter auf, als seinem Energieumsatz zusteht. Anschließend flogt die „statische Phase“, wenn das Fettansatz-Vermögen erschöpft ist. Während dieser Phase kann eine vergleichweise kleine Futtermenge ausreichen, um das Übergewicht aufrecht zu erhalten (deshalb versichern Halter von zu dicken Hunden auch immer tief erstaunt, dass der Hund wirklich „nur eine halbe Handvoll Futter am Tag“ bekommt.
Ein weiterer Grund ist, dass die Fütterungsempfehlungen auf den Packungen von Fertigfuttermitteln immer nur ein Richtwert sind, während der individuelle Bedarf des eigenen Hundes vielleicht ganz anders ist: Manche Hunde kommen einfach mit viel weniger Futter aus als andere. Außerdem ändert sich im Laufe des Lebens der Futterbedarf aufgrund unterschiedlicher Beanspruchung.

Die Folgen von Übergewicht

Die Folgen von Übergewicht beim Hund sind eigentlich die gleichen wie beim Mensch und führen zu einem Teufelskreis:
– Die Bewegungslust wird weniger,
– Sehnen und Gelenke werden überlastet,
– Der Kreislauf ist weniger leistungsfähig,
– Das Risiko für weitere Erkrankungen wie Diabetes oder auch Tumore steigt,
– Das Narkoserisiko erhöht sich.

Was ist das richtige Körpergewicht?

Das Körpergewicht ist zwar ein brauchbarer, allerdings nicht immer bekannter Maßstab für den Ernährungszustand, da für manche Rassen oder natürlich für Mischlinge keine verlässlichen Angaben für Normalgewicht existieren.

Damit es gar nicht erst zu Übergewicht kommt, gilt es, den körperlichen Zustand des Hundes im Auge zu behalten und rechtzeitig gegenzulenken. Die richtige Futterzuteilung kann aus der Körperkondition abgelesen werden. Das ist aber nicht immer ganz einfach. Grundsätzlich geht man davon aus, dass bei einem normalgewichtigen Hund die Rippen leicht und mit weniger Druckausübung zu fühlen sein sollen. Allerdings muss man hier Einschränkungen machen: Ein Windhund soll einen so genannten „trockenen“ Körper haben, also nach normalen Maßstäben eher mager aussehen, während bei einem Mops aufgrund der dicken Haut die Rippen nicht sichtbar sein sollten.

Unterernährt:  Knochenvorsprünge deutlich sichtbar und direkt unter der Haut liegend, keinerkennbares Körperfett, Verlust an Muskulatur
mager: Rippen leicht tastbar bzw. teils sichtbar, Dornfortsätze der Lendenwirbel sichtbar, Beckenknochen stehen hervor, sehr deutliche Taille, von allen
Seiten sichtbare, starke Einziehung der hinteren Bauchgegend, allenfalls geringe Fettabdeckung.
normal: Rippen leicht tastbar mit geringer Fettabdeckung, Taille erkennbar, von der Seite sichtbare Einziehung der hinteren Bauchgegend.
übergewichtig: Rippen nur unter Druckanwendung zu fühlen, Fettauflagerungen im Lendenbereich und am Schwanzansatz, beginnende Umfangsvermehrung im Bauchbereich.
verfettet: Rippen, Hüfthöcker, Dornfortsätze mit massiven Fettauflagerungen, Fettablagerungen am Hals und deutliche Umfangsvermehrung im Bauchbereich

Ein Hund sollte bei vorhandenem Normalgewicht soviel Energie durch Futter bekommen, dass er weder zu- noch abnimmt. Wenn er „zusätzliche Leistung“ erbringt wie Hochleistungssport, Wachstum, Trächtigkeit und Geburt oder Krankheit, muss seine Futterration angepasst werden.
Temperament, Alter, Haut und Haar, Umgebungstemperatur und Haltungsbedingungen sind alles Gründe, warum bei gleichen Haltungsbedingungen manche Hunde gertenschlank bleiben, der zweite Hund aber durchaus Pölsterchen bildet. Ältere Hunde benötigen weniger Energie als jüngere, ausgewachsene Hunde. Tiere mit dichtem Fell oder einer dickeren Haut (viel Unterhautfett – wie Möpse) sind gut isoliert und benötigen meist weniger Futter. Hunde, die in einer warmen Wohnung leben, setzen weniger Energie um als solche, die im Freien gehalten werden und Kälte oder sogar Feuchte ausgesetzt sind.
Die benötigte Energie eines Hundes steigt nicht proportional mit seiner Körpergröße. Stattdessen steht sie in Zusammenhang mit dem Verhältnis von Körperoberfläche zu Körpervolumen bzw. –gewicht. Ein kleiner Hund hat im Verhältnis zu seinem Köpervolumen eine große Körperoberfläche, d.h. sein Wärmeverlust pro Kilo Körpergewicht ist normalerweise höher als bei einem großen Hund (weshalb auch kleine kurzhaarige Hunde im Winter meist einen Mantel benötigen, während große kurzhaarige Hunde bis zu einem gewissen Grad (buchstäblich) sehr gut ohne Bekleidung auskommen). Für die Fütterung folgt daraus, dass der Energiebedarf pro kg Körpergewicht bei großen Hunden meistens geringer ist als bei kleinen Hunden.

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