„Euch zu sehen mein Herz aufs Wärmste erfreut“

– wie Yoda sich mit völliger Selbstverständlichkeit in alle verfügbaren Herzen schleicht

Sie ist wirklich ein besonderer Hund, keine Frage. Sie ist, um das klarzustellen, eigentlich nicht mein Typ: Ich bin gar nicht so ein Fan von puscheligen kleinen Hunden mit Kindchenschema-Gesicht. Aber Yoda hat more than a pretty face: Sie hat eine unglaubliche Persönlichkeit.

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Yoda hat in ihrem bisherigen Leben nichts gelernt. Sie kann weder Sitz, noch Platz, oder „Warte!“. Sie hört gerade mal eben so, wenn ich sie rufe. Wenn jemand anderes sie ruft, funktionieren ihre Ohren nicht. Sie geht gerne spazieren, wenn das Wetter passt: Kälte findet sie blöd. Nasses Wetter auch. Ihr ist es lieber, die Wege sind weder sandig, noch stark bewachsen oder gekieselt. Um genau zu sein: Am besten findet sie geteerte Wege oder Beton.

Gleichzeitig ist sie absolut furchtlos. Die sowieso sehr großen, aber aus ihrer Perspektive immensen Schafe bekommen sofort die Zähne gezeigt, wenn sie Yoda zu nahe kommen, und wenn sie nicht hören wollen, gibt es eine Yoda-Attacke: Direkt ins Schafgesicht. Wenn fremde Hunde zu Besuch kommen, gibt es erst einmal Krach: Yoda hat beschlossen, dass dieses Haus das ihre ist, und das lässt sie sich nicht mehr nehmen. Von niemandem. Und so leicht kommt keiner an ihr vorbei. Sie wissen schon: Klein, aber …

Ich habe noch nie einen Hund getroffen, der so unterschiedliche Menschen so anrührt. Sogar einer meiner Nachbarn, der relativ wenig mit Hunden am Hut hat, fragt mich jedes Mal, wenn er mich sieht: „Ist die Fledermaus gar nicht dabei?“ Meine Mutter ist der Meinung, Yoda sei eigentlich „der ideale Hund“ für sie – nur schafft sie das nach einer Operation leider nicht mehr. Der Briefträger ist kurz davor, Yodas wegen hier einzuziehen, weil er sie so unglaublich süß findet.

Ist sie auch. Mich interessieren am meisten solche Tiere (und Menschen), die eine irgendwie originelle Persönlichkeit haben (wie ich neulich schon in einem anderen Artikel beschrieb: „Wie man eine gute Band gründet“ ), was zwar an manchen Tagen dazu führt, dass man hier eine Folge von „Die Anstalt“ filmen könnte, aber mein Leben gewinnt dadurch großen Unterhaltungswert. Yoda ist wie eine kleine alte Tante mit komplizierter Handtasche, die zwar für jeden Witz zu haben ist, sich dann plötzlich aber an ihre guten Manieren erinnert, wenn’s gerade richtig lustig wird.

Ihr Fell und ihre Haut sind inzwischen absolut gesund. Sie riecht sauber und angenehm, was insofern wichtig ist, als sie sich mittlerweile durchgesetzt hat und nachts im Bett schläft – geduldet von Barthl. Ihr Fell ist so dicht nachgewachsen, dass sie wahrscheinlich draußen keine Pullover oder Mäntel braucht – wenn sie einen Knochen hat, scheint es ihr auch völlig egal zu sein, ob ihre Ohren im Luftzug flattern oder ihr Schneeflocken um die Nase tanzen.

Yoda ist außerdem dabei, sich zu einer fabelhaften Muse zu entwickeln. Sobald ich am Schreibtisch sitze, kratzt sie mit ihren kleinen Pfoten an meiner Wade, weil sie auf den Schoß möchte. Das erschwert das Schreiben zwar ein wenig, weil sie ihren kleinen Kopf immer auf meinen linken Arm legt – aber es hält mich warm, und das ist gut, weil ich diesen Winter gleich mehrere Bücher zu schreiben habe. es ist nicht so, als würden meine anderen Hunde das nicht auch erfüllen: Ludwig würde nur zu gerne das gleiche tun, ist aber mit 35 kg Körpergewicht nicht ganz so handlich. Yodas großer Vorteil dagegen ist, dass sie genau auf meinen Schoß passt.

Yoda ist der wandelnde Beweis, dass man viel aushalten und alles überwinden kann – ganz ohne Vorwürfe, ohne Enttäuschung, ohne irgendjemandem irgendetwas nachzutragen. Sie hat ihr neues Leben mit Leichtigkeit und Heiterkeit akzeptiert, festgestellt, dass unsere Kissen weicher sind als die in ihrem früheren Leben, und das findet sie gut so. Mehr nicht. Müsste sie ab morgen wieder auf einem Handtuch in einer Plastikschüssel schlafen, würde sie auch das wieder hinnehmen.

Wer Hunde hat, braucht keine Gurus.

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6 Kommentare

  1. Marion Pohl

    Liebe Frau von der Lyen,
    es ist jedes Mal so amüsant und berührend Ihre Artikel zu lesen, danke dafür.
    Wie wundervoll, dass sich Yoda dank Ihrer guten Pflege so toll entwickelt hat.
    Es freut mich sehr zu hören, dass Sie dabei sind neue Bücher zu schreiben.
    Wann kommt das Webinar bzgl. der Aufnahme von Hunden aus dem Tierschutz heraus? LG

  2. So süß… Ja sie passen auf den Schoß und das wissen sie und das nutzen sie auch aus. Ich habe meiner von Anfang an versucht, es abzugewöhnen ( sie ist aus 2. Hand Andalusien), beim xy.Mal dachte ich: dann sitzt sie eben auf dem Schoß-

  3. Babette Schubert

    Hallo Frau von der Leyen,
    Wie winzig klein Yoda ist, ist mir erst im Vergleich mit Rapunzels Nase bewusst geworden.
    Die Persönlichkeit und ihre Selbstsicherheit scheinen aber wirklich riesig zu sein. Sie hat es immerhin schon ins Bett geschafft. Respekt.

  4. Mignon Pittner

    Yoda behalten sie bestimmt, oder? Die würde ich nie wieder hergeben. SIe ist so wundervoll! Es freut mich, das sie sich so wunderbar entwickelt hat. Alle ihre großen Hunde sind auch sehr schön und liebenswert, aber kleinen gehört mein Herz und Yoda ist so eine ganz besondere kleine Dame! 🙂
    Es ist sicher wunderbar wenn die Süße beim Schreiben auf ihrem Schoß sitzt (und ja ich weiss wie schwer auch die kleinen mit der Zeit werden). 😀

  5. Ja, Hunde sind einfach nur geniale „Meister“.
    Danke für Ihre wunderbaren Artikel. Ich habe soviel gelernt und hoffe, auch für „unser Problem“ (Jimmy und seine Haut) eine Lösung zu finden.
    Sie haben wertvolle Hinweise gegeben.
    Yoda ermutigt mich.
    Liebe Grüße
    JBS

  6. Conni Schreck

    Ich muss immer wieder staunen. Genau wie meine Wilma. Ich hatte vorher auch einen Hund vom Tierschutz. Nelly war so genügsam und dankbar für alles und überhaupt nicht fordernd oder anspruchsvoll.

    Die kleine Wilma ist das genaue Gegenteil. Sie ist die Prinzessin und dass zeigt sie auch ganz deutlich. Sie ist mein Seelenhund und deswegen darf sie das auch.

    Einen guten Rutsch ins neue Jahr 🙂

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