Eifersucht unter Hunden

Streit kommt den besten Familien vor - Magyar Viszla
Streit kommt den besten Familien vor - Magyar Viszla

Streit kommt den besten Familien vor – Magyar Viszla

Wer mehrere Hunde hält, hat schon erlebt, dass es unter Hunden zu einer Art „“Eifersucht“ kommen kann: Die Hunde streiten sich über Knochen, Futternäpfe, Schlafplätze oder Ihre Aufmerksamkeit. Besonders dominante, kopfstarke Rassen, wie beispielsweise Dobermänner, Lhasa-Apsos oder Weimaraner zeigen häufig mehr Rivalität als andere Rassen. Auch Geschwister aus dem gleichen Wurf im gleichen Haushalt können problematisch werden.

Werbeanzeige

Rivalität unter Hunden tritt normalerweise deshalb auf, weil der Mensch sich unklar verhält und das Verhältnis der Hunde untereinander stört. Unter Hunden gibt es keine Demokratie und keine Gleichberechtigung. Es gibt immer einen Anführer-Hund und einen Hund, der sich unterordnet oder „mitläuft“, ohne einen Führungsanspruch zu erheben. Der Mensch muss die Hierarchie unter seinen Hunde anerkennen – auch dann, wenn ihm das vielleicht nicht passt. Der Hund, der „zuerst da“ war, ist nicht notwendigerweise der „Anführerhund“, auch wenn uns das aus Gerechtigkeitsgründen vielleicht so gefallen würde.
Wichtig ist auch, dass der Mensch versteht: Es gibt unter Hunden keine „„Eifersucht“ im menschlichen Sinne, genauso wenig. Menschliche Eifersucht ist eine sehr komplexe Gefühlsregung, zu der eine Menge Gegrübel und widersprüchliche Gedanken gehören. Hunde haben diese Fähigkeiten nicht. Bei dem, was wir bei Hunden als „“Eifersucht“ bezeichnen, geht es in Wirklichkeit um Konkurrenz oder das Klarmachen der Rangordnung. Wenn Sie das verinnerlicht haben, ist das größte Problem bereits gelöst.

Nehmen wir an, Sie haben zwei Hunde, Fido und Sam, wobei Sam der dominantere der beiden Hunde ist. Sie streicheln gerade Fido, als Sam dazu kommt, mit aufgestellten Ohren und wedelndem Schwanz, und offenbar auch gestreichelt werden möchte: Das wäre Konkurrenz. Sie haben zwei Hände, also können Sie beide gleichzeitig streicheln.

Das Erinnern an die Rangordnung dagegen sieht anders aus: Sie streicheln gerade Fido, da kommt Sam anspaziert und sieht gar nicht entspannt aus: Brust `raus, Ohren aufgestellt, und die Rute bewegt sich, wenn überhaupt, nur sehr langsam. Er versucht, sich zwischen Sie und Fido zu drängen: Damit will er sagen, dass es ihm nicht passt, dass Fido so nahe bei Ihnen sitzt. Fido wird versuchen, sich möglichst schnell höflich zu entfernen. Lassen Sie ihn gehen: Er weiß, was er tut. Er ist deshalb nicht bedauernswert: Rudel funktionieren eben so.

Die meisten Menschen mischen sich an diesem Punkt aber ein und sagen: „Fido, Schätzchen, bleib‘ bei mir!“ und zu Sam sagen Sie: „Was fällt dir ein, Sam, ich habe Fido zuerst gestreichelt!“ Mit Ihrem Tonfall haben Sie gerade Fido gelobt und Sam geschimpft – und seine Position als Führungshund angegriffen. Der arme Fido wird für dieses Fehlverhalten später von Sam bestraft werden, und das weiß er auch schon. Sie bringen also durch dieses Verhalten beide Hunde in Konflikt, Sie haben den einen in seiner natürlichen Rolle geschwächt, den anderen dadurch aber nicht stärker gemacht, sondern in die Defensive gebracht.

Wenn Sam und Fido in Streit geraten, neigt der Mensch dazu, sich sofort Fido, dem „“schwächeren“ Hund zuzuwenden, dem, der Beschwichtigungsverhalten zeigt. „“Oje, Fido, hat Sam dir weh getan?“ sagt der Mensch in tröstendem, liebevollen Tonfall. „Was fällt dir ein, Sam?“ pfeift er den anderen Hund dagegen an. Schon wieder wird Sams Position als dominanter Hund schwer angegriffen. Beide Hunde glauben jetzt, der Mensch möchte, dass Fido die dominante Position übernimmt, und denken sich: „„Verdammt, jetzt müssen wir uns schon wieder hauen!“, weil sie ja die Rangordnung so herstellen müssen, wie der Mensch sich in seiner Nähe wünscht. Dabei verstehen sich die beiden Hunde wahrscheinlich bestens, wenn keiner da ist.

Wenn diese Art der Auseinandersetzungs-Kämpfe erst angefangen hat, wird es gefährlich, weil das kleinste Missverständnis als Provokation bewertet wird: Die Türklingel schellt, beide Hunde rennen zur Tür – ein Kampf kann entstehen (wer ist der Erste?). Sie bellen im Garten gemeinsam irgendwas an – ein Kampf kann entstehen (wer bellt furchterregender?). Sie kommen ins Zimmer – ein Kampf kann entstehen (wen sieht der Mensch zuerst an?). Solche Reiz-Kämpfe haben nichts mehr mit Show-Kämpfen zu tun (die gewöhnlich nach drei Minuten vorbei sind und nur furchtbar klingen) und die „Rudel-Ettikette“ wird nicht mehr beachtet: Hier geht es jetzt wirklich darum, einander weh zu tun.
In einem funktionierenden Rudel passiert derlei nicht: Auch unsere domestizierten Hunde, die wir gewöhnlich für unser besseres Selbst halten, sind Rudeltiere, die sich an eine stringente Rudelordnung halten: Innerhalb eines Rudels verletzt oder tötet man einander nicht, weil alle Rudelmitglieder fürs Überleben (die Jagd) gebraucht werden. Wenn jemand verletzt oder getötet wird, wird das Rudel dadurch geschwächt. Eine Gruppe stützt und unterstützt sich zumindest nach außen hin, selbst wenn zuhause kleine Reibereien stattfinden oder man sich auf die Nerven geht: Gegen andere Hunde tritt man als Gruppe an.

Wenn Sie Hunde haben, die schon angefangen haben, einander wirklich ohne Rücksicht auf Verluste zu bekämpfen, kann Kastration helfen – aber schnell, bevor sich die Antipathie wirklich tief eingräbt. Dadurch wird die Beißhemmung wieder verstärkt, und ohne notwendige hormonelle Unterstützung tritt das ganze Angeber-Gehabe in den Hintergrund. Trotzdem müssen Sie Ihr eigenes Verhalten verändern, und wahrscheinlich trotzdem mit einem neutralen Trainer arbeiten, der vor allem Sie beobachtet: Wahrscheinlich verstärken Sie unbewußt durch winzige Gesten die Antipathie zwischen den Hunden.

In jedem Fall müssen Sie ein paar simple Regeln aufstellen: Sie müssen die Hierarchie Ihrer Hunde akzeptieren. Sie können nicht entscheiden, welcher Hund der Anführer ist. Das müssen Sie Ihren Hunden überlassen. Bleiben Sie objektiv, auch wenn das manchmal schwer ist: Sie haben vielleicht einen Hund lieber, oder er ist der Ältere, oder es passt Ihnen nicht, dass ihr Mops dominanter ist als Ihr Dobermann: Was auch immer die Umstände sind – es liegt nicht in Ihrer Hand, welcher Hund der Anführer ist.

Achten Sie darauf, welcher Hund zuerst durch die Tür geht, wenn Sie nach draußen gehen, wer geht gewöhnlich ein, zwei Schritte voraus, wenn sie zusammen durch den Garten oder durch die Wohnung gehen? Wenn ein Hund vor dem anderen stehen bleibt, sieht einer der beiden ein bisschen zur Seite und guckt woanders hin (das ist meistens der untergeordnete Hund)?
Wenn Sie sich sicher sind, welcher Hund der Anführer ist, zeigen Sie, dass Sie seine Position anerkennen, ohne eine große Nummer daraus zu machen: Füttern Sie ihn zuerst, dann erst den anderen Hund, geben Sie ihm zuerst den Gutenacht-Keks oder den Kauknochen. Begrüßen Sie den Anführerhund zuerst. Leinen Sie ihn als ersten an, wenn Sie nach draußen gehen. Wenn Sie Sam „b“evorrechtigt“ behandeln, zeigen Sie, dass Sie seinen Rang akzeptieren, und er muss dem anderen nicht dauernd seine Position beweisen.

Ganz selten gibt es Hunde, die echte Tyrannen sind oder wirklich schlechte gesellschaftliche Umgangsformen. Noch seltener gibt es Hunde, die sich jederzeit mit jedem anderen Hund ohne besonderen Grund prügeln. Solche Hunden sind meist ganz unproblematisch, wenn sie bei jemandem als Einzelhund leben dürfen – für alle Beteiligten möglicherweise eine Erlösung.

Nochmal zusammengefaßt:

Hunde können begehrenswerte Dinge nicht teilen. Jeder Hund braucht seinen eigenen Schlafplatz und seinen eigenen Futternapf.

Am besten füttert man Hunde zwar gemeinsam in einem Raum, aber nicht in Augenkontakt miteinander, in entgegengesetzten Ecken.

Füttern Sie den dominanteren Hund immer zuerst.

Am schnellsten geschehen Auseinandersetzungen über Knochen. Geben Sie den Hunden ihre Knochen nicht im gleichen Raum. Egal, wie viele Knochen der jeweilige Hund hat: Er will immer lieber den Knochen des anderen.

Begrüßen oder loben Sie den dominanteren Hund zuerst.

Wenn der neue Hund nicht im Zimmer ist, ignorieren Sie den Alten. So lernt der alte Hund, die Anwesenheit des neuen Hundes mit viel mehr Aufmerksamkeit für sich zu verbinden.

Welpen sind lustig, aber auch sehr anstrengend. Geben Sie dem älteren Hund die Möglichkeit, sich von dem neuen Welpen zurückzuziehen.

Der Mensch muss die Ranordnung unter den Hunden akzeptieren – die sich im Laufe des Hundelebens übrigens meistens ändert: Irgendwann gibt der alte Hund seine Position vielleicht stillschweigend an den jüngeren ab. Wenn der Mensch das zu lange übersieht, kommt es zu Problemen.

Auf Auseinandersetzungen nicht emotional reagieren: Hunde sehen die Dinge nicht so wie wir, sie machen auch nicht die gleichen emotionalen Prozesse durch. Ein Hund, der in der Rangfolge untergeordnet ist, fühlt sich nicht „zurückgesetzt“, sondern eingeordnet. Er kennt und akzeptiert seinen Platz. Um Konflikte zu vermeiden, muss der Mensch das auch.

Rivalitäten entstehen häufig in dem Moment, in dem der zweite Hund geschlechtsreif wird. Wenn man zwei Hunde sehr unterschiedlicher Größe oder Schärfe hat, ist es sinnvoll, beide Hunde rechtzeitig kastrieren zu lassen.

Teilen Sie diesen Beitrag!

4 Kommentare

  1. Mario Deflorian

    Ihr Artikel hilft uns sehr. Ist es bei temporären Rudeln auch so? Mein Schwager hat 3 mischlingshunde untersch. Alters und Grösse, und wir haben ein Magyar Viszla Mädchen 1Jahr alt. Alle sind kastriert. Unser Viszla greift immer wieder zwei davon an.

    • Lieber Mario,
      es klingt, als wäre die Viszla-Hündin gestresst von den drei „Eindringlingen“. Ich würde, sobald die Hunde Ihres Schwagers kommen, für absolute Ruhe sorgen und wilde Spiele im Garten sofort abbrechen, damit sich nicht „hochschaukelt“. Und es ist und bleibt das Haus Ihrer Hündin. Im Haus des Schwagers wiederum muss sie sich anpassen.
      Ich hoffe, das hilft ein wenig!

  2. Katrin Lehmann

    Seit 2005 haben wir eine Viszla Hündin (kastriert). Als sie 9 Jahre alt wurde, haben wir eine Viszla als Welpe dazu geholt. Alles funktionierte super. Seit September haben wir eine 2 jährige Viszla Hündin (unkastriert) aus dem Tierschutz übernommen. Die Probleme traten sofort auf. So haben wir die Mittlere kastrieren lassen. Das Problem (anknurren) von den beiden Älteren hat sich nicht gegeben. Wir haben vor, die Jüngste auch noch kastrieren zu lassen, müssen aber noch warten, da sie erst kürzlich Babys haben hat. Was können wir tun, damit sich das ändert. Die Jüngste ist ständig hinter uns her. So haben die anderen kaum eine Möglichkeit, an uns ran zu kommen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert